Sowohl auf der heutigen Pro-Sieben-Hauptversammlung wie auch auf der Springer-Bilanzpressekonferenz stand die Familienplanung für die Kirch-Sender Sat 1, Pro Sieben, Kabel 1, N 24 und DSF auf dem Programm. "Eine Senderfamilie macht Sinn, um auch in Zukunft mithalten zu können. Aber wir sind hier nicht unter Zeitdruck", erklärte Springer-Vorstandsvorsitzender August Fischer. An Sat 1 ist Springer mit 41 Prozent beteiligt. Auch der Vorstandsvorsitzende der Pro Sieben Media AG, Urs Rohner, hält eine gemeinsame Senderfamilie – insbesondere vor dem Hintergrund der beginnenden Formierung der CLT-Ufa-Sender zu einem Verbund – für Erfolg versprechend und drängt zunehmend auf eine schnelle Entscheidung, die bereits im August auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung fallen könnte.
Auch hinsichtlich gemeinsamer Vermarktungsangebote von MGM und Media 1 werden bereits erste Weichen gestellt. Gerüchten zufolge ist auch die Einigung im Sat-1-Gesellschafterkreis schon weiter vorangeschritten, als es die derzeitigen Bekundungen Glauben machen wollen. Bereits in den nächsten vier Wochen, berichtet der "Spiegel", soll die Kirch-Familie stehen. Nur eine Einigung mit der Verlegerin Friede Springer stehe noch aus, während eine Bewertung des Senders bereits vorliege und mit rund 3 Milliarden Mark beziffert wird. Springers Anteil wäre somit 1,2 Milliarden Mark wert, das entspräche rund 20 Prozent an der Pro Sieben Media.
Dass der Springer-Verlag statt einzutauschen verkauft, gilt als eher unwahrscheinlich. Ein Indiz ist, dass sich der Verlag weiter im Fernsehproduktionsgeschäft engagieren will - anderslautende Ausstiegsgerüchte dementierte Fischer heftig. Ralf Kogeler, Vorstand elektronische Medien, kündigte stattdessen an, dass auch nach dem Newsmaker-Flop neue Formate unter dem Label Axel-Springer-TV geplant seien.
Auf der Bilanz-Pressekonferenz meldete Pro Sieben Media, das der Sender im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis von 2,123 Milliarden Mark verzeichnen konnte. Damit stieg der Konzernumsatz um acht Prozent an. Das Konzernergebnis vor Steuern stieg um 7 Prozent auf 340 Millionen Mark. Im 1. Quartal des laufenden Geschäftsjahres stieg das Ergebnis vor Steuern um 13 Prozent auf 63 Millionen Euro. Der Konzernumsatz stieg um 4 Prozent auf 280,6 Millionen Euro. Zum 1. Oktober will Pro Sieben zusammen mit der Comdirekt-Bank europaweit eine Finanz-Community starten. Diese Community soll bis Jahresende 2001 die Mitgliederzahl von 150.000 erreichen. Außerdem führt Pro Sieben Gespräche mit der Kirch New Media über die Beteiligung an einem zukünftigen Internet-Portal.