Die Chefs der Digitaldienstleister können sich über ein neuerliches Wachstum freuen
Dirk Kedrowitsch, Vizepräsident des BVDW
Das Umsatzplus der Internetdienstleister fällt deutlich höher aus als bei den PR-Agenturen (
1,4 Prozent gegenüber 2009) und den klassischen Kommunikationsagenturen. Letztere haben laut dem
GWA-Frühjahrsmonitor im vergangenen Jahr ein Wachstum von durchschnittlich 7,5 Prozent verbucht. "Der Bereich der Full-Service-Internetagenturen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und zählt zu den Treibern der digitalen Wirtschaft", so
Dirk Kedrowitsch, Vizepräsident des BVDW. Vor allem das steigende Interesse an qualitativen Online-Dienstleistungen sorge auch weiterhin für eine positive Entwicklung.
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In den Top 10 gibt es unmittelbar hinter Dauer-Spitzenreiter
T-Systems Multimedia Solutions ordentlich Bewegung – nicht zuletzt durch das Fehlen von Pixelpark, Syzygy und Euroweb (Vorjahr: Platz 2, 5 und 6). Die Agenturen konnten unter anderem aus aktienrechtlichen beziehungsweise formalen Gründen am diesjährigen Ranking nicht teilnehmen. So schiebt sich
Plan.Net erstmals auf Rang 2. Auf den dritten Platz rückt
Sapient Nitro. Auch alle anderen Top-10-Agenturen verbessern sich:
Sinner Schrader von Platz 7 auf 4,
Digital Media Center von 8 auf 5,
Bassier, Bergmann & Kindler von 9 auf 7.
HMMH Multimediahaus landet ebenfalls unter den besten Zehn. Höchster Neueinsteiger ist
Team Neusta auf Platz 6. Komplettiert wird die Riege der zehn bestplatzierten Dienstleister von
Init und
Logica. Zusammen konnten diese Web-Spezialisten 2010 einen Honorarumsatz von rund 285 Millionen Euro verzeichnen.
Die Chefs der Agenturdickschiffe sehen sich immer stärker als Konkurrenten der klassischen Agenturen wenn es um Markenführung und -kommunikation geht. Die Trennung zwischen Klassik- und Digitalagentur werde zunehmend unschärfer, so Plan.Net-Geschäftsführer
Michael Frank gegenüber HORIZONT: "Alle großen, relevanten Agenturen, die in der Zukunft mitspielen wollen, werden in einem Becken schwimmen".
jm Ab Seite 10 finden Sie außerdem
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Stefan Bessing, Business Unit Director Experience Design and Emerging Technologies, T-Systems Multimedia Solutions
T-Systems Multimedia Solutions führt seit Jahren das Internetagentur-Ranking an. Im Markt hört man oft von dem Vorurteil, dass Ihre Agentur kein klassischer Digitaldienstleister, sondern "nur" eine Telekomtochter ist. Was entgegnen Sie diesem Vorwurf?Stefan Bessing: Wir sehen uns als Dienstleister, der Unternehmen in die Lage versetzt, mit Hilfe von digitalen Technologien zu kommunizieren, Geschäftsabläufe zu optimieren und Umsätze zu generieren. Unsere oft sehr komplexen Projekte beginnen bei der strategischen Beratung, beinhalten die Konzeption und das Design und vor allem auch die gesamte Umsetzung. Wir sind keine Werber und wir generieren auch nicht nur eine Idee und gehen dann wieder, sondern wir stehen für den gesamten Businessnutzen.
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Wir gehen von einem Umsatzwachstum von absolut 10 Millionen Euro aus.
Welche werden 2011 die größten Wachstumsbereiche sein?Generell stehen momentan die Themen Mobile und nach wie vor Social Media im Vordergrund, ansonsten sehen wir in den Branchen Versorger, Mode (speziell im E-Commerce) und Gesundheit eine besonders hohe Nachfrage.
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Andererseits stellen sich klassische Agenturen auch im Management immer stärker digital auf. Wie beurteilen Sie diesen Trend?Die "klassischen Agenturen" haben natürlich mittlerweile erkannt, dass sie ohne Technologiekompetenz immer mehr an Einfluss verlieren. Hinzu kommt noch, dass viele die Möglichkeiten der Digitalen Medien immer noch nicht richtig verstanden haben und deshalb Potenziale verschenken oder die Projekte unnötig kompliziert machen. Die Kunden merken das und beauftragen mehr und mehr direkt die Digitalagenturen. Dieser Trend wird sich wohl auch nicht mehr umkehren lassen. Dafür ist der Erfahrungsvorsprung der Digitalagenturen mittlerweile zu groß.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen für 2011?Wir stehen eigentlich immer vor der gleichen Herausforderung: Nämlich den Wandel, der durch digitale Medien erzeugt wird, sinnvoll und nachhaltig zu fördern, also unsere Kunden dabei zu begleiten, ihre Kundenbeziehungen, ihre Geschäftsmodelle und ihre Arbeitsabläufe zu verändern. Das hat Auswirkungen auf viele Menschen - und deshalb ist das eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Weiter mit Michael Frank (Plan.Net) Michael Frank, Geschäftsführer Plan.Net
Wie wird sich Ihr Agenturumsatz 2011 entwickeln?Michael Frank: Wir werden auch in diesem Jahr mit einem gesunden Wachstum abschließen. Über 30 Prozent können wir aber wahrscheinlich nicht wieder verzeichnen. Das ist auch nicht unser Ziel. Wir rechnen mit einem guten zweistelligen Plus. Das erste Quartal 2011 zeigt bereits: Wir liegen wieder gut auf Kurs.
Was werden 2011 die größten Wachstumstreiber für Plan.Net sein?Wir werden im Bereich Performance und Online-Media noch einmal ordentlich aufsatteln können, da wir hier einzigartige Tools anbieten wie zum Beispiel vermarkterunabhängige Targetingsysteme und mit ScreenPlanning ein Instrument, das die effiziente und unique Parallelplanung für Online-Video und TV ermöglicht. Zweitens wird sich der Bereich Mobile weiter vergrößern, da die Verbreitung von Smartphones und auch Tablet-PCs permanent steigt. Dieser Markt wird für alle Digitalagenturen eine spannende Story in 2011 und 2012 schreiben – allerdings sicher noch eine Weile auf einem vergleichsweise niedrigeren Niveau. Die dritte Größe sind die integrierten, Medienkanäle übergreifenden Projekte. Ihre Anzahl hat bereits 2010 bei uns deutlich zugenommen und wird auch im laufenden Jahr weiter steigen. Es wird künftig immer häufiger darum gehen, Werbemaßnahmen miteinander zu verknüpfen und auch verstärkt klassische Bestandteile eines Auftritts umzusetzen.
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Wie hat sich das in den vergangenen zwölf Monaten weiterentwickelt? Wir befinden uns sicher noch auf dem Weg dorthin. Es wird nicht so sein, dass Digitalagenturen klassische Agenturen umgehend ablösen. Aber der Trend, dass sich Digitalagenturen zu modernen Full-Service-Agenturen entwickeln, die die komplette Markenführung übernehmen, ist im vollen Gange.
Klassische Agenturen stellen sich im Management immer stärker digital auf. Wie beurteilen Sie diesen Trend?Künftig werden wir nicht mehr streng zwischen einer Klassikagentur und einem Digitaldienstleister trennen können. Die Grenzen verwischen weiter. Am Ende wird es eine große Schnittmenge geben, aber auch weiterhin Spezialanbieter. Alle großen, relevanten Agenturen, die in der Zukunft mitspielen wollen, werden in einem Becken schwimmen. Das bedeutet, der Konkurrenzdruck wird größer. Am Ende sind die Agenturen vorne, die am besten auf Kundenbedürfnisse eingehen können. Es hilft ja nichts, wenn eine klassische Agentur sagt "Jetzt kann ich auch digital", aber die Bedürfnisse des Kunden nicht befriedigen kann. Genau deswegen holen sich die Jung von Matts und Ogilvys Persönlichkeiten ins Management, die Erfahrungen im Digitalen haben. Es ist interessant: Ich bin vor zehn Jahren aus der Klassik in eine Digitalagentur gewechselt, heute stehen wir mit Plan.Net durch unsere Gesamtaufstellung für eines der zukunftsorientiertesten Agenturkonzepte. Damals fühlte ich mich als Exot, jetzt wandern Onliner in die Klassik. Die Figges und Streraths, die ganzheitlich geprägt sind, führen die klassischen Agenturen ins digitale Zeitalter. Eine neue Epochen entwickelt sich.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen in 2011?Agenturen müssen langfristig planen und dürfen nicht versuchen, angesichts der immer vielfältiger werdenden Technologien und Kommunikationswege innerhalb weniger Monate eine inhaltliche 180-Grad-Drehung hinzulegen. Eine Digitalagentur in eine ganzheitliche Full-Service-Agentur zu wandeln, braucht Zeit. Ich warne davor, unüberlegt jedem Trend sofort hinterher zu hecheln. Meine Sichtweise ist: Digitalagenturen müssen die Revolution im Herzen und den Evolutionsgedanken im Kopf haben. Sie müssen revolutionär denken, Neues ausprobieren, Mut haben, Mauern einzureißen. Aber evolutionär: vorher Gedanken machen, dann Handeln. Dann verläuft man sich auch nicht in dem Dickicht der Optionen und Maßnahmen.
Weiter mit Wolf Ingomar Faecks (Sapient Nitro) Wolf Ingomar Faecks, Geschäftsführer Sapient Nitro
Warum verzeichnet Ihre Agentur einen Mitarbeiterrückgang von fast 17 Prozent?Wolf Ingomar Faecks: Die Mitarbeiterzahlen in Deutschland gehen nicht zurück. Die im Ranking genannte Veränderung fußt darauf, dass sich das Geschäft von Sapient Nitro in den letzten Jahren stark verändert hat. Wir bieten weniger technische Services aus Indien heraus an, sondern vermehrt Beratungs- und Kreativleistungen. Auch wenn durch diesen Trend die Anzahl der für Deutschland zuständigen indischen Kollegen zurückgeht, so geschieht dies zu Gunsten des Aufbaus lokaler Teams, da diese Services mehr lokale Kapazität erfordern.
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?
Unser Wachstum in 2011 wird mit 10 bis 15 Prozent deutlich über dem von 2010 liegen. Wir stehen gerade in Pitches bei Automobil-Unternehmen und gehen aktuell sehr erfolgreich mit einem Service-Produkt der "Digitalen Marketing Plattform" auf den Markt, mit dem global tätige Multi-Brand Organisationen die effiziente Initiierung, Steuerung, Verwaltung, Organisation und Messung ihrer Multi-Channel-Kommunikation erheblich erleichtert wird.
Welche werden die größten Wachstumsbereiche 2011 sein? Die Integration von strategischer, kreativer und technologischer Kompetenz – von uns "Idea Engineering" genannt – wird von immer mehr Kunden als wertbringend angesehen. Nicht der reine IT-Dienstleister, der zum Beispiel Shoplösungen umsetzt, oder die reine Digitalagentur, die Kampagnen für Produkt-Launches liefert, sondern ein beratender Dienstleister, der die Beziehung von Marke und Kunde in all seinen Facetten im Mittelpunkt in einem ganzheitlichen Experience-Design zu liefern vermag, wird immer stärker nachgefragt. Hier ist Sapient Nitro mit der seit langem aktiv gelebten Integration verschiedener Kompetenzbereiche sehr gut aufgestellt. In 2011 werden wir hauptsächlich in den weiteren Aufbau von Kompetenzen in der Marken- und Strategieberatung investieren.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Wie beurteilen Sie diesen Trend?Diese Maßnahme erachte ich als sinnvoll. Allerdings werden Digitalagenturen dennoch am Ende als Sieger hervorgehen. Sie sind eher darauf eingestellt, schnell neues technisches Know-How aufzubauen und umzusetzen. Die Trennung zwischen Klassik- und Digitalagentur wird sowieso im Laufe der nächsten Jahre obsolet werden. Eine weitere Marktkonsolidierung wird stattfinden. Das Szenario, dass sich Klassikagenturen im Pitch gegen Digitalagenturen um die Hoheit des Leads durchsetzen, wird es früher oder später nicht mehr geben.
Was sind die größten Herausforderungen für Digitalagenturen in 2011?Ich sehe hier drei große Bereiche: Erstens die Akquise und den Aufbau der notwendigen, sich rasant erweiternden neuen Kompetenzen, um unsere Kunden sowohl in kreativer wie technischer Hinsicht relevant beraten und unterstützen zu können. Zweitens die praktische und wirkungsvolle Umsetzung des theoretischen Versprechens zur kanaladäquaten und kanalübergreifenden Kommunikation. Drittens die Umsetzung der Verschmelzung von virtuellen und physischer Welt zu einer Experience, die die Marke konsistent mit dem Kunden in Kommunikation und Transaktion eine lang anhaltende Beziehung eingehen lässt.
Weiter mit Matthias Schrader (Sinner Schrader) Matthias Schrader, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender Sinner Schrader
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Matthias Schrader: Wir sind sehr gut ins Jahr 2011 gestartet. Im ersten Quartal haben wir ein Umsatzplus von 30 Prozent verzeichnet. Für das Gesamtjahr erwarte ich ein 20-prozentiges Wachstum.
Was werden 2011 die größten Wachstumstreiber für Sinner Schrader sein?Das größte Plus - relativ gesehen – erwarte ich weiterhin in den Bereichen Mobile und Media.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Was bedeutet das für Digitalagenturen? Wie beurteilen Sie diesen Trend? Ich denke nicht, dass sich dadurch die Konkurrenz für uns verschärft. Die klassischen Agenturen können zwar durch neue Köpfe die digitale Kompetenz nach außen hin besser verkörpern. Aber dadurch sind sie noch lange nicht intern leistungsfähiger und kompetenter in der konkreten Umsetzung geworden. Hierfür braucht es sehr viele erfahrene Mitarbeiter mit langjähriger Projekterfahrung in der ganzen Kette Online-Plattformen, E-Commerce, Social Media, Mobile, Online Marketing und Analytics.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen in 2011?Lange Jahre haben wir am Katzentisch der Marketing-Entscheider gesessen. Das verändert sich jetzt. Aber in diese Rolle des ersten Ansprechpartners müssen sie erst einmal hineinwachsen. Dafür gilt es, sich "auch klassischer" aufzustellen. Auch wir haben im vergangenen Jahr verstärkt Anfragen für integrierte Kampagnen bekommen. Aus diesem Grund haben wir Anfang des Jahres die Agentur Haasenstein gegründet. Mit ihr konnten wir dann auch gleich Tuifly.com überzeugen, die bisher von Jung von Matt betreut wurden.
Weiter mit Carsten Meyer-Heder (Team Neusta) Carsten Meyer-Heder, Geschäftsführender Gesellschafter Team Neusta
Warum haben Sie sich entschieden, erstmals am Ranking teilzunehmen?Carsten Meyer-Heder: Die jetzige Beteiligung am Internetagentur-Ranking ging einher mit dem geschärften Fokus auf E-Commerce, Online-Marketing, Social Media und auch Web-Lösungen durch den Beitritt der Full-Service-Agentur Interwall zum Team Neusta. Jetzt ist eine optimale Positionierung am Markt möglich.
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Wir visieren für das Jahr 2011 ein gesundes Wachstum von 15 bis 20 Prozent sowie einen Umsatz von über 30 Millionen Euro an. Als mittelständische und inhabergeführte Unternehmensgruppe achten wir darüber hinaus auf Werte wie etwa Nachhaltigkeit. Ziel ist es, jede Gesellschaft weiter zu stärken und die jeweiligen Leistungen weiter auszubauen.
Welche werden 2011 die größten Wachstumsbereiche sein?Aufgrund der fachlichen Bandbreite bieten sich bei Team Neusta Wachstumspotentiale an mehreren Stellen, etwa Touristik, Handel und E-Commerce. Mit der jüngst hinzugewonnenen Kommunikationsagentur Via Roeper hat sich unser Leistungsportfolio abermals erweitert, sodass wir nun auch Bereiche wie beispielsweise Corporate-Design abdecken. Unsere wesentlichen Wachstumssegmente sind aber sicher E-Commerce, Shop-Lösungen, Online-Marketing sowie Individuallösungen.
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Wie hat sich das in den vergangenen zwölf Monaten weiterentwickelt?Der Trend setzt sich weiter fort. Agenturen aus ganz verschiedenen Disziplinen versuchen ihr Portfolio auszuweiten und mehr oder weniger 360-Grad-Markenführung und Kommunikation anzubieten. Dabei bilden sich jedoch auch Schwerpunkte, weil nicht jede Agentur auch die Glaubwürdigkeit für alle Teil-Disziplinen gleichermaßen aufbauen kann. Team Neusta folgt hier eher dem Credo „Wir helfen verkaufen“, und mit der IT sind wir sehr nah an den Kerngeschäftsprozessen bei unseren Kunden. Da ist es nur logisch, dass uns unsere Kunden auch in den Bereichen Verkaufsförderung und Markenführung fordern. Hier sind wir mit unseren Agenturen Interwall und Via Roeper sehr breit aufgestellt.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Was bedeutet das für Digitalagenturen? Wie beurteilen Sie diesen Trend?Wir glauben, dass es den Digitalagenturen leichter fallen wird, das klassische Agenturgeschäft zu erlernen, als umgekehrt. Die Digitalagenturen sitzen zukünftig in der Mitte des Geschehens, klassische Werbung entwickelt sich schon heute für viele Branchenfelder zu einer Spezialdisziplin. Das, was früher below-the-line war, wird in Zukunft einmal above-the-line sein, wenn es die line dann überhaupt noch gibt. Der Trend spielt uns somit in die Hände.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen für 2011?Sicherlich ist das Wachstum eine Herausforderung. Es gibt einen gewissen Wettbewerb um die besten Leute am Markt. Und unser Geschäft ist und bleibt immer im Kern menschlich. Es geht um Vertrauen, Verlässlichkeit und Professionalität. Darum kümmern wir uns nicht nur intensiv um unsere Kundenbeziehungen, sondern auch um die Beziehungen zu unseren Mitarbeitern.
Weiter mit Stefan Messerknecht (HMMH) Stefan Messerknecht, Vorstandssprecher HMMH Multimediahaus
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Stefan Messerknecht: Das erste Quartal bestätigt die Prognose für unsere Agentur und brachte bereits ein zweistelliges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Wir gehen aktuell davon aus, dass sich diese Entwicklung für das Gesamtjahr fortsetzen wird.
Welche werden 2011 die größten Wachstumsbereiche sein?Wir gehen davon aus, dass die neue Positionierung sich weiter in den Köpfen der Entscheider verankern und HMMH mit Lösungen im Bereich Digital Commerce und Brand Communication gleichermaßen neue Projekte und Umsätze generieren wird.
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Wie hat sich das in den vergangenen zwölf Monaten weiterentwickelt?Dieser Trend hat sich verstärkt. HMMH wird vom Kunden immer früher einbezogen, wenn es um die Neu-/Weiterentwicklung von Marketing- und Vertriebslösungen über die digitalen Kanäle geht und wir spüren eindeutig eine Verschiebung der Etats zu Gunsten dieser Kanäle.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Was bedeutet das für Digitalagenturen? Wie beurteilen Sie diesen Trend?HMMH sieht den Wettbewerbsdruck für alle Marktteilnehmer gleichermaßen ansteigen. Die Digitalagenturen haben einen Erfahrungs- und Innovationsvorsprung hinsichtlich der Verbindung der klassischen und digitalen Themen und sind somit in beiden Welten bereits gut positioniert. Diesen Vorsprung gilt es zu nutzen und auszubauen. Eine Angleichung in der Branche sehen wir keinesfalls, weil jede Agentur ihr ganz spezielles Portfolio hat und auch ihren " USP" herausarbeiten muss, um sich im Wettbewerb und gegenüber dem Kunden eindeutig zu positionieren. HMMH beobachtet diese Marktentwicklung. Wir halten klar an der von uns in 2010 gewählten Positionierung als Agentur für Digital Commerce und Brand Communication fest. Die Reaktion der Kunden und die Entwicklung in den Umsätzen zeigen uns, dass wir uns hier für die aktuellen Marktbedürfnisse richtig aufgestellt haben.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen für 2011?Eines der großen Themen in diesem Jahr wird für HMMH die Gewinnung von Talenten, die wir ausbilden wollen. Darüber hinaus gilt es, Fachkräfte zu finden, die zu unserer Philosophie passen und mit uns das Unternehmen, die Kunden und den Markt erfolgreich weiterentwickeln.
Weiter mit Andreas Gahlert (Neue Digitale/Razorfish) Andreas Gahlert, CEO Neue Digitale/Razorfish
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Für 2011 erwarten wir eine Fortführung des Wachstums.
Welche werden die größten Wachstumsbereiche sein?Ganzheitliche Maßnahmen, Digital Signage, Mobile, CRM/ Dialog und Apps
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Wie hat sich das in den vergangenen zwölf Monaten weiterentwickelt?Aus dem anfänglichen Trend ist ein wesentlicher Teil unseres Geschäftsmodells geworden. Digital ist kein Kanal mehr wie noch vor fünf Jahren. Digital ist überall enthalten. Wir führen die Marken unserer Kunden aus digitaler Perspektive – auch in klassischen Medien – mit starker digitaler Verzahnung oder Interaktion. Das hat sich in den letzten zwölf Monaten deutlich entwickelt. In Neukundenpitches konkurrieren wir zunehmend gegen klassische Agenturen.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Was bedeutet das für Digitalagenturen? Wie beurteilen Sie diesen Trend?Das belegt die These "Die Zukunft ist digital". Wir als Pionier in diesem Feld fühlen uns dadurch auf unserem Weg bestätigt. Die klassischen Agenturen werden eine Weile brauchen, bis sie nicht nur im Management, sondern auch in ihrer ganzen Organisation Digital-Perspektiven und Technologie-Know-how eingebracht haben. Dann sind wir schon wieder einen Schritt weiter.
Weiter mit Peter Post (Scholz & Volkmer) Peter Post, Geschäftsführer Scholz & Volkmer, Wiesbaden
Wie wird sich 2011 Ihr Umsatz entwickeln?Peter Post: Wir rechnen mit sechs Prozent. Wir haben nicht vor, den enormen Umsatzsprung von 2010 in 2011 fortzusetzen. Niemand zwingt uns. Wir konzentrieren uns auf Qualität und Innovation, werden die neuen Talente gut integrieren, neue Geschäftsfelder erschließen und ausbauen. Als inhabergeführte Agentur leisten wir uns eine eigene Agenda im Bereich CSR, die auch zu neuen Services für unsere Kunden führt. Wenn all das zu Umsatzwachstum führt: gut! Aber es ist kein Ziel.
Welche werden die größten Wachstumsbereiche 2011 sein?Es gibt keine einzelnen Wachstumsbereiche, da die Aufgaben immer ganzheitlicher werden. Natürlich passiert in Mobile und Social Media viel, aber nicht losgelöst, sondern als Teil von integrierten Konzepten. Dort liegt das Wachstum in 2011: Wir werden die Endkunden unserer Auftraggeber ganzheitlich begleiten, von Kampagnen über Informations- und Dialogplattformen bis Commerce und weit in die Nutzung von Produkten und Diensten hinein. Was unser Kundenportfolio betrifft, ist es ein Traum. Auch hier wollen wir uns auf Qualität fokussieren und mit unseren jetzigen Kunden neue Innovationsfelder besetzen, da gibt es in 2011 fantastische Chancen. Neben vielen Kampagnen stehen verstärkt Social- und Mobile Commerce an, "Game Thinking" wird unsere Produktentwicklung prägen, unsere langjährige Expertise in Live-Kommunikation zahlt sich aus. Unsere Bestandskunden bieten uns so viele Chancen, daher prüfen wir Neugeschäft momentan sehr kritisch.
Schon 2010 gab es den Trend, dass Digitalagenturen immer stärker den klassischen Agenturen bezüglich Markenführung Konkurrenz machen. Wie hat sich das in den vergangenen zwölf Monaten weiterentwickelt?Zum einen definieren sich immer mehr Marken durch ihren Auftritt in digitalen, oder besser interaktiven Kanälen. Entsprechend wird unsere Expertise verstärkt angefragt, hier strategisch zu beraten. Wir hatten in 2010 auf der Hälfte unserer Kunden umfangreiche Beratungsaufträge, die weit über das Projektgeschäft hinausgingen. Zum anderen werden wir inzwischen auch zu "Klassik"-Pitches eingeladen, und dürfen dann wie zum Beispiel für Panasonic Europe medienunabhängige Konzepte entwickeln. Von anderen Kunden wie Mercedes-Benz oder Schirn Frankfurt laufen Spots von uns im Kino. Zu all dem gehören natürlich auch Talente aus der Klassik, die zu uns wechseln wollen. Das Interesse ist erfreulich groß.
Klassische Agenturen stellen sich auch im Management immer stärker digital auf. Was bedeutet das für Digitalagenturen? Wie beurteilen Sie diesen Trend?Der Trend spielt auf beiden Seiten. Mein Geschäftsführer-Kollege Christian Daul kommt aus der Klassik, das war ja auch kein Zufall. In ein paar Jahren spricht aber niemand mehr über "digital" und "klassik". Wir sollten zwar alle etwas mehr Respekt vor der Expertise und dem Handwerk von Spezialisten haben, aber erfolgreiche Agenturen werden sich nicht mehr durch Kanalkompetenz definieren und positionieren. Ja, das Netz wird das maßgebliche Medium sein. Aber das Netz belohnt nicht die Beherrschung von Technologien oder Mechaniken, sondern vor allem eine Haltung, die geprägt ist von Partizipation. Natürlich glauben wir, dass Digitalagenturen diese Haltung eher in ihrer DNA haben als Klassikagenturen. Aber gute Leute lernen schnell. Deswegen wollen wir die bessere Schule sein und nicht der "Hort des digitalen Wissens".
Unabhängig von Managementbesetzungen verfolgen wir mit viel größerem Interesse die diversen Integrationen der digitalen Ableger in ihre klassischen "Mütter". Neue Kollegen, die aus solchen Networks zu uns kommen, berichten immer noch, dass auf der operativen Ebene vieles halbherzig umgesetzt wird und die "Digitalen" immer noch verlängerte Werkbank der Klassikteams sind. Hier die Kultur zu verändern, wird die größere zu knackende Nuss sein. Auch das gilt für beide Agenturtypen.
Was sind die größten Herausforderungen für die Digitalagenturen für 2011?Die größte Herausforderung wird sein, das liebgewonnene "digital" hinter sich zu lassen und durch etwas Substanzielleres zu ersetzen.
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Die größten Digital-Agenturen im Bereich Marketing
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Die größten Digital-Agenturen im Bereich Werbung
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Die größten Digital-Agenturen im Bereich E-Commerce
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Die größten Digital-Agenturen im Bereich Entertainment/Infotainment
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Die am schnellsten wachsenden Digital-Agenturen
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Die Agenturen mit der höchsten Azubi-Quote
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Die größten Digital-Agenturen im Bereich Intranet
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