Konnte solide Zahlen verkünden: G+J-Chef Bernd Buchholz
Die Pläne von Gruner + Jahr, in den Bereich Fachmedien einzusteigen, werden konkret. Die Gesellschafter haben grünes Licht für entsprechende Zukäufe gegeben. Das kündigte Vorstandschef Bernd Buchholz im Interview mit dem "Handelsblatt" an. Für das erste Halbjahr konnte der Verlagsmanager einen gestiegenen Umsatz und eine Umsatzrendite von 10,1 Prozent verkünden. Auch für das Gesamtjahr peilt das Hamburger Verlagshaus eine zweistellige Rendite an.
Mit Zukäufen im Geschäftskundenbereich will Gruner + Jahr in den kommenden Jahren weiteres Wachstum generieren. "Wir haben uns für den Einstieg ins Professional Publishing entschieden", kündigte Buchholz an. "Hier geht es nicht um Kommunikation für Endkonsumenten, sondern um spezifische Fachinformationen für Unternehmen, ein reines B2B-Geschäft." G+J hatte bereits vor über zwei Jahren
erstmals angekündigt, ins Geschäft mit
Professional Publishing einsteigen zu wollen. Allerdings seien die Bewertungen für Zukäufe in den vergangenen 18 Monaten zu hoch gewesen. Nun will Buchholz offenbar zuschlagen. Das Geld für entsprechende Zukäufe sei vorhanden, die Gesellschafter Bertelsmann und die Jahr-Familie hätten grünes Licht gegeben. "Wir selbst verfügen über genügend liquide Mittel". Die Kriegskasse des Hamburger Verlags ist prall gefüllt: Eigenen Angaben zufolge verfügt Gruner + Jahr über Barreserven in Höhe von rund 250 Millionen Euro.
Nach harten Sparmaßnahmen verdient Gruner + Jahr wieder sehr gut: Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz auf 1,25 Milliarden Euro, das operative Ergebnis sank leicht auf 126 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 130 Millionen). Die Umsatzrendite lag mit 10,1 Prozent im zweistelligen Bereich (2010: 10,7 Prozent). "Ich hoffe auf ein stabiles Niveau und damit weiter auf eine zweistellige Umsatzrendite", sagt Bucholz zu den weiteren Aussichten.
Neben Investitionen in neue Geschäftsfelder wie B2B-Kommunikation und Corporate Publishing soll vor allem das
Auslandsgeschäft weiteres Wachstum bringen. "China ist in Sachen unser Champion", so Bucholz stolz. Erst vor wenigen Tagen hatte die Gruner+Jahr-Tochter Motorpresse Stuttgart ein Automagazin in Brasilien auf den Markt gebracht.
Fortschritte machen laut Buchholz auch die defizitären
Wirtschaftsmedien: "Wir wollen es schaffen, in die schwarzen Zahlen zu kommen und nähern uns in diesem Jahr deutlich der Gewinnzone", kündigte Buchholz an. "Ich gebe aber durchaus gerne zu, dass ich mir das Ganze einfacher vorgestellt habe." Der Verlag hatte die Wirtschaftskrise für harte Kostensenkungsmaßnahmen genutzt und unter anderem die Redaktionen der G+J-Wirtschaftsmedien zentralisiert.
Digitale Medien spielen bei Gruner + Jahr nur eine untergeordnete Rolle. Der Umsatzanteil liegt bei unter 10 Prozent. Buchholz: "Ich schäme mich aber auch nicht dafür, dass wir rund 90 Prozent unserer Umsätze mit Gedrucktem machen."
dh