Winkt das Kartellamt Germany´s Gold durch?
Die geplante Online-Videoplattform „Germany’s Gold“ soll nach HORIZONT-Informationen in den nächsten Tagen zur Prüfung beim Kartellamt angemeldet werden. An der Online-Videothek sind kommerzielle Töchter öffentlich-rechtlicher Anstalten wie zum Beispiel die WDR Mediagroup beteiligt. Auch Produzenten wie Beta Film und Brainpool sind mit im Boot. Die Prüfung wird mit Spannung erwartet, hatten die Kartellwächter eine gemeinsame Online-Videothek der Mediengruppe RTL Deutschland und von Pro Sieben Sat 1 im März doch negativ beschieden.
Germany’s Gold – so derzeit der Arbeitstitel – könnte sich über Werbung, Abogebühren und Pay-per-View refinanzieren. Über die Plattform sollen Inhalte weitervermarktet werden, die laut Rundfunkstaatsvertrag nicht mehr auf den Websites der jeweiligen Sender zu sehen sind. Auf 60 Jahre Fernsehgeschichte soll die Videothek zurückgreifen können. Rund 20 Partner sind mit im Boot. Die Entwicklungskosten sollen in siebenstelliger Höhe liegen.
Im Vorfeld der nun anstehenden Einreichung sollen die Beteiligten das Projekt sehr sorgfältig vorbereitet haben. Zudem wurden verschiedene Kartellrechtsexperten für die Ausarbeitung hinzugezogen. Offenbar stellen auch sie sich auf eine kritische Prüfung durch die Bonner Behörde ein. Diese hatte das ähnlich geartete Projekt von
Pro Sieben Sat 1 und der
Mediengruppe RTL Deutschland mit dem Argument zurückgewiesen, die beiden großen Gruppen würden ihre exponierte Stellung im TV-Werbemarkt auf diesem Weg ins Netz verlängern können. Das „deutsche Hulu“ sollte rein werbefinanziert werden. Die Vermarktung hätte bei den beteiligten Sendern gelegen.
Die beiden privaten Sender haben gegen das Verbot Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf erhoben, das für wettbewerbsrechtliche Themen zuständig ist. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Für RTL und Pro Sieben Sat 1 war das Nein des Kartellamts ein herber Rückschlag. Die Gruppen wollen vergleichbar mit iTunes oder eben dem amerikanischen Portal Hulu, eine zentrale Anlaufstelle im Netz schaffen. Sollte das Kartellamt Gernany’s Gold durchwinken, könnte die Plattform bis Mitte 2012 stehen.
pap