Mindline / Seven-One Media: Community-Mitglieder sehen sich selten

Seven-One Medienforscher Gerald Neumüller
Seven-One Medienforscher Gerald Neumüller
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Social Media ist in aller Munde. Doch wie empfinden die Nutzer von sozialen Medien die neuen Möglichkeiten, die sich dort ergeben? Dieser Frage sind der TV-Vermarkter Seven-One Media und die Marktforscher von Mindline für die aktuelle Studie aus der Medienradar-Reihe nachgegangen, die HORIZONT exklusiv vorliegt. Das zentrale Ergebnis: Ob Facebook und Co als positiv oder eher negativ empfunden werden, hängt nicht nur vom Alter ab, sondern auch von der Geisteshaltung.

Um aufzuspüren, welche soziologischen Dimensionen die Internet-Netzwerke haben, klassifizierten die Forscher die Befragten nicht nur nach Alter und Geschlecht, sondern auch danach, welche Lebensvorstellungen sie haben. Für die Mehrheit der Befragten ist es wichtig, enge soziale Kontakte zu pflegen. Diese 63 Prozent fasst Mindline unter den „eher sozialen" zusammen. Das übrige Drittel betrachtet sich als „eher individualistisch" und will unabhängig von anderen das Leben bestimmen und sich selbst verwirklichen.

Diese individualistische Prägung weisen laut der Erhebung „Soziale Medien in der Ich-Gesellschaft", die in der Medienradar-Reihe erscheint, vor allem männliche Befragte und Jüngere auf. So sind 58 Prozent der 14- bis 19-Jährigen eher sozial und 40 Prozent individualistisch. „Diese Wertewelt ist aber nicht unveränderbar. Mit der Gründung der Familie gewinnt das Soziale an Bedeutung", sagt Gerald Neumüller, Deputy Director Research bei Seven-One Media.

Wenn das eigene Leben nicht von einer Familie bestimmt wird, spielen die neuen Medien eine besonders große Rolle. In der jungen Zielgruppe vertreten fast zwei Drittel den Standpunkt, dass Internet und Mobiltelefone die Menschen näher zusammenbringen. Bei den 40- bis 49-Jährigen sind es nur rund 40 Prozent. Die Älteren halten auch länger an persönlichen Kontakten fest. Sie treffen sich trotz der neuen Medienangebote weiterhin mit Bekannten und Freunden. Bei den Jungen gibt jedoch schon fast ein Drittel an, sich seltener als früher persönlich mit anderen zu treffen. "Das empfinden die Befragten aber nicht als negativ", sagt Neumüller.

Angesichts von 20 Millionen deutschen Facebook-Mitgliedern und des Party-Ansturms bei der 16-jährigen Thessa in Hamburg mutet eine weitere Aussage fast schon seltsam an: Die meisten Befragten legen bei der sozialen Internetnutzung "viel Wert auf Privatsphäre". "Das ist ein beruhigend hoher Wert. Trotz der Freude, die die Menschen daran haben, zu kommunizieren, gibt es eine Grenze", findet Neumüller.

Aber die Medaille hat auch die besagte andere Seite. Gerade die 14- bis 19-Jährigen teilen sich auch gerne mit. 39 Prozent von ihnen geben an, ihre Erfahrungen auch gerne im Internet mitzuteilen. Die jüngeren und die stärker individualistisch orientierten Nutzer stellen häufiger selbst Inhalte ein als sozial orientierte und ältere.

Auch bei der Nutzung von TV unterscheiden sich sozial und individualistisch Orientierte. Für beide Gruppen spielt das Fernsehen mit anderen eine wichtige Rolle. Vor allem Spielfilme werden lieber gemeinsam angesehen. Auch Serien haben diesen Effekt. Überraschenderweise sind es nicht nur die Frauen, die sich regelmäßig dazu treffen. Formate wie „Simpsons" und „Two and a Half Men" führen auch Männer zusammen. pap
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