Spiegel-Gruppe: Christof Herbers und Michael Voss müssen gehen

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Die Aura der Ruhe, die der neue "Spiegel"-Geschäftsführer Ove Saffe in diesen Tagen gerne um sich und für sein Haus verbreitet, täuscht: Mit einem radikalen Umbau der Führungsorganisation setzt Saffe jetzt, zwei Monate nach seinem Amtsantritt, erste Duftmarken in der Spiegel-Gruppe: Christof Herbers, seit Juli 2007 kaufmännischer Leiter, und Michael Voss, erst seit Januar dieses Jahres Verlagsleiter des "Manager Magazins", müssen das Haus verlassen. Beide sind Weggefährten von Saffes Vorgänger Mario Frank und waren von diesem ins Haus geholt worden.

Ab 2009 strafft Saffe die Strukturen der Verlagsleitung und bündelt die Aufgaben bei nur noch drei Führungskräften: Matthias Schmolz, 45, seit 1994 im Verlag, wird als Verlagsleiter zuständig sein für alle Verlagsobjekte der Gruppe ("Spiegel", "Spiegel Special", "Kultur Spiegel", "Uni Spiegel", "Manager Magazin", "Harvard Businessmanager") mit den Bereichen Objektleitung und Verlagskoordination, Dokumentation, Herstellung, Finanz- und Rechnungswesen, Personalabteilung, Rechtsabteilung, Allgemeine Verwaltung, Reisestelle und Leserservice.

Christian Schlottau, 50, seit 1995 beim "Spiegel" und zuletzt Marketingleiter, steigt zum Verlagsleiter auf. Damit wird er zuständig für alle genannten Verlagsobjekte der Gruppe - mit den Bereichen Anzeigen- und Onlinevermarktung, Vertrieb, Marketing-Services und Werbung. Damit bestätigt sich die HORIZONT-Spekulation (47/2008), wonach Saffe einen Gesamt-Vermarktungsverantwortlichen für Print und Online installiert. Bislang agierte Schlottau auf einer Ebene mit der Geschäftsführung des Spiegel-Online-Vermarkters Quality Channel. Fried von Bismarck, 62, seit 1977 im Verlag, bleibt als Verlagsleiter zuständig für die IT-Bereiche der Gruppe und ist weiterhin Geschäftsführer von Spiegel.Net (Spiegel Online, Quality Channel) und Spiegel TV. Alle drei Verlagsleiter berichten an Saffe.

Damit bleiben keine Aufgaben mehr für Herbers, 48, und Voss, 39. Mit beiden „werden derzeit Gespräche geführt", teilt der Verlag mit. „Der Wegfall der beiden Positionen ist ausschließlich vor dem Hintergrund der neuen Strukturen zu sehen", widerspricht Saffe der Interpretation, die Demission der beiden habe politische Gründe. Die Manager Magazin Verlagsgesellschaft ("Manager Magazin", "Harvard Businessmanager") ist eine 75,1-prozentige Tochter des Spiegel-Verlags, an dem G+J wiederum mit 25,5 Prozent beteiligt ist. 24,9 Prozent hält G+J direkt am "Manager Magazin".

Herbers und Voss waren in der Spiegel-Gruppe mit dem Makel gestartet, Vertraute des früheren, chronisch umstrittenen Geschäftsführers Mario Frank zu sein. Frank hatte Voss als „Manager Magazin"-Verlagsleiter installiert und sich selbst zum Geschäftsführer erklärt. Vorgänger in beiden Funktionen war Philipp Busch; dieser musste das Haus Ende 2007 verlassen. Dem Vernehmen nach hatte sich Voss auf der Verlagsseite schnell Sympathien erworben. Zuletzt allerdings hörte man von Unstimmigkeiten zwischen ihm und der Redaktion - bei denen Verlagsmanager in der Spiegel-Gruppe traditionell den Kürzeren ziehen. Herbers hingegen schien mit der viel zitierten "Spiegel"-Kultur nie richtig warm werden zu können. rp
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