Neue WAZ-Eigner planen tiefgreifenden Umbau / Nienhaus soll Geschäftsführer bleiben

Die Mediengruppe steht offenbar vor einem grundlegenden Umbau
Die Mediengruppe steht offenbar vor einem grundlegenden Umbau
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Die WAZ-Gruppe soll nach der angestrebten mehrheitlichen Übernahme durch Gründertochter Petra Grotkamp grundlegend umgebaut werden. Geplant ist offenbar, die Tochterunternehmen in größeren Einheiten zu bündeln. Außerdem wird über eine neue Geschäftsführung spekuliert.

"Es sollen Restrukturierungen stattfinden, die zu einer größeren Ertragslage führen", sagte Günther Grotkamp, Petra Grotkamps Mann und langjähriger WAZ-Geschäftsführer, am Dienstag gegenüber der "Financial Times Deutschland". So sollen die rund 50 Tochterfirmen der Mediengruppe zu größeren, profitablen Einheiten zusammengefasst und die Renditen der deutschen Regionalzeitungen verbessert werden, so Grotkamp.

Die WAZ-Gruppe steht wie viele Verlagshäuser vor der Herausforderungen, das Unternehmen auf die Herausforderungen der zunehmend digitalen Mediennutzung vorzubereiten. Die Auflage und die Renditen der Regionalzeitungen mit dem Flaggschiff "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" befinden sich im Sinkflug. Vor den gleichen Problemen steht das Zeitschriftengeschäft. Die Auslandsexpansion in Osteuropa ist mit dem Rückzug aus der Balkan-Region ins Stocken geraten, in Österreich reibt sich die WAZ seit Jahren in einem Kampf mit den Mitinhabern der "Kronen-Zeitung", der Familie Dichand auf. Eine Beteiligung an der renditestarken RTL-Gruppe wurde 2005 verkauft. Die Beteiligungen an einer Reihe von Radiosendern dürften ordentliche Renditen abwerfen, bieten aber ebenfalls kaum Wachstumspotenzial.

Die neue Mehrheitsgesellschafterin Petra Grotkamp will sich in Zukunft offenbar wieder verstärkt auf das traditionelle Kerngeschäft der WAZ-Gruppe, die regionalen Tageszeitungen konzentrieren. "Sie sagte: 'Ich mache das, damit die Vorstellungen meines Vaters im Unternehmen weiterleben'", zitiert die FTD ihren Mann Günther Grotkamp.

Mit der Übernahme der Mehrheit soll auch die traditionelle Doppelspitze der WAZ, die bislang die Gesellschafterstrukturen widerspiegelte, der Vergangenheit angehören. Informationen der "FTD", wonach außer Bodo Hombach, der die Brost-Seite in der Geschäftsführung vertritt, auch Christian Nienhaus als Vertreter der Funke-Familie vor der Ablösung stehen soll, hat Petra Grotkamp über ihren Anwalt mittlerweile dementiert. "Frau Grotkamp hat volles Vertrauen in Herrn Nienhaus und schätzt seine Tätigkeit außerordentlich. Frau Grotkamp möchte auch in Zukunft erfolgreich mit Herrn Nienhaus zusammenarbeiten", teilt Grotkamps Anwalt Andreas Urban mit.

Am Montag hatte die Tochter von Mitgründer Jakob Funke bekannt gegeben, dass sie den Enkeln von Mitgründer Erich Brost ihren 50-prozentigen Anteil an dem Unternehmen abkaufen will. Als Kaufsumme wurden 500 Millionen Euro genannt. Die Brost-Enkel sind offenbar bereit, ihre Anteile an der Mediengruppe zu versilbern. Das letzte Wort hat nun der Testamentsvollstrecker Peter Heinemann, der bis 2015 die Interessen der Brost-Enkel vertritt. dh



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