Spingers "Welt" war bereits zum Start auf dem iPad verfügbar
Lassen sich die Einbrüche im klassischen Printgeschäft durch eine fundierte E-Publishingstrategie mit innovativen Angeboten wie Tablet-Apps stoppen? Diese häufig gestellte Frage beantwortet die Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants in einer Analyse mit: Ja, aber... "Da die niedrigeren variablen Kosten von Paid Content gegenüber Printinhalten in einen höheren Stückdeckungsbeitrag resultieren, kann selbst bei einem Umsatzrückgang ein Profitabilitätsanstieg erzielt werden", sagt Michael Rzesnitzek, Partner bei OC&C und Co-Autor der Analyse.
Allerdings müssen Medienhäuser für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie einiges beachten. "Tablet Apps werden zwar weiter an Bedeutung gewinnen, in Summe rechnen aber die meisten Unternehmen auch langfristig mit Downloads von unter zehn Prozent der Printauflagen - damit sind sie letztlich nur ein Element einer erfolgreichen Multi-Channel-Strategie", sagt
Andreas Buchwaldt, ebenfalls Partner der Unternehmensberatung. Medienhäuser müssten ihre Inhalte deshalb nicht nur für Tablets, sondern auch für Netbooks, Smartphones, TV und Printprodukte nutzbar machen.
Noch haben die Verlage bei der Entwicklung von Angeboten laut den Unternehmensberatern noch nicht das richtige Erfolgsrezept gefunden. Nach der Einschätzung von Rzesnitzek und Buchwald orientieren sich die Apps zu stark an Print-Konzepten und konnten die User bisher nicht überzeugen. "Sie erhalten in den Nutzerbewertungen häufig deutlich schlechtere Noten als etwa Spiele und Utility-Angebote", so das Fazit. In Zukunft müssten die Verlage daher stärker auf die Bedürfnisse der User eingehen.
Auch am Pricing übt OC&C Kritik. Grundsätzlich können Verlage zwar auf die Zahlungsbereitschaft für redaktionelle Inhalte bauen - allerdings ist sie weit weniger ausgeprägt als bei Filmen, Spielen oder Musik. „Die Preise der Apps orientieren sich aktuell vielfach an den Printprodukten der Verlage und sind damit für digitale Nutzer, die an kostenlose Inhalte gewöhnt sind, prohibitiv hoch", sagt Rzesnitzek.
Er ist überzeugt, dass das Pricing aus der Nutzersicht reflektieren muss, dass etwa 50 Prozent der Produktkosten durch Papier, Druck und Vertrieb verursacht werden, die beim digitalen Pendant erst gar nicht entstehen. "Viele Beispiele zeigen, dass intelligentes Bundling von Print und digitalen Inhalten bei der Transformation von der Print- zur Online-Nutzung sehr effektiv sein kann", so der Unternehmensberater.
bn