"Nicht rundfunkfähig": Wettbewerbsexperte kritisiert Bundesliga-Angebot der Telekom

Auf "Liga Total" zeigt die Telekom Live-Übertragungen der Bundeliga. Wie lange noch?
Auf "Liga Total" zeigt die Telekom Live-Übertragungen der Bundeliga. Wie lange noch?
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Der Telekom droht eine Niederlage im Poker um die Bundesligarechte, noch bevor der Bieterprozess abgeschlossen ist. Der Wettbewerbs-Experte Franz Jürgen Säcker hat laut "Süddeutscher Zeitung" die bisherige Geschäftspraxis der Deutschen Telekom bei der Bundesliga-Übertragung als "nicht rundfunkfähig" - also rechtswidrig - eingestuft.


Konkret kritisiert Säcker die fehlende Staatsferne der Telekom: Das Unternehmen sei noch zu insgesamt 31,7 Prozent in Staatsbesitz. Das Grundgesetz verbietet jedoch Verflechtungen zwischen Staat und Rundfunkveranstaltern. Diesen Konflikt versucht die Telekom bislang dadurch zu umgehen, dass man sich die Bundesliga-Sendungen für das IPTV-Format "Liga Total" von Constantin Medien aufbereiten lässt. Sollte die Telekom jedoch wie geplant auch die Rechte für Kabel und Satellit erhalten, könnten die Landesmedianstalten eine Neubewertung des Konzerns vornehmen und ihn als Rundfunkveranstalter einstufen.

Eine entsprechende Bewertung hätte laut Säcker allerdings längst stattfinden müssen: Für den Professor der Freien Universität Berlin sind die Verbindungen zwischen Telekom und Constantin Medien zu eng. Die Telekom hat seinerseits die Verwertungsrechte für IPTV und Mobilfunk an Constantin sublizensiert, vermarktet "Liga Total" jedoch als eigenes Produkt. Sämtliche Erlöse aus der Vermarktung flössen nach Bonn, dort werde auch über Preise, Werbung und Marketing entschieden. Constantin Medien nimmt laut "SZ" nur aus dem Produktionsvertrag mit der Telekom Geld ein - insgesamt zwischen 60 und 76 Millionen Euro. In dieser Konstellation sei nicht davon auszugehen, dass Constantin Medien andere Interessen verfolge als die der Telekom, so Säcker.

Nach Einschätzung des Professors hätte die Telekom ihre Bundesliga-Rechte nie selbst nutzen dürfen. "Die Telekom geriert sich selber mittels Constantin Medien als ihr Hilfsorgan als Rundfunkveranstalter", wird Säcker von der "SZ" zitiert. Der Umweg über Constantin sei ebenfalls anfechtbar: "In einer solchen Abhängigkeitssituation kommt der Vereinbarung der Weisungsfreiheit bei der Programmgestaltung in der Unternehmensrealität nur rhetorische Bedeutung zu."

Sollten die Landesmedienanstalten der Geschäftspraxis der Telekom nun wirklich einen Riegel vorschieben, würde ein wichtiges - wenn nicht gar das wichtigste - Verkaufsargument für die Entertain-Plattform wegfallen. Bislang nutzen gut 250.000 Kunden das Angebot über PC oder mobile Geräte. Entertain-Kunden können den Kanal für Preise ab 15 Euro im Monat hinzubuchen. ire
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