Die Sky-Werbeoffensive zeigt nur langsam Wirkung
Der defizitäre Pay-TV-Anbieter Sky Deutschland verbucht für das 3. Quartal 2010 steigende Abonnentenzahlen. Der Nettozuwachs - also der Saldo aus Kündigungen und Neukunden - beträgt 45.000 Abos. Nach dem Zuwachs von netto lediglich 6.000 Kunden im 2. Quartal 2010 bedeutet dies eine deutliche Verbesserung. Von den rund 3 Millionen Kunden, die Sky braucht, um profitabel zu werden, ist das Unternehmen mit 2,52 Millionen Abos (Stand: 30. September) jedoch immer noch deutlich entfernt.
Sullivan hat noch einen weiten Weg vor sich
Der auch dieses Jahr dreistellige Millionen-Euro-Werbeetat zeigt damit nur langsam Wirkung. Der seit April 2010 amtierende CEO
Brian Sullivan ist trotzdem zuversichtlicher, denn die rollierende 12-Monats-Kündigungsrate ist auf 18,9 Prozent gesunken und damit auf dem niedrigsten Wert seit fünf Jahren. Der Pro-Kopf-Umsatz der Abonnenten (ARPU) erreicht mit 29,45 Euro einen Rekordwert - die Sky-Abonnenten zahlen damit im Schnitt soviel wie noch nie für ihr Abo. Darin schlägt sich die Umstellung des Sky-Modells nieder. Abonnenten müssen das Basispaket
Sky Welt abonnieren und bekommen weitere Pakete wie
Sky Bundesliga nur zusätzlich. "In diesen Ergebnissen sehen wir ermutigende Zeichen, dass wir die richtigen Maßnahmen für gesundes Wachstum ergreifen", sagt Sullivan.
Für den Umsatz bedeutet dies im 3. Quartal im Vorjahresvergleich einen Zuwachs von 16,6 Prozent auf 243,2 Millionen Euro, in den ersten neun Monaten des Jahres ist der Umsatz um 6,3 Prozent auf 714 Millionen Euro gestiegen. Sullivan ist zuversichtlich, das Wachstum des 3. Quartals auch in das letzte Quartal des Jahres verlängern zu können. "Mit Blick auf das außerordentlich wichtige Weihnachtsgeschäft haben wir noch mehr in Planung und erwarten daher einen Netto-Abonnentenzuwachs, der deutlich über dem des 3. Quartals liegt", sagt Sullivan.
Zu den Anstößen für das 4. Quartal gehört die Einführung des bereits angekündigten CI-Plus-Moduls, das direkt in den Fernseher eingesteckt werden kann und eine extra Set-Top-Box erspart. Zudem hat sich Sky mit
Kabel Deutschland, dem größten Kabelnetzbetreiber, darauf geeinigt, dass die Sky-Programme auch über das KDG-CI-Plus-Modul empfangen werden können. Die KDG versorgt rund neun Millionen Haushalte.
Der hochauflösende Standard HD entwickelt sich zum Treiber. Im 3. Quartal hat Sky 90.000 HD-Kunden gewonnen. Der HD-Anteil liegt nun bei 18,2 Prozent - fast doppelt soviel wie im Vorjahreszeitraum.
Für schwarze Zahlen reichen all die Entwicklungen jedoch nicht aus. Im 3. Quartal lag der Verlust bei 89,3 MIllionen Euro, kummuliert für die ersten neun Monate bei 268,2 Millionen Euro. Der operative Verlust vor Steuern, Zinsen sowie materiellen und immateriellen Abschreibungen (Ebitda) ist zwar gesunken, beträgt aber auch noch 54,9 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr bestätigt der Vorstand die Prognose. Demnach wird der Ebitda-Verlust bei 260 bis 280 Millionen Euro liegen. "Für das Gesamtjahr 2011 wird ein deutlich besseres Ebitda als in 2010 erwartet, das aber weiterhin negativ ausfallen wird", teilt Sky mit. Damit liegt das Unternehmen, das von
Rupert Murdochs News Corp dominiert wird, deutlich hinter seinem ursprünglichen Sanierungsplan. Sullivans Vorgänger
Mark Williams wollte bereits Ende 2010 auf Quartalsbasis schwarze Zahlen schreiben. Das Ziel war mehrfach verschoben worden. Sullivan macht keine konkreten Angaben mehr dazu, wann er aus der Verlustzone kommen kann.
Murdoch hat bislang rund 1 Milliarde Euro in das seit seiner Gründung defizitäre Unternehmen gesteckt. Eine weitere Kapitalerhöhung soll 340 Millionen Euro in die Kassen spülen und verschafft Sullivan zumindest eine Atempause. Viele Marktbeobachter halten Pay-TV in Deutschland für ein kaum profitabel zu betreibendes Geschäft, zumindest für einen Premium-Anbieter wie Sky. Trotzdem entwickelt sich der Markt, getrieben durch die Kabelnetzbetreiber, Astra und Telekom in den vergangenen Jahren voran.
pap Chancen von Pay-TV in HORIZONT 44/2010 vom 4. November