Aber auch Luther mahnt zur Vorsicht: "Wir können die Entwicklungen nur zu einem sehr geringen Grad vorhersagen." Das liege vor allem am starken 4. Quartal 2009, das den TV-Konzernen im Krisenjahr überraschend das Geschäft gerettet hatte. "Keiner kann sagen, wie das 4. Quartal dieses Jahr aussehen wird und welche Überrraschungen das 2. Halbjahr bereit hält", so Luther.
Der Chairman rechtfertigt zudem die nach der Bilanz-Pressekonferenz kritisierte angekündigte hohe Renditezahlung von 3,50 Euro pro Aktie. Die RTL Group schüttet an ihre Anteilseigner, allen voran der Medienkonzern
Bertelsmann in Gütersloh, der 91 Prozent der Anteile hält, in diesem Jahr insgesamt 541 Millionen Euro aus. Das ist mehr als der Jahresüberschuss von 298 Millionen Euro. Kritiker fürchten, dass RTL durch die andauernden Ausschüttungen an die verschuldete Mutter Bertelsmann die Chance auf große Zukäufe genommen wird. In den vergangenen fünf Jahren - seit Bertelsmann
Albert Frère ausbezahlt hat, der 25,1 Prozent der Bertelsmann-Anteile hielt - hat der TV-Konzern insgesamt 2,5 Milliarden Euro ausgeschütttet.
Zeiler hatte immer wieder gesagt, dass RTL bei attraktiven Kaufgelegenheiten über genug finanzielle Mittel verfügt, um zuzukaufen. Er sehe jedoch derzeit keine Kaufmöglichkeiten zu einem angemessenen Preis. Auch Luther betont nun, dass RTL in jeder Hinsicht handlungsfähig sei. "Auch nach dieser Ausschüttung hat die RTL Group eine signifikante positive Nettoliquidität von rund 800 Millionen Euro. Es ist also auf keinen Fall so, dass die Dividendenausschüttung die Liquidität aufzehrt", sagt er in dem Interview.
pap