Das verwundert, weiß man doch gerade bei
G+J und der fürs Projekt
Pubbles verantwortlichen Vertriebstochter
DPV aus den vergangenen mühseligen Monaten der (externen) Partnersuche, wie wichtig attraktive Inhalte für die Zugkraft des ambitionierten
Onlinekiosks sind. Zudem haben sich gerade G+J auf seiner
Bilanz-PK im März und
kurz darauf das "Stern"-Team mit Ankündigungen in Sachen E-Magazine hervorgetan.
Warum also steht der „Stern" bisher nicht bei Pubbles im digitalen Kioskregal? Man arbeite an einer „redaktionsnahen Umsetzung für das
iPad", antwortet
Tobias Seikel, stellvertretender „Stern"-Verlagsleiter: „Diese Lösung ist anspruchsvoll und keine pdf-Lösung." Man wolle das
„Stern"-E-Magazine erst dann online anbieten, „wenn diese Lösung unseren Erwartungen entspricht". Man plane, noch in diesem Jahr damit auf dem iPad zu sein, und „eine Lösung für Pubbles soll gemäß unserer geräteunabhängigen Strategie folgen". Das klingt, als müsse der hauseigene Onlinekiosk noch länger auf das wichtigste hauseigene Magazin warten.
In der Betonung von
Apples iPad liegt zudem ein neuer Zungenschlag des „Stern"-Teams. Kein Wunder: Es existiert und es funktioniert. Bisher hatte man dort die (zeitliche) Priorisierung einzelner Tablet-Geräte vermieden und stattdessen auf die
Entwicklung einer übergreifenden Publishing-Software gesetzt, die Daten auch aus der Heftproduktion fast automatisch in ein Digitalmagazin umwandelt - für alle Plattformen. Mit der Entwicklung dieser Software ist das bisher renommierte IT-Haus
Neofonie beauftragt - jenes Unternehmen also, das mit seinem ersten Hardware-Produkt, dem Tablet-Rechner
WeTab, bislang
keine glückliche Hand hatte und in seiner
Kommunikation gravierende Fehler machte.
Und nun verabschiedet sich der „Stern" von seiner ursprünglichen Vision, zumindest vorerst. „Die Entwicklung eines plattformübergreifenden
Publishing-Systems mit Neofonie als Basis für das ,Stern‘-E-Magazine ist zurückgestellt", sagt Seikel auf Anfrage. Das „Stern"-E-Magazine fürs iPad werde mit einem anderen Softwareanbieter realisiert; dem Vernehmen nach mit
Woodwing. Wann die übergreifende Lösung kommt, die dann auch Pubbles multimedial bestücken kann - unklar. Mit einer einfachen pdf-Version wollen sich die "Stern"-Macher offenkundig nicht begnügen. Dann lieber erstmal gar nicht.
Der Grund für das Zurückstellen der plattformübergreifenden Lösung dürfte weniger die derzeit schlechte Presse des Partners Neofonie sein, sondern eher die
Komplexität des Projektes, die alle Beteiligten offenbar krass unterschätzt haben. Der Kollateralschaden - dass der „Stern" vorerst in Pubbles fehlt - ist jedenfalls groß.
rp