Holtzbrinck denkt über Verkauf nach: Vier Onlineportale sollen weg

Stefan von Holtzbrinck
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Stefan von Holtzbrinck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, will sich von einem Teil seiner Onlineaktivitäten trennen. Das meldet das "Hamburger Abendblatt". Demnach stehen mittlerweile nicht mehr nur StudiVZ und Parship zum Verkauf, sondern auch Meinestadt.de und Experteer. Holtzbrinck Digital wollte sich auf Anfrage von HORIZONT.NET nicht zum Thema äußern.

Das Datingportal Parship ist eine Eigengründung der Holtzbrinck Gruppe und soll laut "Abendblatt" durch die Konkurrenz mit der Tomorrow-Focus-Tochter Elitepartner.de unter Druck stehen. Beide Portale lassen sich nicht durch IVW Online oder Agof ausweisen. Zu Holtzbrinck Digital gehört auch die Allesklar.com AG mit dem Städteportal Meinestadt.de, das im Dezember 2011 auf 7,6 Millionen Unique User kam und damit die Top 20 nur knapp verfehlte. Dennoch scheint Holtzbrinck das Portal abstoßen zu wollen – laut "Abendblatt" fürchtet er eine zunehmende Konkurrenz durch Google. Unter dem Dach von Holtzbrinck Ventures, das auch Beteiligungen an Groupon und Zalando hält, ist der Karrieredienst Experteer angesiedelt. Das Portal wurde 2005 von der Venture-Capital-Gesellschaft selbst gegründet und soll nun ebenfalls zum Verkauf stehen.

Diese vier Portale sollen zum Verkauf stehen
Diese vier Portale sollen zum Verkauf stehen
Als größtes Problemkind von Holtzbrinck gilt jedoch die VZ-Gruppe: Das soziale Netzwerk StudiVZ gehört zusammen mit SchülerVZ und MeinVZ seit 2007 zu Holtzbrinck Digital, kolportierte 85 Millionen Euro soll der Kauf damals gekostet haben. Doch mit dem Markteinstieg von Facebook hat sich die Konkurrenzsituation verschärft, die Nutzerzahlen gingen zurück. Bereits vergangenen Juli meldete das „Manager Magazin“, dass Holtzbrinck versucht hatte, StudiVZ zu verkaufen, dabei jedoch gescheitert sei.

Während die VZ-Gruppe aus StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ zu ihren besten Zeiten Mitte 2010 noch bis zu 466 Millionen Visits und über 13 Millionen Unique User vorweisen konnte, lag die Reichweite im Dezember laut den Internet Facts der Agof bei nur noch 4,8 Millionen Nutzern - und damit unter der des Konkurrenten Wer-kennt-wen.de. Laut IVW Online kam die VZ-Gruppe im Januar auf 74 Millionen Visits. Mittlerweile wird im Netz daher schon offen über den Tod der Netzwerke spekuliert, beispielsweise auf der Seite Wannstirbtstudivz.com (aktueller Stand: in rund 6 Tagen und 8 Stunden).

Im Mai 2011 kündigte der neue Chef von Holtzbrinck Digital, Markus Schunk, an, den Konzern stärker auf Profitabilität drillen zu wollen. Dabei standen die VZ-Netzwerke im Mittelpunkt: Schunk wollte die Nutzerzahlen stabilisieren, wobei auch ein Verkauf nicht ausgeschlossen wurde. Bereits seit 2009 hat Stefan von Holtzbrinck, der den Vorsitz der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck inne hat, sich verstärkt auf das Digitalgeschäft konzentriert.

In diesem Zuge verkaufte er seine wichtigsten Print-Anteile, nämlich je 100 Prozent an der Verlagsgruppe Handelsblatt und der Berliner Tagesspiegel-Gruppe sowie 50 Prozent am Hamburger Zeit-Verlag, an seinen Bruder Dieter von Holtzbrinck und dessen Verlag DVH-Medien. Im Dezember 2010 folgte dann der Verkauf der Mediengruppe Main-Post in Würzburg an die Mediengruppe Pressedruck in Augsburg.sw
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