Ludwig von Jagow spricht am Donnerstag mit dem Umweltministerium in Stuttgart
Das Umweltministerium Baden-Württemberg denkt offenbar über eine Begrenzung der Remission von Zeitungen und Zeitschriften nach. Grundlage dafür ist ein Gutachten des Heidelberger Ifeu-Instituts über Maßnahmen zur Abfallvermeidung. Zur Diskussion steht beispielsweise die Forderung, nach der die Druckauflage der Titel die verkaufte Auflage um nicht mehr als 10 Prozent übersteigen soll.
In dem Gutachten moniert das ökologische Forschungsinstitut, dass gerade Zeitungen und Zeitschriften einen hohen Anteil an der Druckauflage aufweisen, der nicht verkauft werde. Um diesen Anteil zu minimieren und dementsprechend das Abfallaufkommen zu reduzieren, sei eine freiwillige Vereinbarung zwischen dem Land und den wirtschaftlichen Akteuren - in Baden-Württemberg ist das der
Südwestdeutsche Zeitschriftenverleger-Verband - erforderlich.
Mit Forderungen allein begnügt sich das Institut nicht, es unterbreitet auch konkrete Vorschläge. So könne beispielsweise die Zweit- und Drittnutzung von Zeitschriften in Form von
Lesezirkeln intensiviert und über Kampagnen beworben werden. Für die Zeitungen besonders interessant dürfte allerdings der zweite Rat von Ifeu sein. Es empfiehlt den Verlagen, die Leser zur Nutzung von E-Books und Online-Angeboten zu animieren, denn: "Wenn die Leser darauf zurückgreifen, kann das Papier für den Druck der entsprechenden Medien und das damit verbundene Papierabfallpotenzial eingespart werden", heißt es in dem Gutachten, das HORIZONT.NET in Auszügen vorliegt. In einer gemeinsamen Kampagne von Wirtschaftsverbänden und Verlagen könnten die Leser auf die Online-Angebote aufmerksam gemacht werden. Was die Forscher dabei scheinbar nicht berücksichtigt haben: Die meisten Verlage arbeiten bereits auf Hochtouren an ihren digitalen Angeboten, sind aber noch weit davon entfernt, mit den digitalen Nutzerzahlen - und vor allem den dazugehörigen digitalen Erlösmodellen - wirklich am Papierdruck sparen zu können.
"Distanziert kritisch" beurteilt auch
Ludwig von Jagow, Geschäftsführer des Fachbereichs Vertrieb beim Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (
VDZ), das Vorhaben des Umweltministeriums. Sicher könne man sich auf einen Durchschnittswert für Remittenden einigen, der liege aber bestimmt über 10 Prozent. Das werde er bei einem Gespräch, das am Donnerstag im Stuttgarter Ministerium stattfindet, bekräftigen. "Grundsätzlich stehe ich politisch verordneten regulativen Vorgaben aber sehr kritisch gegenüber", so von Jagow gegenüber Horizont.net. Neben dem VDZ lädt das Ministerium auch Vertreter der Branchen Lebensmittel, Metall, Bau und Versandhandel zum Austausch über Maßnahmen zur Abfallvermeidung ein.
kl