Thomas Ebeling zieht einen Schlussstrich unter das Kapitel 9Live
Pro Sieben Sat 1 macht den ehemaligen Call-In-Sender 9Live endgültig dicht. Bereits in wenigen Tagen, am 9. August, gehen bei dem Kanal die Lichter aus. Wirklich überraschend kommt der Schritt indes nicht: Der Umsatz des Senders war in den vergangenen Monaten regelrecht abgestürzt. Es ist das Ende einer kurzen, aber schillernden Episode in der deutschen Fernsehlandschaft. Daneben kann Pro Sieben Sat 1 für das 2. Quartal fast nur gute Nachrichten verkünden. Für das Gesamtjahr rechnet CEO Thomas Ebeling mit einem Rekordergebnis.
Mit der Einstellung von 9Live zieht Ebeling einen Schlusstrich unter ein einst hoffnungsvolles Kapitel deutscher Fernsehgeschichte. Call-In galt um die Jahrtausendwende noch als großer Wachstumstreiber für die TV- und Radiobranche. Seitdem die Medienwächter den oft fragwürdigen und schwer durchschaubaren Gewinnspielen aber immer engere Grenzen setzten, brachen die zuvor sprudelnden Gewinne schlagartig ein. Das Image von 9Live war ohnehin von Anfang an äußerst fragwürdig. So wird dem einstigen Pionier außerhalb des Senders wohl auch kaum
jemand eine Träne nachweinen.
Der Livebetrieb von 9Live war bereits zum 31. Mai eingestellt worden, seitdem zeigte der Sender alte Serien und Filme aus der Konserve. Mit dem Auslaufen der letzten Verträge mit Werbekunden fällt nun der letzte Vorhang für den einstigen Erfolgssender. Einen Teil der Sendeplätze von 9Live übernimmt der Frauensender Sixx, dessen Reichweite weiter ausgebaut werden soll.
Auf den
Gesamtumsatz von Pro Sieben Sat 1 hat die Einstellung von 9Live aber nur geringen Einfluss. Im 1. Quartal hatte der Sender nur noch rund 9 Millionen Euro zum Umsatz beigetragen. Der Umsatz des TV-Konzerns aus fortgeführtem Geschäft, also ohne die verkauften Aktivitäten in Belgien und den Niederlanden, stieg im 2. Quartal um 6,5 Prozent auf 692,2 Millionen Euro. Das
Recurring Ebitda kletterte um 6,8 Prozent auf 238,7 Millionen Euro. Der Periodenüberschuss machte auch durch den Verkaufserlös der belgischen Aktivitäten einen Sprung um 63,4 Prozent auf 142,5 Millionen Euro.
Die größten Wachtumstreiber sind derzeit die Sender in
Nordeuropa: Vor allem in Norwegen und Dänemark legten die Werbeeinnahmen deutlich zu. Der Umsatz des Segments stieg um 16,1 Prozent auf 126,6 Millionen Euro. Auch das
Diversifikationsgeschäft entwickelt sich weiter positiv: Das nicht-klassische Geschäft konnte um 9,5 Prozent auf 88,4 Millionen Euro zulegen. Vor allem die Vollkonsolidierung der Online-Videothek Maxdome wirkte sich hier positiv aus. Im Kerngeschäft, dem deutschsprachigen Free TV, stiegen die Erlöse um 3,7 Prozent auf 477,2 Millionen Euro.
Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender von Pro Sieben Sat 1 Media rechnet aufgrund der guten Umsatzentwicklung mit einem neuen Umsatzrekord: "Wir haben eine gute Position im TV-Werbegeschäft und bauen die Bereiche, die unmittelbar an das klassische werbefinanzierte Fernsehen angrenzen, weiter aus. So konnten wir unser Wachstum beschleunigen. Pro Sieben Sat 1 ist auf dem Weg zu einem neuen Rekordjahr."
dh