Danach sollen bei
Bertelsmann selbst sowie bei seiner Zeitschriftensparte
Gruner + Jahr über deren Tochter
Deutscher Pressevertrieb (DPV) je 25 Prozent der Anteile von Pubbles verbleiben. Bei
Weltbild in Augsburg, bei DPV in Hamburg sowie bei Bertelsmann in Gütersloh will man diese Informationen nicht kommentieren.
Pubbles-Geschäftsführer Bernhard Mischke
Kürzlich hatte Pubbles-Geschäftsführer
Bernhard Mischke in HORIZONT allgemein geantwortet auf die Frage, ob man bei der Suche nach Mitgesellschaftern, um Pubbles neutral aufzustellen, nicht hinter Plan liege: „An diesem Ziel halten wir fest und führen konstruktive Gespräche mit mehreren größeren Unternehmen."
Bisher halten
Bertelsmann und
G+J/DPV je 50 Prozent der Anteile an Pubbles. Der
elektronische Kiosk für digitale Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchinhalte war
im Oktober 2010 an den Start gegangen. Mit dem Halbverkauf soll das Unternehmen offenbar von Hamburg nach Augsburg oder München umziehen und dürfte dann seinen Schwerpunkt im Vertrieb von E-Books haben. Die Marke
Pubbles soll jedoch fürs B-to-C-Geschäft mit Buch- und Presseverkauf erhalten bleiben.
Der offenbar kurz bevorstehende Deal lässt vermuten, dass Bertelsmann und G+J/DPV ihren
Ursprungsplan, „eine Handvoll großer und mittlerer Verlage" als Mitgesellschafter an Pubbles zu beteiligen, vorerst aufgegeben haben. Die Hoffnung war, mit anderen Verlagen als Co-Gesellschafter sowie der „Mehrheit aller Häuser" als Vertriebspartner so etwas wie ein Gegengewicht zu
Apples Verkaufsplattform zu bilden. Ersteres hat bisher nicht geklappt, und letzteres nur bedingt: bislang sind 87 Pressetitel von 28 (meist Special-Interest-) Verlagen auf Pubbles vertreten. Fast alle anderen Großverlage fehlen und bestücken stattdessen
Telekoms Onlinekiosk
Pageplace (Bauer, Burda);
Axel Springer versucht es selber (iKiosk).
G+J-Titel wie "Brigitte" setzen auf Pubbles, viele andere nicht
Als Plan B kann in dieser Situation der Teilverkauf von Pubbles an Weltbild Sinn ergeben. Bertelsmann und G+J verdienten einen Teil ihrer Investitionen zurück und könnten künftig auf dreifache Weise profitieren: Vom Traffic und von den Kundenkontakten, die das Portal
Weltbild.de, nach eigenen Angaben mit bis zu 5,2 Millionen Kunden monatlich die Nummer 2 im deutschen Onlinebuchhandel, der Site
Pubbles.de zuführen kann. Und drittens als umsatzbeteiligte Gesellschafter von jedem E-Book-Verkauf über Weltbild.de. Erlöse, die zum Ausbau der Presse-Sparte bei Pubbles benutzt werden könnten - wenn G+J/DPV dies denn noch wollen. Bei Büchern hingegen ist Pubbles mit über 40.000 E-Books bereits sehr gut bestückt.
Weltbild hingegen würde sich bei dem Deal eine E-Book-Plattform als White-Label-Lösung einkaufen: Die Pubbles-Technik diente dazu, die Weltbild-Sites zu betreiben, ohne dass deren Kunden direkt mit der Marke Pubbles in Berührung kämen. Daher wäre der Verkauf, mit dem G+J und Bertelsmann die Alleinregie über ihren Shop abgäben, vor allem ein B-to-B-Geschäft.
Weltbild gehört zu den größten Internet-, Buch- und Medienhändlern (Halbjahresumsatz 2011: knapp 1,7 Milliarden Euro). Im Internet ist der Konzern unter anderem mit Weltbild.de - mit rund 20 Millionen Büchern, DVDs, CDs, Software und Games nach eigenen Angaben Nummer 3 im deutschen
Versandhandel - sowie mit buecher.de unterwegs. Im Filialhandel, den man unter dem Dach der Holding DBH mit
Hugendubel betreibt, führt die Gruppe die Marken Hugendubel, Weiland, Weltbild, Jokers und Wohlthat. Nach eigenen Angaben hält Weltbild/DBH einen Anteil von 18 Prozent am populären Buchmarkt (Versand/stationär).
rp