Traditionell einen Tag nach der Konzernmutter
Bertelsmann, die
gestern ihre Bilanz - und damit auch die Eckwerte von
G+J - vorgelegt hat, schlüsselt der Hamburger Verlag seine Zahlen auf. So bröckelten die Print- und Online-
Werbeumsätze der eigenen Medienmarken im vergangenen Jahr minimal um 0,8 Prozent auf 725 Millionen Euro (2010: 731); die
Vertriebserlöse legten mit 711 Millionen Euro (2010: 705) leicht um 0,9 Prozent zu. Die Provisionen aus
Mandantengeschäften bei Vermarktung und Vertrieb sowie Merchandising-/Event-Umsätze stiegen deutlicher um 4,3 Prozent auf 364 Millionen Euro (2010: 349).
Alle drei Positionen fasst G+J als
Markengeschäft zusammen, dessen Umsätze demnach minimal um 0,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro (2010: 1,79) zulegten. Hier meldet G+J ein operatives Ergebnis von 201 Millionen Euro und eine Umsatzrendite von 11,2 Prozent.
Zu den 1,8 Milliarden Euro „Markenumsatz" kommen noch rund 490 Millionen Euro Werbe-, Vertriebs- und sonstige Erlöse aus zahlreichen
Beteiligungsunternehmen, in Deutschland etwa
Motor Presse Stuttgart, „Sächsische Zeitung" und der Onlinevermarkter
Ligatus, international etwa die US-Druckerei
Brown Printing. Insgesamt ergibt sich so folgende Umsatzverteilung: Werbe- und Vertriebserlöse jeweils 778 Millionen Euro (2010: je 790), Druck 297 Millionen Euro (2010: 561, damals noch mit Prinovis), sonstige Erlöse 434 Millionen Euro (2010: 408).
Damit errechnet sich der bereits gemeldete Gesamtumsatz von
2,29 Milliarden Euro, das sind bereinigt 1,2 Prozent mehr als 2010 (2,26 Milliarden). Im wahren Vorjahresvergleich weisen die G+J-Umsätze 2011 aber ein dickes Minus (10,2 Prozent) aus, denn 2010 betrugen die Erlöse eigentlich 2,55 Milliarden Euro, weil damals noch die Umsätze der Ende 2011 an die Konzernschwester
Arvato verkauften Beteiligung an
Prinovis mit in der Bilanz standen.
Mit anderen Worten: 2011 ist G+J durch
Desinvestition deutlich geschrumpft - und vom
bereits 2009 anvisierten Einstieg ins Business mit
digitaler Fachinformation („Professional Publishing") als ganz neue Geschäftssäule ist immer noch nichts zu sehen. Spätestens 2014/2015 will G+J hiermit einen höheren dreistelligen Millionenumsatz generieren, hatte Vorstandschef
Bernd Buchholz zuletzt im vergangenen Jahr bekräftigt.
Denn ohne nennenswerte Investitionen in neues Business, die
unter der Ägide des neuen Bertelsmann-CEOs (und G+J-Aufsichtsratschefs)
Thomas Rabe ungewisser denn je erscheinen, bleibt bei G+J alles wie gehabt: bestenfalls stagnierende Umsätze, kaum Wachstumsphantasie, allein durch rigides Sparen ordentliche Renditen. Eine
Cash-Cow, die gemolken wird, solange es geht.
Und in der Tat, das
Operating Ebit ist mit 233 Millionen Euro (2010: um Prinovis bereinigt 260) immer noch ordentlich, das heißt über Vorkrisenniveau. Den Rückgang im Vergleich zu 2010 erklärt G+J mit deutlichen Papierpreissteigerungen, höheren Entwicklungskosten für Digitalprojekte, Titelinnovationen sowie einer schwachen Markt- und Geschäftsperformance in Südeuropa und beim Druckgeschäft. Die
Umsatzrendite betrug 10,2 Prozent (2010: 11,5). Das
Ebit erreichte zuletzt 202 Millionen Euro (2010: 243), beeinträchtigt insbesondere durch eine Sonderabschreibung von 22 Millionen Euro auf das Anlagevermögen von Brown Printing. Der
Jahresüberschuss blieb 2011 stabil bei 160 Millionen Euro. Für 2012 geht G+J von einer „weitgehend stabilen Umsatz- und Ergebnisentwicklung" aus. Der Verlag beschäftigte zum Jahresende 11.822 Mitarbeiter (2010: 11.637).
Noch ein Blick nach
Deutschland, wo G+J rund 44 Prozent seiner Umsätze erzielte; 2010 waren es noch 46 Prozent. Der Anteilsrückgang dürfte vor allem am Verkauf von
Prinovis liegen. Sowohl Anzeigen- als auch Vertriebserlöse wurden gesteigert. Das operative Ergebnis von G+J Deutschland erreichte einen neuen Rekordwert, schreibt der Verlag, ohne Zahlen zu nennen. Auf den Gängen kursiert die Zahl von angeblich knapp 15 Prozent Umsatzrendite.
Im
Auslandsgeschäft macht weiterhin Spanien Sorgen, hier gab es ein deutlich rückläufiges Ergebnis; Österreich verzeichnete ein Umsatz- und Gewinnminus. In Frankreich konnte der Umsatz stabil gehalten und das Ergebnis leicht gesteigert werden, in den Niederlanden stieg beides deutlich. China und Indien, wo G+J nach der Mehrheitsübernahme des
Maxposure-Verlages gerade mehrheitlich beim Digitalvermarkter
Networkplay eingestiegen ist, wuchsen.
rp/dh