Medienberichten zufolge ordnet der Essener Verlag nach einem Beschluss der Gesellschafter seine Geschäftsbereiche künftig in vier Säulen: das klassische Zeitungssegment, Zeitschriften, Druck und Neue Medien. In diesem Zusammenhang soll die Zahl der über 140 Tochterfirmen etwa um die Hälfte reduziert werden.
Bei den weiteren Einsparmaßnahmen stehen offenbar vor allem die defizitären Lokalausgaben auf dem Prüfstand, allen voran die
"Westfälische Rundschau". Das Blatt, das sich nirgends als lokaler Marktführer behaupten kann, gilt seit langem als Sorgenkind und ist immer wieder Gegenstand von Produktanalysen und dem internen Strategiedialog. Recht viel Spielraum haben die Gesellschafter allerdings nicht mehr: Da die Mediengruppe, wie die meisten anderen Verlage auch, bereits im Jahr 2009 eisern gespart und rund 300 Stellen abgebaut hat, dürfte es nun an die Substanz gehen.
Zudem hatte Geschäftsführer
Manfred Braun erst im August angekündigt,
verstärkt auf die lokale Berichterstattung zu setzen, um den Auflagenrückgang seiner vier Tageszeitungen
"Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ),
"Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung",
"Westfälische Rundschau" und
"Westfalenpost" in Nordrhein-Westfalen zu bremsen. Braun hatte davon gesprochen, Stellen aus den überregionalen Ressorts in die Lokalredaktionen zu verschieben, insgesamt waren rund 80 Arbeitsplätze betroffen. Nun wird zudem darüber nachgedacht, ob die größtenteils in denselben Gebieten erscheinenden Lokalausgaben der "WAZ" und der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" künftig enger zusammenarbeiten. Die Mediengruppe hat die Pläne bislang nicht bestätigt.
Eine schnelle Umsetzung der Umbau- und Sparmaßnahmen gilt jedoch als wahrscheinlich. Im August hatte Geschäftsführer Braun, der zusammen mit
Christian Nienhaus und
Thomas Ziegler an der Spitze der WAZ Mediengruppe steht, bereits darüber geklagt, dass man mit Veränderungen insgesamt zu lange gezögert habe. Ein Grund dafür war in den vergangenen Jahren die schwierige Eigentümerstruktur in dem Essener Konzern. Erst nachdem
Petra Grotkamp die Familie Brost im Januar diesen Jahres ausgekauft hat, kann sie relativ leicht durchregieren. Die Schattenseite: Der Deal belief sich angeblich auf eine halbe Milliarde Euro - diese Verschuldung bei sinkenden Auflagen dürfte den Druck auf die Geschäftsführung weiter hoch halten.
kl