„Spiegel“: Copypreis-Erhöhung im Jahrestakt / Anzeigenerlöse steigen um 11 Prozent

"Der Spiegel" kostet bald 4 Euro
"Der Spiegel" kostet bald 4 Euro
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Es ist soweit: „Der Spiegel“ wird zum Jahresbeginn 2011 glatte 4 Euro kosten (bisher: 3,80 Euro). Und im 1. Quartal 2011 wird auch der monatliche Schwestertitel „Manager Magazin“ seinen Copypreis erhöhen – von derzeit 7,50 auf dann 8 Euro. Dies gab „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe bei einem Pressegespräch am Mittwoch bekannt. Erst vor genau einem Jahr hatte er den Verkaufspreis des Nachrichtenmagazins zuletzt erhöht; damit scheinen sich beim „Spiegel“ Copypreis-Steigerungen im Jahrestakt einzupendeln.

„Wie alles, was gut ist, kann und wird auch der ,Spiegel‘ regelmäßig teurer werden“, so Saffe: „Ich halte das eigentlich für eine Selbstverständlichkeit.“ Bleibt er bei diesem Takt, würde der „Spiegel“ in fünf Jahren tatsächlich jene 5 Euro kosten, über die er bereits im vergangenen Dezember mal szenarisch nachgedacht hatte. Durch die letzte Preiserhöhung werden die Vertriebserlöse in diesem Jahr trotz weiter leicht sinkender Verkaufsauflage um knapp 3 Prozent steigen, schätzt Saffe. Für 2011 rechnet er mit einer ähnlichen Entwicklung – aus denselben Gründen. Und dank der Reduzierung unrentabler Auflagenbestandteile (vor allem Bordexemplare) ziehe man aus dem Vertrieb mittlerweile eine ähnliche Rendite wie aus dem Anzeigengeschäft.

„Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe
„Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe
Apropos Anzeigengeschäft: Hier erwartet Saffe in diesem Jahr ein Plus von knapp 11 Prozent in der eigenen Kasse; das (Brutto-) Volumen sei jedoch nur um 5 bis 6 Prozent gestiegen. Die Brutto-Netto-Schere ist demnach beim „Spiegel“ kleiner geworden. Grund dafür seien weniger Großkunden mit hohen (Listen-) Rabatten, neue kleinere Werbekunden mit entsprechend niedrigeren Rabatten und eine deutliche Zunahme von Sonderinsertionen. Für das kommende Jahr rechnet Saffe mit „moderat“ steigenden Anzeigenerlösen.

Unterm Strich stammen in diesem Jahr knapp 62 Prozent der Erlöse (2009: gut 63 Prozent) aus dem Vertrieb und gut 38 Prozent (2009: knapp 37 Prozent) aus dem Anzeigengeschäft. Durch den zuletzt wieder anziehenden Werbemarkt hat sich die Gewichteverschiebung hin zum Vertrieb wieder etwas entradikalisiert; im vergangenen Jahr war der Vertriebsanteil gegenüber 2008 um heftige zehn Prozentpunkte gestiegen. Zum Langzeitvergleich: Vor nur neun Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt. Saffe sieht daher auch keine Trendwende im Anzeigenmarkt: Es bleibe dort „strukturbedingt schwierig“.

Die bis jetzt genannten Zahlen beziehen sich auf das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Zählt man die mittlerweile fünf eher anzeigenfreien, aber hochpreisigen „Spiegel“-Ableger (Geschichte, Wissen, Special, Kinder, Jahreschronik) hinzu, erhöht sich der Vertriebsanteil des Spiegel-Verlags weiter. Fürs kommende Jahr kündigt Saffe einen weiteren Ableger im Bereich Wissen an. Die gesamte Spiegel-Gruppe (Verlag, „Manager Magazin“, Spiegel Online, Spiegel TV) erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von 312 Millionen Euro, das sind 3,3 Prozent mehr als 2009. Die Umsatzrendite sei gestiegen und zweistellig, so Saffe. Doch sogar im vergangenen Krisenjahr 2009 war sie trotz Gewinneinbruch von einem Drittel noch „knapp zweistellig", wie es damals hieß.

Im TV-Produktions- und Onlinegeschäft sind die Renditen jedoch deutlich niedriger – Print reißt es also nach wie vor heraus. Immerhin verdient das langjährig defizitäre Portal Manager Magazin Online in diesem Jahr erstmals Geld; hier hatte der Verlag sechs Redaktionsstellen (von zuvor 22) gestrichen und die Arbeit enger mit dem Print-Team verzahnt. Die aktuelle Baustelle ist bekanntlich Spiegel TV: Hier sollen etwa 15 Prozent der bisher rund 260 festen Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Wegen des Verlusts von drei Produktionsaufträgen, die für einen Umsatz von 6 Millionen Euro standen, will die Gruppe künftig mehr mit freien TV-Journalisten arbeiten. Dies sei üblich in der TV-Produktions-Branche, so Saffe.

Und natürlich das Thema iPad: Saffe kündigt für die nächsten Wochen die dritte Version der „Spiegel“-App an. Parallel entwickelt die Gruppe Versionen für Browser- und Android-basierte Betriebssysteme. „Apples iPad wird ein Premium-Produkt bleiben. Den Massenmarkt werden andere entwickeln – und dann wird es richtig spannend“, sagt Saffe. Der Verlag verkauft jede Woche über 15.000 E-Paper über die App; von der Wikileaks-Ausgabe waren es sogar über 20.000. Vermarktungsstrategisch soll das E-Paper beim „Spiegel“ ein eigenes – also separat zu buchendes – Produkt bleiben; die Anzeigen aus dem Heft werden nicht mit übernommen. Wohl auch deshalb, weil Werbekunden die App-Anzeige sonst als Draufgabe für eine Printbuchung empfinden würden – was die Zahlungsbereitschaft senken dürfte. rp



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