Drei Gründe, warum nur (!) Helge Schneider "Wetten, dass"-würdig ist
Sein Outfit
Niemand sonst als Helge Schneider kann dem moderierenden Cowboystiefel Thomas Gottschalk hier das Hosenhochwasser reichen. Schneider scheut sich vor gar nix - vor fettigen Langhaaren und verbotswürdigen Perücken nicht, vor garstigen Plateauschuhen und üblen Sonnebrillen nicht. Und im Hahnenkostüm macht er eine ebenso gute Figur wie als Polarforscher, Dandy oder Kommissar. Wenn Gottschalks Outfit immer mal wieder für Diskussionen auf der Samstagabendcouch sorgte, dann werden Helges Textilien dort regelrechte Turbulenzen auslösen. Inklusive feinstem PR-Weiterdreh in "Bild".
Seine Talente
Wenn das ZDF Helge Schneider engagiert, können sich Sender und Gebührenzahler viel Geld für teure Show-Acts sparen. Denn Multi-Künstler Schneider ist das alles selbst, in einer Person: ein begnadeter Musiker ("Ladiladiho"), ein anspruchsvoller Filmemacher ("Praxis Dr. Hasenbein"), ein stilsicherer Bühnen-Entertainer ("Buxe voll!"), ein zeitkritischer Theatermacher ("Mendy - Das Wusical"), ein nachdenklicher Buchautor ("Zieh dich aus, du alte Hippe"). Und Erfahrung als TV-Host hat er auch: Ende der 80er-Jahre war Schneider Co-Moderator der "Off-Show" im WDR, neben Reinhold Beckmann! Und sollte sich trotzdem mal ein internationaler Star zu "Wetten, dass" verirren müssen, dann könnte Mr. Schneider ("I brake together") selbstverständlich flüssig auf Englisch parlieren. Und auch ein Mirkofonausfall
kann ihm wenig anhaben. Bei seinem gesamten Wirken kommen ihm sowieso seine größten Talente zupass: die Improvisationskunst und der Humor. Zwar soll es ja Leute geben, die damit wenig anfangen können. Nun, prima, so bleibt "Wetten, dass" ein Diskussionsthema mit PR-Nachhall.
Seine Vorbildwirkung
Samstagabend sitzen Vatter, Mutter und Kind vor der Kiste, allen muss man gerecht werden. Schneider weiß das, er selbst hat vier Kinder von fünf Frauen (oder umgekehrt). Außerdem: Durch sein Werk ziehen sich kritische Auseinandersetzungen mit den Geschlechterrollen (Buchtitel: "Eiersalat - Eine Frau geht seinen Weg"),
praktische Anleitungen zum Käsebrotschmieren hier,
alltagstaugliche Einparkhilfen dort sowie eindringlichste Warnungen vor Drogenmissbrauch (Zeile aus dem "Mörchen"-Lied: "Marijohana dat ist Mist, weil es nichte du selba bist") wie eine weiße Linie. Das alles zeigt: Helge Schneider ist einer von uns. Und genau deshalb gehört er aufs "Wetten, dass"-Sofa.
Roland Pimpl
Barbara Schöneberger
Sicher, Barbara Schöneberger hat gerade erst abgelehnt. Aber das war via "Bunte". Ob ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut überhaupt schon Bescheid weiß? Falls nicht: Frau Schöneberger, bitte geben Sie dem ZDF nicht vorschnell einen Korb! Denn Sie sind die Idealbesetzung.
Ihre Moderatorenfähigkeiten hat sie in diversen Talkshows wie "Blondes Gift" (damals) und der "NDR Talkshow" (heute) unter Beweis gestellt und auf zahlreichen Events - auch und besonders aus unserer Branche. Mit Charme und Humor hat sie noch jeden Studiogast bezirzt.
Sie ist die ungekrönte Meisterin des Smaltalks, schnell im Kopf, schlau und flexibel. "Ich behandele gerne vier bis fünf Erzählstränge parallel" sagte sie Anfang des Jahres in einem
Interview. Das ist perfekt, damit sich jeder Gast auf dem großen "Wetten, dass...?"-Sofa auch wohl und ernst genommen fühlt!
Sie kann fließend Englisch sprechen. Das hat sie unter Beweis gestellt, als sie für die ARD auf Londons Straßen unterwegs war, um Passanten zur Hochzeit von William und Kate zu interviewen. Das macht die attraktive Blondine auch zur kompetenten Ansprechpartnerin für jeden Hollywood-Star.
Sie kann sogar
singen ("Männer muss man loben") und auch
tanzen. Wenn ein Gast absagt, könnte sie zur Not selbst den Live-Act füllen, ohne dass es peinlich wirkt. Und zu guter Letzt ist sie eine Frau. Hat nicht gerade erst Anne Wills Lebensgefährtin Miriam Meckel gefordert, man sollte mal über eine Gastgeberin bei "Wetten, dass...?" nachdenken?
Frau Schöneberger, kandidieren Sie! Meine Stimme als Gebührenzahler ist Ihnen gewiss!
Juliane Paperlein Warum Stefan Raab der richtige Mann für "Wetten, dass ..?" ist
Eigentlich erstaunlich, dass bislang noch niemand Stefan Raab als Nachfolger von Thomas Gottschalk ins Spiel gebracht hat. Sicher: Ein begnadeter Moderator ist Raab nicht. Allerdings hat er als Produzent ein untrügliches Gespür für gute Showkonzepte. Wenn es jemanden in der deutschen Fernsehlandschaft gibt, der den alten Tanker „Wetten, dass ..?" zu einem schnittigen Rennboot aufpimpen könnte, dann der gelernte Metzger.
Dass Stefan Raab dazu in der Lage ist, einem totgeglaubten Konzept erfolgreich neues Leben einzuhauchen, hat er mit "Unser Star für Oslo" hinreichend bewiesen. Wir erinnern uns: Der Eurovision Song Contest war in Deutschland noch vor wenigen Jahren in etwa so attraktiv wie Das große Fest der Volksmusik. Allenfalls ältere Herrschaften konnten sich noch für die Schlagerparade begeistern, bei der sich sowieso immer die Osteuropäer gegenseitig die Punkte zuschusterten. Erste Duftmarken setzte Raab bereits als Produzent von Teilnehmern wie Guildo Horn und Max Mutzke oder mit seinem eigenen anarchischen Auftritt mit "Watte hatte dude da?" Mit "Unser Star für Oslo" schaffte Raab dann in wenigen Monaten das schier Unmögliche: Aus dem Stand heraus fand er mit Lena Meyer-Landrut nicht nur eine Kandidatin, für die sich auch ein junges Publikum begeistern konnte, sie gewann den Wettbewerb sogar. Im Mai lockte der Eurovision Song Contest in Düsseldorf fast 14 Millionen Zuschauer vor den Fernsehschirm. Abgesehen vom Vorjahr, als Lena den Wettbewerb gewann, hatte die Show zum letzten Mal in den 80er Jahren vergleichbare Zuschauerzahlen.
Wer es also schafft, den Eurovision Song Contest innerhalb weniger Monate erfolgreich ins neue Jahrtausend zu katapultieren, der bekommt auch den alten Showtanker "Wetten, dass ...?" wieder flott. Klar ist: Gepflegter Promi-Small-Talk auf der Couch wäre seine Sache nicht. Der ehrgeizige Moderator braucht Action, um sich wohl zu fühlen. Würde man ihm die Sendung tatsächlich anvertrauen, bliebe bei "Wetten, dass ...?" wohl kein Stein auf dem anderen.
Allein: Raab steht wohl nicht zur Verfügung. Erst im April hatte der TV-Entertainer seinen Vertrag mit Pro Sieben Sat 1 um weitere fünf Jahre verlängert. Aber wer weiß: Vielleicht fällt Gottschalk mit seiner neuen Vorabend-Show im Ersten derart auf die Nase, dass er reumütig noch einmal zum ZDF zurückkehrt, das ohnehin keinen gleichwertigen Ersatz für den blonden Großmeister finden wird. Ab 2017 könnte dann Raab den Job übernehmen. Wenn es "Wetten, dass ..?" dann noch gibt.
David Hein
Oliver Welke in der "heute show"
Es kann nur Einen geben: Oliver Welke
Für die Nachfolge von Thomas Gottschalk als Moderator von "Wetten dass...?" kann es nur Einen geben: Oliver Welke. Die Spaßkanone mit dem lichten Haupthaar wäre als einziger dazu in der Lage, der Quizshow ein neues Gesicht zu geben, ohne allzu viel zu ändern.
Der Witz-Faktor
Welke hat schon in vielen Shows wie "7 Tage, 7 Köpfe" oder der "Heute Show" seinen Humor unter Beweis gestellt. Dass er Anchorman-Qualitäten besitzt, zeigt Welke darüber hinaus als Moderator von "ran" oder bei "Liga total". Ob er auch große Gäste mit ähnlicher Nonchalance behandeln kann wie Gottschalk, müsste Welke noch beweisen. Als Gesicht der Sendung taugt er jedoch allemal: Welkes kurzweiligen aber dennoch hintergründigen Moderationen haben Charme, Witz und Qualität - alles Schlüsselqualifikationen für den Platz auf der berühmtesten Fernsehcouch der Republik.
Der Loyalitätsfaktor
Was dem ZDF die Entscheidung für Welke leicht machen dürfte: Der 45-Jährige bringt den nötigen Stallgeruch mit. Man muss ihn nicht aus Verträgen herauskaufen, sein Geld bezieht er ohnehin schon aus Mainz und zudem wird Welke inzwischen ein ausgeprägtes Gespür für die Befindlichkeiten von Intendanten haben. Kurz: Welke ist loyal. Für die Moderation der wichtigsten deutsche Samstagssendung unverzichtbar.
Der Promi-Faktor Unbestritten hat Welke in der deutschen Medienlandschaft einen Namen. Aber - und das hat er Kerkeling, Schmidt oder Raab voraus: Er hat nicht viel Renommee zu verlieren. Sollte er mit "Wetten dass...?" baden gehen, macht er halt weiter Fußball, was soll's? Das Ganze ähnelt der Suche nach einem neuen James Bond, nachdem Pierce Brosnan nicht mehr zur Verfügung stand: Groß war die Überraschung, nachdem mit Daniel Craig ein Mann aus der zweiten Reihe kam. Und der, so die Meinung der Kritik, machte es zwar anders als seine Vorgänger - aber dennoch gut. Genauso dürften die Urteile über den "Wetten dass...?"-Moderator Oliver Welke lauten.
Nur an einem wird Welke zweifellos noch arbeiten müssen: Für "Wetten dass...?" ist er eindeutig zu gut gekleidet.
Ingo Rentz
Steinbrecher moderiert das "Aktuelle Sportstudios" (Quelle: www.michael-steinbrecher.de)
Michael Steinbrecher: Auf zu neuen Ufern
Michael Wer? Steinbrecher. Zugegeben, Männern ist der noch 45-Jährige vermutlich als Moderator des Aktuellen Sportstudios bekannt. Und Frauen vielleicht noch als zeitweiliger und immer verständnisvoller Moderator der Jugendsendung „Doppelpunkt“, die von 1987 bis 1995 die Jugendkompetenz des ZDF unter streichen sollte. Der breiten Masse ist der Journalist unbekannt. Doch der Mann kennt sich aus mit heiklen Themen. Er arbeitet seit 1987 für dass ZDF, ist Grimme- und CIVIS-Preisträger, wirkt als Regisseur für das Reportage-Format 37 Grad und weiß wie man die junge Zielgruppe für Themen begeistert. Seit 2009 lehrt er an der TU Dortmund als Professor für Fernseh- und Videojournalismus. Doch es gibt noch andere, wesentlich wichtigere Gründe, die für ihn sprechen.
Der HaarfaktorKaum einer der derzeit im Gespräch befindlichen Kandidaten kommt mit seiner Haarpracht an Thomas Gottschalk ran. Er ist sozusagen die braunhaarige Variante des blonden Urgesteins. Ein Zwilling im Haupthaar. Und er hat in seinen Moderationen bestimmt mindestens so viel Verständnis für die Sorgen und Nöte der Promis wie Onkel Thomas.
Der SportfaktorWer "Wetten, dass ...?"moderieren will, muss sportlich sein. Kein Couch-Potaeto. Steinbrecher ist sportlich. Er moderiert das ZDF-Sportstudio. Er war sogar – und das ist für Sportwettern unheimlich wichtig, so wegen dem Einschätzen und so, Jugendspieler bei Borussia Dormund und Amateuroberligaspieler bei Westfalia Herne gewesen. Falls mal eine Kandidat wetten sollte, dass er mit einem Bagger innerhalb von drei Minuten mehr Elfmeter gegen Manuel Neuer verwandelt als Lothar Matthäus.
Der Muss-was-anderes-machen-FaktorMichael Steinbrecher muss einfach nach fast 20 Jahren Sportstudio reif für etwas Neues. Bleibt er, wird er vermutlich noch in 20 Jahren das Sportstudio moderieren. Und das wird keiner mehr sehen wollen. „Wetten, dass…“?
Michael Reidel
Bushido (links) bei der Bambi-Verleihung
Vom Ghetto auf die Couch: Bushido
Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Nachdem alle bislang öffentlich durchgespielten Varianten mit gefragten oder ungefragten Kandidaten nicht zustande gekommen sind, sollten sich die Verantwortlichen auf dem Lerchenberg in Mainz nicht scheuen, für die Moderation von „Wetten, dass…?“ auch mal um die Ecke zu denken. Hier ein Vorschlag:
Integration macht sich immer gut. Das hat zuletzt erst der Burda-Verlag mit seinem Bambi für Bushido gezeigt. Das ZDF könnte noch eins draufsetzen und den umstrittenen Musiker inthronisieren. Was die Mainzer davon hätten? Nun: Dem Coup wäre noch mehr PR gewiss als zuletzt der Bambi-Verleihung. Der aufgeregte Boulevard würde sich wahrscheinlich gar nicht mehr einkriegen vor wahlweise lauter Empörung oder barmherzigem „Zweite-Chance“-Verständnis.
Zudem könnte dem ZDF, dem nachgesagt wird, nicht besonders attraktiv für jüngere Zielgruppen zu sein, ein Befreiungsschlag gelingen. Vor allem bei Teenagern, die am Samstagabend in der Regel mit anderen Dingen beschäftigt sind. Bushido gilt als der erfolgreichste deutsche Rapper – das dürfte ziehen. Und wenn erst mal die Teenies dabei sind, gucken die Eltern gerne mit. Wann sitzt man schon zusammen vorm Fernseher? Und immer nur Bohlen ist auf die Dauer ja auch langweilig.
Auch wäre das Problem umgangen, das jedem Nachfolger droht: der Vergleich mit Thomas Gottschalk. Diese Gefahr ist bei Bushido gering. Wobei er bereits gezeigt hat, dass er durchaus Thommy-Qualitäten besitzt. Bei seiner Bambi-Dankesrede hat er kräftig überzogen: Aus den 90 Sekunden wurden fast fünf Minuten. Dass Bushido dabei kaum einen zusammenhängenden Satz herausbrachte, lässt sich mit ein bisschen Training bestimmt korrigieren. Und Gäste umarmen kann er auch ganz gut, wie Peter Maffay erfahren durfte.
Am Ende werden sich die Verantwortlichen wohl nicht für Bushido entscheiden. Wahrscheinlich ist das auch gut so – für „Wetten, dass …?“, das ZDF, die Zuschauer und ihn selbst. Aber: In Zeiten, in denen Integrationspreise an Leute vergeben werden, die – sagen wir mal – nicht unbedingt für Integration stehen, scheint nichts unmöglich.
Mehrdad Amirkhizi