Hartmut Becker (Foto: Wort & Bild Verlag/Christoph Vohler)
Hubert Burdas Bonmot von den "Lousy Pennies", die Verlage im Internet verdienen, ist unvergessen. Bis heute kämpfen die Printhäuser damit, ihre Inhalte im Netz zu refinanzieren. Den meisten traditionellen Verlagen gelingt dies bislang mehr schlecht als recht. Der Wort & Bild Verlag ("Apotheken Umschau") will ab 2012 daher komplett auf Werbung auf seinen Internetportalen verzichten.
Die Gesundheitsportale Apotheken-umschau.de, Baby-und-Familie.de, Senioren-ratgeber.de und Diabetes-ratgeber.net werden damit komplett werbefrei. Im Interview mit HORIZONT.NET erklärt Geschäftsführer Hartmut Becker, warum der Verlag Werbung von seinen Internetseiten völlig verbannen will.
"Vermarktungserlöse stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zum nötigen Aufwand"
Aus welchem Grund verzichten Sie auf Onlinewerbung auf den Portalen des Wort & Bild Verlages?Hartmut Becker: Vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung auf dem Online-Werbemarkt erweist sich dieser Medienkanal, jedenfalls unserer Erfahrung nach, als derzeit wirtschaftlich wenig interessant. Die zunehmend intransparente Marktsituation erschwert es, das Preisgefüge richtig zu bewerten. Niedrigstpreise, hohe Rabatterwartungen, Restplatzvermarktung etc. verhindern ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Onlinewerbung ist in den vergangenen Jahren stets im zweistelligen Bereich
gewachsen. Warum verzichten Sie freiwillig auf diese Erlöse?Natürlich sind über die Jahre in diesem relativ neuen Medium die Brutto-Werbespendings gewachsen. Davon unabhängig stehen die tatsächlichen Vermarktungserlöse von Display-Werbung in keinem wirtschaftlich vernünftigen Verhältnis zu dem dafür nötigen Aufwand. Deshalb überwiegen für uns eindeutig die Vorteile, wenn wir die Portale komplett werbefrei anbieten können.
Sie begründen die Einstellung mit der "intransparenten Marktsituation". Worauf bezieht sich diese Aussage? Auf die Preisfindung?Unsere Kunden wissen, dass wir unsere Leistungen immer zu einem sehr fairen Preis anbieten. Das haben wir auch bei der Online-Vermarktung so gehalten. Da die Brutto-Netto-Schere in den vergangenen Jahren immer weiter auseinandergegangen ist, wird es zunehmend schwieriger, einen leistungsgerechten Preis am Markt durchzusetzen.
Sie denken über ein neues Geschäftsmodell nach. Wollen Sie Ihre Websites kostenpflichtig machen?Wir bitten um Verständnis, dass wir über neue Geschäftsmodelle noch nicht sprechen, ehe sie marktreif sind.
Glauben Sie an die Refinanzierbarkeit von redaktionellen Angeboten im Internet?Eine Refinanzierung von journalistisch anspruchsvollen redaktionellen Online-Angeboten verlangt auf jeden Fall ein Umdenken bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.