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In der "Max" anno 2011 zu blättern, ist ein bisschen wie eine Zeitreise in eine scheinbar lange vergangene Epoche. Schwer liegt das über 200 Seiten starke Hochglanzmagazin in der Hand, die Bildstrecken sind opulent, die Themen relevant, die Interviewpartner exklusiv. Und auf einmal wird einem wieder klar, warum man früher gerne und regelmäßig Zeitschriften gekauft und gelesen hat.
Zugleich könnte die einmalige Sonderausgabe des einstigen Kult-Magazins von Hubert Burda Media auch ein Blick in die Zukunft des Magazin-Journalismus sein: Vier Monate haben die Macher um die beiden Chefredakteure
Alexander Böker und
Oliver Wurm an dem Revival von "Max" getüftelt und dabei konsequent auf Offenheit gesetzt: Alle Themen wurden von Anfang an auf
Facebook eingebracht und diskutiert, Anregungen aufgenommen, Fragen für Interviews gesammelt, Themenvorschläge eingeholt. Fast 1700 Fans begleiteten so die Produktion des Magazins.
"Wir waren anfangs etwas nervös - die Facebook-Idee hätte ja auch nach hinten losgehen können", gestehen Böker und Wurm. Doch die radikale Offenheit hat sich ausgezahlt: "Die Resonanz war wie eine warme Dusche: Fast alle waren davon begeistert Max wieder aufleben zu lassen."
Dabei herausgekommen ist ein Heft wie aus einer anderen Epoche und doch auf der Höhe der Zeit: Die Bilderstrecken mit Portraitaufnahmen von
Markus Lanz, der chinesischen Modefotografin Chen Man oder renommierten Aktfotografen begeistern und man fragt sich unwillkürlich, ob diese Bilder auf dem iPad dieselbe Wirkung entfalten würden.
Auch die Texte und Interviews überzeugen: "Max" glänzt mit einem exklusiven Interview mit dem neuen Puma-CEO Franz Koch, einem von Facebook inspirierten Dossier zum Thema Freundschaft oder lesenswerten Stücken über die globale Protestbewegung oder ultrakonservative Christen in den USA. Da stören nicht einmal die unvermeidlichen Mode- und Uhrenstrecken. Auch dass das Heft optisch ein bisschen sehr 90ies ist und nicht immer wie aus einem Guss wirkt - geschenkt. Auch das Cover ist sicherlich Geschmackssache.
"Max" bietet, und das ist leider selten genug geworden, pralles Lesevergnügen nicht nur für einen Abend. Und man wird fast ein wenig wehmütig, dass es sich dabei nur um eine einmalige Sonderausgabe handelt. Aber wer weiß, vielleicht ist es auch gut so. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. "Max" auf diesem Niveau häufiger als ein, zwei Mal im Jahr auf den Markt zu bringen, wäre heute vermutlich fast ein Ding der Unmöglichkeit.
VW hat die Sonderausgabe als einem aufwändig produzierten, 34-seitigen Auto-Special unterstützt. So einen dicken Fisch zieht auch der beste Vermarkter nicht alle Tage an Land.
Aber einmal im Jahr ein Magazin wie dieses, um in den guten alten Zeiten von Print zu schwelgen, das wär' doch was. By the way: Gibt's "Max" eigentlich als iPad-App?
dh Im Fokus: Bilderstrecke mit Porträtaufnahmen von Markus Lanz