Katholische Kirche will Weltbild-Verlag nach Porno-Streit loswerden

Die katholische Kirche will die Verlagsgruppe verkaufen
Die katholische Kirche will die Verlagsgruppe verkaufen
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Die katholische Kirche hat sich schließlich zu einer Reaktion auf den Skandal um den Weltbild-Verlag durchgerungen: Die Gesellschafter des Verlags, zwölf katholische Diözesen, der Verband der Diözesen Deutschlands und die Soldatenseelsorge Berlin, drängen nun auf einen schnellen Verkauf. Die Verlagsgruppe war in den vergangenen Wochen durch den Verkauf erotischer und esoterischer Litertatur in die Schlagzeilen geraten. Der Kirche waren die Vorwürfe indes schon seit längerer Zeit bekannt.

Der Streit über die Weltbild-Gruppe war im Oktober nach einem Bericht des Fachmagazins "Buchreport" hochgekocht. Wie das Magazin berichtete, waren unter dem Stichwort "Erotik" mehr als 2500 Titel im Angebot des Verlags zu finden, darunter auch harte pornographische Literatur mit eindeutigen Titeln wie "Schlampeninternat" oder "Sag Luder zu mir". Inzwischen wurde das Angebot offenbar bereinigt.

Beim nun beschlossenen Verkauf von Weltbild drückt die katholische Kirche mächtig auf's Tempo: Die Gesellschafter erwarten von der Geschäftsführung eine vierteljährliche schriftliche und mündliche Berichterstattung über die Zeitplanung des Verkaufs. Zudem soll die Geschäftsführung dem Aufsichtsrates alle zwei Wochen schriftlich "über die eingeleiteten und durchgeführten Maßnahmen zur Einhaltung der Unternehmensziele im Sinne der Satzung berichten."

Die plötzliche Eile überrascht: Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Beschwerden über die erotischen und esoterischen Titel im Verlagsangebot. Im Frühjahr 2008 hatte eine Gruppe streng gläubiger Katholiken allen am Verlag beteiligten Diözesen eine detaillierte 70-seitige Dokumentation über die zweifelhaften Titel und die damit erzielten Umsätze zukommen lassen, berichtet die "Welt" - die Hälfte aller Diözesen reagierte damals nicht einmal auf das Schreiben.

Womöglich auch, weil die katholische Kirche gutes Geld mit der Verlagsgruppe verdient: Im Geschäftsjahr 2010/11 erzielte Weltbild mit 6400 Mitarbeitern einen Umsatz von über 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist zur Hälfte auch an der Buchhandelskette Hugenbudel und dem Online-Shop Buecher.de beteiligt.


Doch der jüngste Skandal brachte das Faß nun offenbar zum Überlaufen: "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen", sagte der Kölner Kardinal Joachim Meisner der "Welt am Sonntag". dh
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