Thomas Bellut wurde mit großer Mehrheit zum neuen Intendanten gekürt
Thomas Bellut wird neuer Intendant des ZDF. Der Fernsehrat des ZDF wählte den 56-Jährigen heute in Mainz zum Nachfolger von Markus Schächter, dessen zweite Amtszeit im März 2012 ausläuft. Bellut bekam als einziger Kandidat 70 von 73 Stimmen, ein Mitglied des Rates stimmte gegen ihn, zwei enthielten sich der Stimme.
"Thomas Bellut ist einer der herausragenden Medienmanager dieses Landes. Er steht für die Werte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und für einen unabhängigen Journalismus", kommentiert der Vorsitzende des Fernsehrats Ruprecht Polenz die Wahl: "Seine besondere Klasse hat im Ergebnis der Wahl durch ein pluralistisches und meinungsfreudiges Gremium ihren Widerhall gefunden. Ich wünsche Herrn Bellut für die großen Herausforderungen, die vor ihm und dem ZDF liegen, eine glückliche Hand und viel Erfolg."
Eine der größte Herausforderung für den neuen Intendanten dürfte die Zuschauerstruktur des ZDF sein: Der Altersschnitt der Zuschauer liegt deutlich über dem der meisten anderen Sender, in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kam das ZDF im vergangenen Jahr nur noch auf 6,7 Prozent Marktanteil und lag damit sogar hinter dem vergleichsweise kleinen Privatsender Vox und nur noch knapp vor Kabel Eins und RTL 2. Mit Ablegern wie
ZDF Neo oder
ZDF Kultur versucht der Sender wieder mehr jüngere Zuschauer zu gewinnen. Außerdem muss Bellut den Sender für die zunehmende digitale Mediennutzung fit machen, bereits ein Schwerpunkt der Ära Schächter.
Nicht zuletzt stehen derzeit die rechtlichen Grundlagen des ZDF auf dem Prüfstand: Das Bundesverfassungsgericht überprüft derzeit den ZDF-Staatsvertrag. Dabei geht es um die Frage der Staatsferne der Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Senders. Eingereicht hatte die Klage das Land
Rheinland-Pfalz, das die Rundfunkpolitik der Länder federführend koordiniert. Anlass war der Streit um eine zweite Amtszeit des ehemaligen ZDF-Chefredakteurs
Nikolaus Brender.
Bellut ist seit Dezember 2002 Programmdirektor des ZDF. Zuvor hatte der promovierte Politikwissenschaftler zehn Jahre in der ZDF-Innenpolitik gearbeitet, zunächst als Redaktionsleiter für Sondersendungen und das Magazin "Blickpunkt". Ab 1997 leitete er die Hauptredaktion Innenpolitik. Seine journalistische Laufbahn begann Thomas Bellut 1983 bei den "Westfälischen Nachrichten". Ein Jahr später wechselte er zum ZDF, wo er volontierte und anschließend Redakteur beim "Länderspiegel" war. Später berichtete er als Korrespondent für das ZDF aus Berlin, kehrte als Referent des Programmdirektors nach Mainz zurück und baute danach die Sendungen "Familienmagazin" und "Reiselust" auf.
dh