Setzt auf digitale Geschäftsmodelle: Stefan von Holtzbrinck
Die Verlagsgruppe Georg von Hotzbrinck verkauft die "Saarbrücker Zeitung". Käufer wird die politiknahe Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar mbH (GSB), deren Ziele die Förderung von Wissenschaft, Kultur und Bildung sind. Bis zum Jahr 2014 will sich Holtzbrinck stufenweise zurückziehen. Der Kaufpreis wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt.
Zum 1. August stockt die
GSB ihren Anteil von 26 Prozent auf 46,9 Prozent auf. Spätestens Mitte 2014 sollen die Holtzbrinck-Anteile von derzeit 52,33 Prozent vollständig an die GSB übertragen werden. Weitere 6,67 Prozent hält die "Saarbrücker Zeitung" selbst, 15 Prozent liegen bei der Beteiligungsgesellschaft der Mitarbeiter. Perspektivisch sucht die GSB jedoch wieder einen Investor aus dem Verlagswesen, "der im Konsens mit den bisherigen Gesellschaftern die Zukunft der Saarbrücker Zeitung sicherstellen wird", sagt
Rudolf Warnking, Vorsitzender des GSB-Gesellschafters
Union Stiftung, in einem Interview in der "Saarbrücker Zeitung", das "SZ"-Chefredakteur
Peter Stefan Herbst mit den Beteiligten geführt hat.
Es ist ein ungewöhnlicher Käufer - mit ungewöhnlichen Zielen. Hinter der GSB stehen die christliche Union Stiftung (40 Prozent), die sozialdemokratische
Demokratische Gesellschaft Saarland (40 Prozent) sowie die liberale
Villa Lessing - Liberale Stiftung Saar (20 Prozent) - allesamt Gesellschaften mit politischem Sendungsbewusstsein. Von einer möglichen redaktionellen Einflussnahme will
Friedel Läpple, Vorsitzender der Demokratischen Gesellschaft Saarland, jedoch nichts wissen: "Die GSB versteht ihr Engagment als einen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Bildung und zur Erhaltung einer publizistischen Stimme des Saarlandes in der Bundesrepublik".
Für Holtzbrinck ist der Ausstieg bei der "Saarbrücker Zeitung", an der das Stuttgarter Unternehmen seit 40 Jahren beteiligt ist, ein weiterer Schritt auf dem Weg raus aus dem Zeitungsgeschäft: "Wir wollen uns im globalen Wettbewerb auf weniger Standbeine konzentrieren, auf Bildung, Wissenschaft, auf Literatur, auf digitale Geschäftsmodelle", sagt Geschäftsführer und Hotzbrinck-Gesellschafter
Stefan von Holtzbrinck in dem Interview. Die Zeitungen kommen als Geschäftsfeld in dieser Aufzählung nicht mehr vor. Zu Holtzbrinck gehören derzeit noch
"Lausitzer Rundschau",
"Trierischer Volksfreund",
"Pfälzischer Merkur" und
"Südkurier". Auf HORIZONT.NET-Nachfrage, wie die Pläne für diese Titel sind, heißt es bei
Georg von Holtzbrinck lapidar, man gebe keine weiteren Kommentare.
Im November 2011 hatte Holtzbrinck bereits die Mehrheit am "Südkurier" an die
Pressegruppe Mediendruck in Augsburg (
"Augsburger Allgemeine") verkauft, hält allerdings noch 49 Prozent an der Zeitung. Die Pressegruppe Mediendruck hatte 2010 auch schon Holtzbrincks
"Main-Post" in Würzburg gekauft.
2009 war Holtzbrinck bereits aus der Verlagsgruppe Handelsblatt ausgestiegen, die seither zur
Dieter von Holtzbrinck Medien seines Bruders gehört. Die Anteile an der
"Zeit" teilen sich die Brüder seither.
pap