Und auch der "Spiegel" bezweifelt den nicht nur von Springers Strategen behaupteten "Bild"-Status - und arbeitet sich am angeblichen
Nicht-Leitmedium in dieser Woche, in der es in Nordafrika so gefährlich brodelt, in einer großen Titelgeschichte ab. Neues erfährt man nicht, die Beispiele sind teilweise über fünf Jahre alt. Lustig ist die pikiert klingende Erwähnung, dass sich die Tantieme der "Bild"-Chefs nicht mehr an der Auflage bemesse, sondern an der Rentabilität. So etwas gibt es beim „Spiegel" seit Jahrzehnten in Reinform und nennt sich: Gewinnausschüttung.
Aber dennoch, das Stück ist süffig zu lesen und bedient alle Erwartungen, die altgediente "Spiegel"-Leser in der
Nach-Aust-Ära wieder an ihr Blatt haben können. Sie werden es mögen, als längst mal wieder fällige Abrechnung mit der vermeintlich rechtspopulistischen
Revolverpresse, die sich so bieder geriere. Man kann aber auch sagen: ein Griff in die Mottenkiste der Medienkritik. Links der "Spiegel", der mit Guttenberg so gerne mal wieder einen Minister - und dann noch einen so schneidigen Konservativen! - mit aus dem Amt schreiben wollte. Und rechts die "Bild", die mit eben diesem aufs peinlichste fraternisierte. Die alten Reflexe, sie funktionieren mehr denn je. Die kommenden Wochen werden es weiterhin sehr unterhaltsam zeigen.
rp