Jean-Remy von Matt (Foto: Holde Schneider)
Jean-Remy von Matt ist einer der wenigen Werber in Deutschland, die über die eigene Branche hinaus Beachtung finden. Gern wird er in den Medien als Popstar gefeiert. Auch mit seinen inzwischen 61 Jahren gilt er vielen Kreativen, Marketern und Journalisten noch immer als das Maß aller Dinge seiner Zunft. Selbst der stets angriffslustige DDB-Kreativchef Amir Kassaei redet voller Hochachtung über Großmeister von Matt.
Von diesem Glanz des Schweizers wollte wohl auch der ADC etwas abbekommen, als Präsident
Stephan Vogel die Idee hatte, von Matt zum Jurychairman des diesjährigen Wettbewerbs zu machen. Der Einfall erschien charmant, nicht zuletzt weil Jung von Matt 2013 wegen der Finanzierung der
JvM Academy bei Awards pausiert. Einen neutraleren Chairman für die Jury konnte es also kaum geben. Zudem wollte der Club wohl auch von den exzellenten Kontakten von Matts in Hamburg profitieren.
Beides scheint gelungen. Die Sache mit dem Glanz aber nur bedingt. Zwar war von Matt bei fast allen offiziellen Terminen präsent. Die Pressekonferenz, bei der traditionell auch der Jurychairman dabei ist, schwänzte er allerdings. Stattdessen zog er es vor, zu einer Veranstaltung seiner eigenen Agentur zu gehen: JvM eröffnete parallel zum ADC seine Nachwuchsakademie. Erst gab es Vorträge, dann Gegrilltes und Bier.
Das Problem daran ist nicht, dass sich von Matt nicht der Presse gestellt hat. Auch ADC-Präsident Stephan Vogel und
Jochen Rädeker, Chairman der Nachwuchsjury, waren in der Lage, die Fragen der Journalisten zu beantworten. Bedenklicher ist die Signalwirkung, die von dem Fernbleiben des Chairmans der Hauptjury ausgeht. Ein freundlicher Akt gegenüber dem ADC sieht anders aus. "Wir verhehlen nicht, dass wir darüber nicht happy sind", sagte Rädeker bei der Pressekonferenz. Präsident Vogel gibt sich dagegen betont gelassen und unterstreicht auf Nachfrage das Engagement des JvM-Chefs für den Kreativclub.
Dennoch: Dass ausgerechnet der Jurychairman eine Konkurrenzveranstaltung zum ADC-Programm macht, ist erstaunlich. Vermutlich steckt dahinter aber keine böse Absicht, sondern schlicht Gedankenlosigkeit. Jedoch kann auch die ein Signal sein. Zur Ehrenrettung von Matts sei indes gesagt: Auf die Grillwürstchen hat er verzichtet und war mehr als pünktlich bei der Preisverleihung. Auch bei der After-Show-Party wurde er noch zu später Stunde gesichtet.
mam