Herr Krömer, was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Burger bauen? Ich bin Lehrer in Niedersachsen und betreibe meine Online-Community justnetwork.eu als Hobby.
Wie groß ist Ihre Community und wer gehört dazu? Unsere Community bewegt sich bei etwa 2,5 Millionen Usern. Unser Netzwerk setzt sich ja durch mehrere Seiten zusammen. Unter anderem ist auch mein privater Blog dabei, der sich mittlerweile auch größter Beliebtheit erfreut.
Haben Sie und Ihre Community eine Agenda, ein bestimmtes Ziel? Nein, ich habe mein Netzwerk jetzt über zehn Jahre aufgebaut. Dabei war mein Ziel immer, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und die Leute zu unterhalten. Wir haben in dieser Zeit viele Kult-Projekte produziert, die heute noch sehr erfolgreich im Netz umher schwirren.
Sie haben ja nicht nur den McDonalds-Burger gebaut, sondern auch bei dem Flaschen-Designwettbewerb von Pril mitgemacht - und sind auch dort auf den vorderen Plätzen gelandet. Sind Crowdsourcing-Aktionen ein Hobby von Ihnen? Nein. Viele neutrale Besucher haben den Eindruck, es wäre eine Masche von mir, mit Hilfe meiner Community viele Wettbewerbe zu gewinnen, dem ist aber nicht so. Es gibt mittlerweile wirklich sehr viele Voting-Aktionen im Netz, allerdings haben wir nur bei zwei Sachen mitgemacht. Einmal bei McDonalds, einfach weil wir es lustig fanden, einen eigenen Burger zu haben. Bei dem Designwettbewerb von Pril waren wir dabei, weil Pril mich persönlich angerufen und nachgefragt hat, ob wir mitmachen wollen.
Wie haben Sie bei beiden Kampagnen so viele Klicks generiert? Haben Sie Suchmaschinenoptimierung zur Perfektion gebracht? Wir haben eine sehr große Community! Da die Idee an dem McDonalds-Wettbewerb teilzunehmen von der Community selbst kam, hatte wohl niemand den Eindruck, wir würden sie für irgendetwas missbrauchen.
Und es waren keine Clickbots (Programme, die automatisch eine Schaltfläche immer wieder anklicken) am Werk? Bei der Pril-Aktion wurden ja offenbar viele Beiträge mit solchen Bots gepusht, sodass das Voting am Ende noch einmal bereinigt werden musste. Hundertprozentig garantieren kann man natürlich nie, dass keine Bots am Werk sind. Allerdings hat McDonalds laut eigener Aussage den Wettbewerb mit einer extra dafür ausgesuchten Agentur überwachen lassen - laut Agentur war bei uns alles sauber. Beim Pril-Wettbewerb waren wir der Beitrag aus den Top 10, der mit Abstand am wenigsten Stimmen verloren hat.
Der nächste Crowdsourcing-Wettbewerb lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. Ist Just Stevinho wieder dabei? Solche Events sind bei uns eher die Ausnahme! Es ist nicht unser Anspruch, jeden Wettbewerb zu zerstören, indem wir ihn mit unserer großen Community abräumen. Wenn wir das nämlich machen würden, wären wir irgendwann unglaubwürdig.
Auf dem Portal Just Stevinho tauscht sich Steve Krömer mit seiner Community aus
Wie lange haben Sie für Ihre Gewinner-Entwürfe bei den Wettbewerben gebraucht? Für beides relativ lange. Bei McDonalds hat es sich richtig gelohnt, weil der Burger überraschend gut schmeckt. Bei Pril habe ich noch länger gebraucht, allerdings war das Tool im Netz recht einfach gestrickt, sodass man nicht viele Möglichkeiten hatte. Dazu kommt, dass ich in solchen Sachen ziemlich talentfrei bin.
Was für ein Potenzial hat Crowdsourcing Ihrer Meinung nach, was kann dabei entstehen? Crowdsourcing funktioniert nur, wenn die Leute einem vertrauen und wissen, dass sie nicht ausgenutzt werden. Die Preise, die wir mit diesen Wettbewerben gewonnen haben, geben wir immer über interne Gewinnspiele an unsere Community weiter. Daher voten die Leute quasi für sich selbst.
Das heißt, Sie stehen der Schwarmintelligenz durchaus positiv gegenüber? Mein Blog profitiert immer sehr davon, dass ich viele Sachen thematisieren oder erfragen kann und immer gute Ratschläge von den Leuten bekomme. In meinem ebenfalls sehr erfolgreichen Podcast bitte ich die Community auch oft um Hilfe, beispielsweise in Technik-Fragen. Dabei bekomme ich immer äußerst kompetente Antworten.
Findet Ihr Leben hauptsächlich im Netz statt? Die Frage finde ich interessant. Wieso gehen die Leute immer automatisch davon aus, dass jemand, der im Netz erfolgreich ist, kein gewöhnliches Leben führen kann? Ich bin Lehrer, mache viel Sport und habe nebenbei auch noch eine tolle Freundin. Ich führe also ein ganz normales Leben und mein Hobby sind Computerspiele.