Der "Prinz" wird kleiner und teurer
Neuer Anlauf: Der Jahreszeiten Verlag (Jalag) in Hamburg schüttelt sein kriselndes Stadtmagazin "Prinz" samt Geschäftsmodell kräftig durch. Ab der September-Ausgabe, die in dieser Woche erscheint, kommt das Heft im kleineren Tabloid-Format daher. Zugleich steigt der Copypreis um teilweise mehr als das doppelte. Bisher kosten die 13 Lokalausgaben zwischen 1,30 Euro (Dresden, Bremen) und 1,50 Euro (Berlin, München), künftig liegt der Verkaufspreis bei 2,20 Euro bis 3,20 Euro, je nach lokaler Konkurrenz. Außerdem verringert sich der Umfang um rund ein Viertel - von bisher über 140 auf nur noch 108 Seiten.
Inhaltlich will sich der kleine "Prinz"
unter dem neuen Chefredakteur Jörg Schumacher auf regionalen Nutzwert konzentrieren. Auf dem Cover dominieren Empfehlungsthemen, der Schriftzug der Stadt prangt dort nun größer als das „Prinz"-Logo. Die Lokalteile wurden erweitert, der Terminkalender aufs Partywochenende konzentriert. Die Jahre der etwas bemühten überregionalen Ausrichtung auf
hippen Lifestyle und dann mal kurz auf
erwachsenes Großstadt-Lebensgefühl sind passé.
Trotz des höheren Copypreises für weniger Umfang sollen die Verkäufe, die nach 13 Minus-Quartalen in Folge zuletzt auf den historischen
Tiefstand von 173.397 Heften gefallen sind, mindestens stabil bleiben, um (dank gesunkener Herstellungskosten) die
Vertriebsrendite zu steigern. Wie soll das funktionieren? Zum einen mit Hilfe des Handels: Durch den höheren Preis steigt dessen Marge - entsprechend groß dürfte der Anreiz sein, den neuen, kleineren „Prinz" attraktiv und mehrfach im Laden zu platzieren. Der
Handel ist auch eine wichtige Zielgruppe der Marketingaktionen. Daneben startet eine inhouse kreierte Publikumskampagne (Claim: „Schnapp Dir Deine Stadt") mit einem Bruttovolumen von knapp 2 Millionen Euro.
Und zum anderen sollen geldwerte Beigaben den höheren Copypreis für die Käufer mehr als ausgleichen: Künftig erscheinen 24 regionale Shopping-, Gastronomie- und Dienstleistungs-
Gutscheine im Gesamtwert von über 60 Euro mit im Heft. Dabei handelt es sich um kleine Coupon-Anzeigen, für die Werbekunden je nach Stadt zwischen 495 und 895 Euro bezahlen. Damit will „Prinz" die regionale Wirtschaft mit ihren meist kleinen Budgets und ihrem Bedürfnis nach Messbarkeit des Werbeerfolgs (Einlösequoten der Coupons) ins Blatt locken.
Hintergrund ist, dass die Anzeigenumsätze, die früher vor allem aus der Alkohol-, Tabak- und Autoindustrie kamen, seit Jahren und wohl auch weiterhin sinken - Stichwort Werbeverbote. Und: „Wir mussten erkennen, dass die Werbebudgets unserer Kunden im Regionalmarkt zum Teil zu Rabattportalen abwandern", sagt „Prinz"-Verlagsleiter
Michael Silvio Kusche. Deshalb will er das jetzt selbst machen, und ab November mit prinz-deal.de auch im Internet.
rp
Ist das nun so etwas wie der letzte Versuch, "Prinz" auf ein wirtschaftlich erfolgreiches Pferd zu setzen? Mehr dazu lesen Abonnenten in der HORIZONT-Ausgabe 34/2011, die am Donnerstag, 25. August erscheint.