HORIZONT: Im Dezember haben Sie den Merger mit Elephant Seven bekannt gegeben. Wie geht es weiter?
Raimund Alt: Ich hoffe positiv. Wir haben natürlich einiges vor. Und das müssen wir aus eigener Kraft bewältigen, denn der Markt hilft uns im Moment nicht. Ganz konkret werden wir als nächstes das gesamte operative Geschäft unter der Marke Elephant Seven bündeln. Der Zeitpunkt steht zwar noch nicht ganz genau fest, aber wir haben Anfang April ins Auge gefasst.
Was passiert mit Digital Advertising? Alt: Das Unternehmen Digital Advertising bleibt zunächst erhalten, da wir als Aktiengesellschaft immer die Zustimmung der Hauptversammlung brauchen. Die nächste findet am 9. September statt.
Warum haben Sie sich für die Agenturmarke Elephant Seven und nicht für Digital Advertising entschieden? Alt: Digital Advertising ist ein Zungenbrecher, den niemand richtig aussprechen kann. Aber Spaß beiseite: Elephant Seven ist einfach der bekanntere Markenname - auch auf internationalem Parkett. Digital Advertising hat nie den Bekanntheitsgrad anderer Dienstleister erreicht, obwohl wir vom Umsatz gesehen gar nicht so weit weg von der Spitze entfernt waren.
Als Sie den Merger bekannt gegeben haben, wurde von Synergieeffekten bei gemeinsamen Kunden gesprochen. Worin werden diese Effekte bestehen? Alt: Zum einen gibt es auf der Kostenseite Synergieeffekte. Wir haben beispielsweise die Verwaltung gebündelt. Außerdem kann Elephant Seven, das im vergangenen Jahr für etwa 1,5 Millionen Euro Fremdleistungen eingekauft hat, bestimmt ein Drittel davon durch Digital Advertising abdecken. Das verlängert die Wertschöpfung und erhöht das Gross Income.
Unter Synergieeffekten versteht man oft ganz schlicht Entlassungen. Wird im Zuge des Mergers weiteren Mitarbeitern gekündigt? Alt: Digital Advertising hat im vergangenen Oktober eine Entlassungsrunde fahren müssen, Elephant Seven im November. Im Moment planen wir nicht, weiteres Personal abzubauen. Es soll bei den derzeit rund 200 festen Mitarbeitern bleiben.
Von Synergien sprechen Unternehmen vor allem in Krisensituationen sehr gerne. Wie ernst steht es bei Digital Advertising und Elephant Seven? War der Merger für eine der beiden Agenturen die letzte Rettung? Alt: Das trifft es sicher nicht. Aber natürlich geht es für uns beide ums Überleben. Der Merger birgt eine große Chance für das neue Unternehmen: Wir haben zwar auch durch die Fusion das Risiko erhöht, aber die Chancen haben wir gleichzeitig um ein Vielfaches gesteigert. Die Frage ist nun, was zuerst greift: das Risiko oder die Chancen. Aber wir sind sehr optimistisch.
Für das erste gemeinsame Geschäftsjahr nennen Sie dementsprechend mit 17 Millionen Euro ein recht bescheidenes Umsatzziel. Warum so zurückhaltend? Alt: Es ist im Moment äußerst schwierig, neue Kunden anzusprechen und eingefrorene Etats wieder in Bewegung zu bringen. In den vergangenen Jahren wurde zu viel Geld im Internet sinnlos versenkt. Die Unternehmen sind völlig verunsichert. Deswegen sind unsere Prognosen sehr verhalten.
Beide Partner hatten vor dem Merger eine eigene Positionierung: Elephant Seven als Kreativagentur, die sich aufs Frontend konzentriert, Digital Advertising dagegen eher als technischer Dienstleister. Wie sieht sich das fusionierte Unternehmen? Alt: Wir wollen die Agentur in Deutschland werden, die für moderne Kommunikation in den neuen Medien und Vernetzung steht. Alle nötigen Disziplinen können beide Unternehmen nun zusammen anbieten.
Wie wollen Sie bestehende Kunden halten, die bislang mit den einzelnen Agenturen zufrieden waren? Alt: Indem wir die Teams, die diese Kunden bislang betreuen, genauso weiterarbeiten lassen wie zuvor.
Elephant Seven hat im vergangenen Jahr bei nationalen wie internationalen Wettbewerben deutlich weniger Preise geholt als in den Jahren zuvor. Welche Rolle wird in Zukunft die Kreation spielen, die bislang das Aushängeschild von Elephant Seven war? Alt: Wir wollen wieder an die Spitze und Scholz & Volkmer vom Kreativthron stoßen. Daran ändert der Merger nichts. Wir haben hier in München ja auch das eine oder andere kreative Highlight produziert. Auch da ergänzen wir uns recht gut. Wir hoffen, dass wir uns 2003 wieder etwas stärker auf diese Themen konzentrieren können.
Interview: Eva-Maria Schmidt