Ingrid Haas: "Wir liegen voll im Zeitplan"
Trotz heftiger Widerstände von Teilen der bisherigen Wirtschaftsredakteure hält Gruner + Jahr am Zeitplan für den Umbau der Sparte fest. Bei der umstrittenen Zusammenlegung der Redaktionen von „Capital" und „Impulse" (bisher Köln) und „Börse Online" (bisher München) in Hamburg bei der „FTD" liege man „voll im Zeitplan", sagt Geschäftsführerin Ingrid Haas im Exklusivinterview mit HORIZONT. „Wir starten am 1. März, unabhängig davon, ob die Sozialpläne bis dahin verabschiedet sind oder nicht."
An das Statut aus dem Jahre 1975, auf das sich der „Capital"-Redaktionsbeirat bei seiner Forderung nach Mitsprache beruft, fühlt sie sich nicht gebunden: „Mit der Auflösung der ,Capital‘-Redaktion verliert das Redaktionsstatut nach unserer Auffassung seine Gültigkeit."
Erste Ansagen gibt es zu den Veränderungen der Titel: Beim Monatsmagazin
„Capital" soll der Politikteil makroökonomischer ausgerichtet und das Unternehmensressort gestärkt werden. Einen Relaunch soll es ansonsten nicht geben, das bisher nur bedingt erfolgreiche Fünf-Säulen-Geschäftsmodell (Heft, wöchentlicher Börsenbrief, Online, Veranstaltungen, Telefonberatung) soll beibehalten werden.
Anders als das
„Manager Magazin" will Haas bei „Capital" am Eventgeschäft festhalten: „Im Gegensatz zu den Kollegen haben wir bereits gut eingeführte Veranstaltungen. Ob wir gerade in diesem Jahr hier weiter in die Offensive gehen, wage ich angesichts der gesamtwirtschaftlichen Umstände allerdings zu bezweifeln." Zudem denkt G+J über eine Erhöhung des Copypreises (derzeit: 6 Euro) nach.
Wirtschaftliches Sorgenkind ist derzeit das Anlegermagazin
„Börse Online". „Wir werden jetzt die Budgets straffen, den Onlineauftritt stärken und besser mit ftd.de verknüpfen", kündigt Haas an. Beim Mittelstandsmagazin
„Impulse" geht sie davon aus, dass der neue Chefredakteur Nikolaus Förster dem Relaunch seiner Vorgängerin Ursula Weidenfeld „erst einmal Zeit geben" wird. Der Test der regionalen Beihefter in Baden-Württemberg wird gerade ausgewertet. Eines steht indes schon fest: In diesem Jahr erhöht G+J bei „Impulse" den Copypreis (derzeit: 6,50 Euro).
Auch beim Online-Portfolio zeichnen sich die Eckpunkte ab: Es soll eine „klare Priorisierung" geben - mit
ftd.de als Leitportal, das im Sommer relauncht wird und den Magazinportalen mehr Inhalte zuliefern soll als bisher. Generell sollen sich die vier Marken im Netz besser austauschen. So wird der „Capital Immobilienkompass" unter diesem Namen auch anderswo abrufbar sein. Ftd.de behält die Marke „Markets" als Angebot für User, die neu sind im Thema Geldanlage,
Boerse-online.de richtet sich dagegen an erfahrenere Geldanleger. Schon bisher gebe es hier nur 5 Prozent Nutzungsüberschneidung, so Haas.
Keine Lösung gibt es bisher für die Nachfolge des
„FTD"-Geschäftsführers und „Impulse"-Verlagsleiters
Christoph Rüth, der im Sommer zu
Axel Springer wechselt. Sicher ist nur, dass es keinen „FTD"-Geschäftsführer mehr geben wird - weil die „FTD" mittlerweile unter das Dach der G+J Wirtschaftsmedien geschlüpft ist. Daher werde es nur eine Verlagsleiter-Ebene geben, so Haas: „Wie das genau aussehen wird, entscheiden wir dann, wenn es soweit ist. Eines nach dem anderen."
rpMehr zu den Hürden beim Umbau der G+J Wirtschaftstitel im harten Medienjahr 2009 lesen Sie im Interview mit Ingrid Haas in der HORIZONT-Ausgabe 6/2009, die am Donnerstag dieser Woche erscheint.