Ex-Premiere-Chef Georg Kofler hat erneut Ärger mit der Justiz
Die Vergangenheit lässt ihn nicht los: Der ehemalige Premiere-Chef Georg Kofler hat erneut Ärger wegen angeblich geschönter Abo-Zahlen bei dem Pay-TV-Anbieter. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen drei ehemalige Top-Manager von Premiere. Kofler selbst weist die Vorwürfe erneut weit von sich.
Die Staatsanwaltschft München hat bestätigt, dass gegen drei Beschuldigte wegen Kapitalanlagebetrugs, Marktmanipulation und unrichtiger Darstellung ermittelt wird. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks wurden am Mittwoch über 20 Büros und Wohnungen in Deutschland und Luxemburg durchsucht. Dabei wurden Unterlagen sichergestellt, festgenommen wurde aber niemand.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Premiere,
Georg Kofler, weist die Vorwürfe in einer Pressemitteilung erneut weit von sich: "Die Vorwürfe hinter den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind haltlos. Ich stelle unverändert fest: Premiere hat während meiner Amtszeit stets korrekt berichtet. Es gibt keine Bewertung eines deutschen Gerichts, die zu einem anderen Ergebnis kommt. Im Gegenteil: Das Landgericht München hatte in mehreren Verfahren klar festgestellt, dass den Klägern unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt ein Schadensersatzanspruch zusteht. Das Gericht hatte dabei auch die Tatbestände geprüft, wegen derer die Staatsanwaltschaft ermittelt - und diese als unzutreffend bewertet."
Das
Oberlandesgericht München habe in seinem Urteil vom März 2011 festgestellt, dass es "keinen Anlass gibt, den verwendeten Abonnentenbegriff als fehlerhaft zu bezeichnen". Auch "Prospektfehler im Zusammenhang mit der Angabe der Abonnentenzahlen" seien "nicht zu bejahen".
Nach der Übernahme des Pay-TV-Anbieters durch den US-Medienkonzern
News Corp hatte das neue Mangement die Abonnentenzahlen um fast eine Million nach unten korrigiert. Rund zwei Drittel der angeblichen Schein-Abonnenten, die ihr Abo gar nicht aktiviert hatten, sollen über Verträge mit Geschäftspartnern zu Premiere gekommen sein.
Kofler begründet die deutlichen Abweichungen bei den Abo-Zahlen mit einem Strategieschwenk nach der Übernahme von Premiere durch News Corp: Unter seiner Führung habe Premiere das Ziel verfolgt, Pay-TV als Massenprodukt zu etablieren. Dabei habe das Unternehmen bewusst in Kauf genommen, Abonnements mit niedrigen oder sehr niedrigen Jahresumsätzen zu akzeptieren. Der Premiere-Nachfolger
Sky dagegen verfolge das Ziel, Abonnenten mit höheren Umsätzen zu gewinnen. Dadurch sei nach der durch Sky vorgenommenen Neuklassifizierung zwar die Zahl der betreuten Abonnenten gesunken, aber gleichzeitig der Umsatz pro Kunden (ARPU) deutlich gestiegen. Der Umsatz sei jedoch bei beiden Betrachtungsweisen gleich hoch.
"Durch die Neuklassifizierung der Abonnentenstruktur in 2008 hat sich weder am Umsatz noch am Ergebnis von Premiere ein Cent geändert. Von sogenannten Luftbuchungen, die in manchen Medienberichten und Kommentaren unterstellt werden, kann daher keine Rede sein. Jeden Euro, der während meiner Amtszeit ausgewiesen wurde, hat Premiere auch erwirtschaftet", heißt es in einer Erklärung Koflers vom November 2010. Zudem gebe es keine vorgegebenen bilanzrechtlichen Standards für die Ausweisung von Abonnentenzahlen.
Auch die Vorwürfe falscher Bilanzen weist der Manager zurück: Die Geschäftsberichte der Jahre 2007 und 2008 seien nicht mehr während seiner Amtszeit entstanden. Unabhängig davon seien bei allen Geschäftsberichten die Bilanzierungsvorschriften nach IFRS eingehalten worden und diese von unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften abgesegnet worden. Kofler war von 2002 bis Mitte August 2007 Vorstandsvorsitzender von Premiere.
dh