Raumschiff statt Traumschiff: Start-up will Mars-Mission als Medienevent vermarkten

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Spinnerei oder realistische Vision? Ein niederländisches Start-up will 2022 die ersten Menschen zum Mars schicken. Was bislang selbst finanzstarke Hochtechnologie-Länder nicht geschafft haben, will das Unternehmen Mars One in gerade einmal zehn Jahren rein privat finanziert auf die Beine stellen - indem die Mars-Mission als das größte Medienevent aller Zeiten vermarktet wird.

Der Zeitplan für das Unternehmen Mars-Landung klingt genauso ambitioniert wie das gesamte Projekt: Bereits im kommenden Jahr will sich das erst Anfang 2011 gegründete Unternehmen Mars One auf die Suche nach 40 Astronauten für die Mission begeben, die bis zum Start der Mission in einem Nachbau der geplanten Marsstation trainiert werden sollen - natürlich unter den Augen der Weltöffentlichkeit. Parallel dazu soll das erste, noch unbemannte Raumschiff gebaut und ausgerüstet werden. Für die Lieferung der Komponenten hat Mars One eigenen Angaben zufolge bereits mit zahlreichen privaten Raumfahrtunternehmen gesprochen, die entsprechende Letter of Interest unterzeichnet haben.

2016 soll eine unbemannte Raumfähre die Ausrüstung für die erste Mars-Station auf den roten Planeten bringen, 2021 sollen Roboter eine erste Basisstation errichtet haben. 2022 sollen dann die ersten vier Astronauten ihre Reise zum Mars antreten und ein Jahr später auf dem roten Planeten eintreffen. Alle zwei Jahre wird dann eine weiter Crew folgen. Für die Teilnehmer übrigens eine Reise ohne Wiederkehr: Alle Astronauten sollen für den Rest ihres Lebens auf dem Mars bleiben - ständig beobachtet von Kameras. 

Bis zur Landung der ersten Astronauten auf dem Mars rechnet Mars One mit Kosten in Höhe von vergleichsweise bescheidenen 6 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Für das unter George W. Bush vorgestellte neue Mondfahrtprogramm der USA wurden 104 Milliarden Dollar veranschlagt. Die Kosten für Mars One sollen durch Sponsoren und die Vermarktung der Medienrechte heriengeholt werden. Immerhin sei eine Mars-Mission das "größte Medienevent der Geschichte".

Ob es sich bei Mars One wieder einmal um einen Scherz eines experimentierfreudigen niederländischen TV-Senders handelt - man errinnere sich an die 2007 vom Sender BNN inszenierte Organspendeshow - oder das Unternehmen es tatsächlich ernst meint, ist schwer zu sagen. Die Macher bemühen sich allerdings, alles seriös erscheinen zu lassen. In einem Info-Video tritt unter anderem der Physik-Nobelpreisträger Gerard 't Hooft als Botschafter des Projekts auf. Ebenfalls als Botschafter auf der Website aufgeführt wird Big Brother-Miterfinder Paul Römer. Er soll sich um die mediale Inszenierung des Projekts kümmern. Spätestens in zehn Jahren wissen wir mehr - wenn sich Mars One nicht bereits zuvor als geschickt inszenierte Ente entpuppt. dh
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