In Afrika müssen die deutschen Mechaniker ohne Diagnosegerät klarkommen
Wie schlagen sich zwei deutsche Kfz-Mechaniker in einer kleinen Werkstatt mitten in einem afrikanischen Township? Und wie kommen zwei afrikanische Schrauber in einem hochtechnisierten deutschen Autohaus zurecht? In der neuen Doku-Soap "Stellungswechsel - Job bekannt - fremdes Land" von Kabel Eins tauschen jeweils zwei Arbeitnehmer aus Deutschland ihren Job mit Kollegen von einem anderen Kontinent. Weil das Format dabei aber nicht auf Konfrontation und platte Effekte setzt, sondern seine Protagonisten mit Feingefühl behandelt, ist dem Sender ein sehenswertes und sympathisches Format gelungen. Auch der Marktanteil zum Auftakt kann überzeugen.
Man sieht Gernot und Dominik den Kulturschock sichtlich an. Eine Woche lang tauschen die beiden Kfz-Mechaniker aus Gelsenkirchen ihren Arbeitsplatz mit zwei Kollegen aus dem Ausland. Als die beiden nach der langen Anreise schließlich mitten in einem Township in Katatura in Namibien aus dem Auto ihres neuen Chefs Peter krabbeln, ringen sie sichtlich um Fassung. Die Werkstatt ist nicht viel mehr als eine einfache Wellblechhütte, die Wohnräume von Peter und seiner Familie liegen direkt dahinter. Zudem müssen sich die beiden ein winziges Zimmer mit einem reichlich durchgelegenen Bett teilen.
Ihre afrikanischen Kollegen Vilho und Brian dagegen kommen nach ihrer Ankunft in Deutschland aus dem Staunen nicht mehr heraus: Das moderne VW-Autohaus ist groß wie ein Parkhaus und vollgestopft mit High-Tech-Geräten und Werkzeugen, die die beiden schwarzen Schrauber noch nie zuvor gesehen haben. Untergebracht sind sie im komfortablen Gästezimmer ihres deutschen Chefs. Wer angesichts dieser Konstellation jedoch glaubte, die Rollen wären klar verteilt, wird positiv überrascht.
Während sich die beiden Besucher aus Namibia schnell als pünktliche, lernbegierige und talentierte Mechaniker herausstellen, tun sich ihre deutschen Kollegen mit den Bedingungen in Afrika trotz solider Ausbildung deutlich schwerer. Als die beiden am ersten Tag nach ihrer Morgentoilette endlich in der Werkstatt auftauchen, ist der erste Kunde bereits entnervt wieder abgerauscht. Der neue Chef ist sauer. Und auch sonst tun sich Gernot und Dominik ohne ihr gewohntes Werkzeug und ein gut gefülltes Ersatzteilllager sichtlich schwer...
Wirklich neu ist die Grundidee von "Stellungswechsel" nicht. Auch in Doku-Soaps wie "Frauentausch" oder "Die strengsten Eltern der Welt" werden die Protagonisten aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und müssen sich für eine bestimmte Zeit in einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden. Doch während insbesondere bei "Frauentausch" Streit und Konfrontation zum Konzept gehört und die Protagonisten gerne auch mal vorgeführt werden, beweist die Produktionsfirma
Constantin Entertainment bei "Stellungswechsel" angesichts der kulturellen Unterschiede das nötige Feingefühl. Die Inszenierung ist angenehm zurückhaltend und lässt sich nicht dazu hinreißen, Vorurteile zu strapazieren - das ist sympathisch und macht trotzdem Spaß beim Zuschauen.
Dass Kabel Eins damit kein Millionenpublikum vor den Fernseher lockt, war zu erwarten. Doch mit einem soliden Marktanteil von 7,6 Marktanteil in der jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen konnte die erste Folge von "Stellungswechsel - Job bekannt, fremdes Land" dennoch auch im Zuschauermarkt überzeugen. In den nächsten Folgen tauschen unter anderem Taxifahrer aus Bad Tölz und der indischen Metropole Mumbai den Arbeitsplatz. Dann wird sich erneut zeigen, ob sich deutsche Tugenden im Ausland bewähren oder nicht.
dh