Steigt Springer bei Pro Sieben Sat 1 ein?

Springers Chef-Lobbyist Christoph Keese
Springers Chef-Lobbyist Christoph Keese
Teilen

Im Zuge der Verkaufsbestrebungen von Pro Sieben Sat 1 tritt ein alter Bekannter auf die Bühne: Axel Springer. Der Verlag hatte bereits 2006 versucht den TV-Konzern zu übernehmen und war seinerzeit sowohl an einem Veto des Bundeskartellamtes als auch der die Meinungsmacht kontrollierenden KEK gescheitert. Laut "Süddeutscher Zeitung" soll sich Springer nun für einen Minderheitsanteil interessieren.

Wie die Zeitung schreibt, die sich auf informierte Kreise beruft, geht es um einen Anteil von 25 Prozent. Damit wäre Springer einer der "Anker-Aktionäre", die weitgehende Mitspracherechte haben. Den Weg dafür versuchen Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und Christoph Keese, Geschäftsführer Public Affairs, dem Bericht nach in Gesprächen mit den zuständigen Wettbewerbshütern und der Politik zu bereiten. Keese, Ex-Chefredakteur der "Welt am Sonntag", war im April 2008 auf die neu geschaffene Position gerückt, nachdem 2007 auch Springers Versuch mit der Pin AG den Postmarkt aufzumischen, an der Politik gescheitert war. Seither arbeitet der oberste Lobbyist unermüdlich daran, das Ansehen von Europas größtem Zeitungsverlag zu verbessern.

Springer dementiert den Einstieg jedoch vehement: "Presseberichte über ein Interesse von Axel Springer an Pro Sieben Sat 1 sind reine Spekulation. Wir haben keine Pläne uns an der Sendergruppe zu beteiligen und führen auch keinerlei Gespräche. Die Wahrscheinlichkeit, dass Axel Springer sich an Pro Sieben Sat 1 beteiligt war noch nie so gering wie heute."

Für Pro Sieben Sat 1 werden von den jetzigen Eigentümern KKR und Permira derzeit mehrere Exit-Szenarien geprüft: Da ein Verkauf an einen nationalen Brancheninvestor aus medienrechtlicher und Sicht der Wettbewerbsbehörden nach wie vor kaum möglich ist, käme derzeit nur ein Käufer aus dem Ausland oder ein Exit über die Börse in Frage. Da sich die Aktie seit ihrem Tiefstand im März 2009 von 90 Cent auf mittlerweile über 23 Euro erholt hat, gilt derzeit vor allem die letzte Variante für wahrscheinlich. 

Noch schleppt der Konzern jedoch einen Schuldenberg von über 3 Milliarden Euro mit sich herum, der den Verkaufspreis drückt. KKR und Permira hatten Pro Sieben Sat 1 diesen aufgebürdet, indem der TV-Konzern den niederländisch-skandinavischen TV-Konzern SBS von den Finanzinvestoren übernehmen musste. Der Kauf wurde fast vollständig über Kredite finanziert. Nun stehen die Sender in Benelux und Skandinavien erneut zur Disposition. Analysten rechnen damit, dass der Verkauf rund 2 Milliarden Euro in die Kassen spülen könnte. Pro Sieben Sat 1 wäre damit auf einen Schlag deutlich attraktiver. Ergebnisse dazu will CEO Thomas Ebeling im 2. Quartal präsentieren.

Springer hatte in den vergangenen Jahren stets ein latentes Interesse bekundet, nicht zuletzt um die Rechtsstreitigkeiten zu begründen, die das Unternehmen nach dem Veto von Kartellamt und KEK angestrengt hatte. Nachdem der Kartellamtsentscheid vom Bundesgerichtshof in letzter Instanz für gültig erklärt wurde, ist das KEK-Verfahren im November rückverwiesen worden.

Wie der Versuch ausgehen würde, eine Mehrheit zu übernehmen, ist daher weiterhin unklar. Der aktuelle Kartellamtspräsident Andreas Mundt hatte zwar in Interviews suggeriert, dass der Fall Springer - Pro Sieben Sat 1 möglichweise unter anderen Vorzeichen geprüft werde. Die KEK-Vorsitzende Insa Sjurts hat dagegen seit dem damaligen Verbot stets bekräftigt, dass sie eine Neuauflage des Falls nach dem 2006 eigens erstellten Modell prüfen würde. Die Versuche, den Rundfunkstaatsvertrag zu ändern, auf dessen gesetzlicher Basis die KEK prüfen darf, sind bislang gescheitert. Die eigens dafür gegründete Arbeitsgemeinschaft kommt nur langsam voran. 

Einen Minderheitenanteil zu übernehmen, könnte diese Probleme umgehen. Es würde jedoch nicht zu Springers Strategie passen, bei seinen Beteiligungen auch die unternehmerische Kontrolle zu erhalten. Deshalb hatte Springer auch Anfang 2008 den damals 12-prozentigen Anteil an Pro Sieben Sat 1 verkauft. Allerdings half der Verkauf damals auch, um die Verluste aus dem Pin-Deal auszugleichen. pap



stats