SWR und WDR lassen Fusion von Digitalsendern platzen

Die beiden Digitalkanäle bleiben getrennt
Die beiden Digitalkanäle bleiben getrennt
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Die geplante Zusammenlegung der ARD-Digitalsender Eins Plus und Eins Festival ist geplatzt. SWR und WDR konnten sich nicht auf eine einheitliche Ausrichtung des Senders einigen, berichtet die "Berliner Zeitung". 

Das Konzept für die Fusion lag seit Ende vergangenen Jahres auf dem Tisch. Eins Plus berichtet vor allem über Service- und Wissensthemen und wird vom SWR betreut, Einfestival, angesiedelt beim WDR, zeigt vor allem Kultur- und Unterhaltungssendungen. Beide Sender zielen auf ein jüngeres Publikum als die Dritten Programme und das Flaggschiff Das Erste. Die Idee klang eigentlich bestechend logisch: Durch eine Bündelung der Kräfte hätte man die beiden wenig profilierten Digitalsender aus ihrem Nischendasein holen und so mehr jüngere Zuschauer erreichen können. Das ZDF hat mit dem Jugendsender ZDF Neo erfolgreich vorexerziert, wie man aus einem angestaubten Digitalsender ein attraktives Angebot für jüngere Zuschauer macht. Doch offenbar lagen die Vorstellungen von SWR und WDR zu weit auseinander. Die "Berliner Zeitung" berichtet von "atmosphärischen Störungen" zwischen den beiden Rundfunkanstalten, zuletzt habe sogar "Funkstille" geherrscht.

Nach offizieller Lesart ist die Fusion am Geld gescheitert: "Ausschlaggebend waren vor allem finanzielle Gründe. Wir haben erkennen müssen, dass wir, auch wenn wir die Etats beider Kanäle zusammenlegen, weit davon entfernt sind, einen Jugendkanal realisieren zu können", zitiert die "Berliner Zeitung" SWR-Intendant Peter Boudgoust. Vieles spricht jedoch dafür, dass die Positionen von Boudgoust und Piel nicht vereinbar waren. Während der SWR-Chef in der Vergangenheit mehrfach für einen eigenen ARD-Jugendkanal ausgesprochen hat, hat die amtierende ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel entsprechenden Überlegungen eine klare Absage erteilt. Sie will junge Zuschauer vielmehr mit "trimedialen Angeboten" erreichen, also mit zielgruppengerechten Angeboten in den bestehenden TV-Sendern, Radioprogrammen und Internetprotalen der ARD.

Nun bleibt es also bei den getrennten Bemühungen um junge Zuschauer: SWR und WDR haben jeweils Sondertöpfe für die Entwicklung junger und innovativer Formate eingerichtet. Beim SWR kümmert sich künftig die neue Arbeitsgruppe Programmwerkstatt, bestehend aus TV- und Radiomachern um die Entwicklung neuer Sendungen, die bei Eins Plus getestet werden. "Wir werden Eins Plus nicht umgestalten, sondern in diesem Programm Spielflächen schaffen, wo wir Formate für jüngere Zielgruppen ausprobieren", sagt SWR-Chef Boudgoust.

Der WDR geht bei Eins Festival einen Schritt weiter. Neben der Entwicklung neuer Programme soll der Sender zur Internationalen Funkausstellung komplett relauncht werden, neben einem neuen Auftritt könnte der Sender auch einen neuen Namen bekommen. Ob die nun weiterhin getrennt stattfindenden Bemühungen von SWR und WDR ausreichen werden, um jüngere Zuschauer in nennenswertem Umfang zu Eins Plus und Eins Festival zu locken, darf indes bezweifelt werden. dh
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