Guttenberg-Satire: "Der Minister"-Chefredakteur Thomas Heinze über Diekmann, guten Journalismus und Quotendruck

Thomas Heinze als Jan Breitmann. Bild: Sat 1/Hardy Brackmann
Thomas Heinze als Jan Breitmann. Bild: Sat 1/Hardy Brackmann
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Plagiate in seiner Dissertation kosteten Karl-Theodor zu Guttenberg im Jahr 2011 zwar seinen Doktortitel und letztlich auch sein Amt als Verteidigungsminister, die Beliebtheit des adligen Politikers blieb und stieg jedoch sogar - zumindest in der "Bild"-Zeitung. In der Satire "Der Minister", die Sat 1 kommenden Dienstag um 20.15 Uhr zeigt, unterstützt das fiktive Boulevardblatt "Blitz Kurier" die Karriere des Ministers Franz Ferdinand von und zu Donnersberg.


Im Interview mit HORIZONT.NET spricht Thomas Heinze, der in der Sat-1-Produktion in die Rolle des "Blitz Kurier"-Chefredakteurs Jan Breitmann schlüpft, unter anderem über die Verknüpfung von Politik und Journalismus: „Wenn beide sich zusammenschließen, ist das Volk letztlich eine manipulierbare Masse." Einen Bezug zu Kai Diekmann, Chefredakteur von Axel Springers "Bild"-Zeitung, soll es übrigens nicht geben.

Was hat Sie an der Figur des Jan Breitmann, Chefredakteur des „Blitz Kuriers", gereizt?
Die Verknüpfung zwischen Politik und Journalismus und die Art und Weise, wie Journalismus eben auch Meinung bilden beziehungsweise Politik machen kann. Wenn beide sich zusammenschließen, ist das Volk letztlich eine manipulierbare Masse.

Wie beurteilen Sie persönlich die Rolle der „Bild"-Zeitung im Fall Guttenberg?
Ich arbeite ja für den „Blitz Kurier", nicht für die „Bild"-Zeitung. Die Blätter haben keinen Bezug zueinander.

Und wie beurteilen Sie die Rolle des „Blitz Kuriers"?
Der „Blitz Kurier" ist sehr ausschlaggebend für die Karriere des Ministers. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem der Chefredakteur sagt: Da kann ich jetzt auch nichts mehr machen. Dann zieht sich die Zeitung aus der Affäre.

Sie selbst haben in München ein Schauspielstudium absolviert. Mit Plagiaten dürften Sie demnach nicht so oft in Berührung gekommen sein.
Nein, so direkt gibt es diese Möglichkeit wohl tatsächlich nicht. Selbst wenn ich jetzt versuchen würde, Al Pacino 1 zu 1 nachzuspielen, käme doch immer etwas anderes dabei raus. Aber Regisseure sehen sich durchaus regelmäßig dem Plagiatsvorwurf ausgesetzt. Man denkt sich ja selbst häufiger, Moment mal, das kenn ich aber schon aus einem anderen Film. Dann sagt der eine, also naja, geklaut würde ich jetzt nicht sagen, ich habe nur frei zitiert. Letztendlich kommt es aufs Gleiche raus. Ich finde das schade. Ich plädiere für ein starkes Urheberrecht. Man kann geistiges Eigentum nicht plötzlich freigeben.

Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?
Der Minister ist ein Sonderfall, weil es hier nicht um die 1-zu-1-Abbildung der Realität geht, sondern um eine Satire. Ich habe hier eher eine dramaturgische Funktion zu erfüllen mit einer Person, die etwas bedienen muss. Sie ist nicht an einer realen Person festzumachen. Aber grundsätzlich informiere ich mich natürlich schon darüber, was da im Einzelnen vorgefallen ist.

Unabhängig von Ihrer Rolle, sind Sie und "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann sich schon einmal begegnet?
Nein, zumindest nicht bewusst. Aber die Satire hat mit dem reell existierenden Menschen auch nicht soviel zu tun. Es geht nicht darum, wie er sich verhält, wie er spricht. Die Übersteigerung in die Politsatire hätte so gar nicht funktioniert. Bei uns ging es ja um einen ganz anderen Aspekt, den man beleuchten wollte. Anders ist das vielleicht bei Katharina Thalbach alias Angela Murkel, da orientiert man sich eher an den charakteristischen Bewegungen. Bei Kai Diekmann ist das nicht so.

Genau wie der "Minister" sind Sie selbst auch eine Person des öffentlichen Lebens. Wie halten Sie es im Umgang mit den Medien?
Ich folge da einer relativ klaren Regelung. Mein Berufsleben ist ein Teil der Öffentlichkeit und das ist auch gut so. Wir machen diese Arbeit ja nicht, damit sie unbemerkt bleibt. Meine Familie dagegen und vor allem meine Kinder sollten dagegen das Recht haben, selbst irgendwann entscheiden und alle Konsequenzen einschätzen zu können. Das passiert allzu häufig, dass Prominente diese Selbstentscheidung vorwegnehmen, in dem sie ihre Kinder permanent der Öffentlichkeit aussetzen. Ich möchte das gerne trennen. Abgesehen davon erachte ich mich als Privatperson auch nicht als so wahnsinnig wichtig. Wir sind normale Menschen und haben tagtäglich mit ganz belanglosen Problemen zu kämpfen wie jeder andere auch.

Was macht für Sie guten Journalismus aus?
Ich bin ein großer Fan von investigativem Journalismus, also wenn wirklich Dinge aufgedeckt werden, die nicht in die Öffentlichkeit sollten, bei denen die Bevölkerung aber durchaus ein Recht hat, sie zu erfahren. Die russische Kolumnistin Anna Politkowskaja, die im Dienste der Aufklärung ihr eigenes Leben riskiert hat und letztlich getötet wurde, bewundere ich beispielsweise sehr. Ich denke aber, dass Medien nicht manipulativ wirken sollten. Natürlich ist das sehr verführerisch, das wird in der Öffentlichkeit ja auch sehr anschaulich demonstriert, hat aber meines Erachtens mit seriösem Journalismus nicht zu tun.

"Bild"-Zeitung oder FAZ?
Ich lese die „Süddeutsche".

Was ist Ihnen wichtiger, gute Kritik oder gute Quoten? Natürlich die gute Kritik. Wobei die Quoten nicht unwichtig sind. Es ist leider so, dass Erfolg oder Misserfolg daran gemessen wird, aber das ist dann die Aufgabe der Sender, das in irgendeiner Form zu bewerten.

Und wie gehen Sie mit schlechter Kritik um?
Ganz ehrlich, überhaupt nicht gut. Aber man muss sich auch schlechte Kritik gefallen lassen, kann dann aber noch hinterfragen, ob sie berechtigt oder einfach nur missgünstig ist. kl



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