-
Der Männertitel „FHM" hat noch nie den Anspruch erhoben, eine intellektuelle Speerspitze für den aufgeklärten Mann von heute zu sein. Das Magazin wird seit jeher von einer Mischung aus Hochglanz-Soft-Erotikfotos und derb-informativen Texten zum immer gleichen Thema dominiert. Doch nun legt der Titel aus dem zur Egmont-Gruppe gehörenden Verlag Mitte Editionen (vorher stand hier nur: Egmont Verlag) ungewohnten Avantgardismus an den Tag. Sein Beispiel macht hoffentlich keine Schule.
Die Website
fhm-online.de/ wurde nämlich schlicht und ergreifend abgeschaltet. Wer die Adresse anwählt, landet stattdessen auf der Facebook-Site von „FHM". Dort widmet sich die Redaktion (oder die Administratoren der Site?) den bekannten Themen und stellt Fragen, die so gehen: „Wie findet ihr eigentlich Cristiano Ronaldos ‚Me, you, fuck, fuck?' als Anmachspruch?"
Kress zufolge begründet der Verlag den Unzug folgendermaßen: „"Wir sind da, wo unsere Leser sind, auf Facebook: Die Interaktion mit unseren Lesern ist für uns das Wichtigste." Nicht nur das: Investitionen in Redaktion, Technik und Vermarktung kann sich Egmont so auch ersparen. Kress-Autor Christian Meier schreibt: „Für das Geschäftsmodell einer Website sehe der Verlag "langfristig keine Perspektive". Schade.
Dass Erotik im digitalen Zeitalter für Verlage ein schwieriges Geschäft ist, ist nichts Neues. Neu ist aber der radikale Schritt hin zu Facebook seitens eines „Contentanbieters".
Markenhersteller wie Adidas oder VW nutzen Facebook schon seit geraumer Zeit immer intensiver zur Kommunikation mit ihren Zielgruppen und zur Bewerbung ihrer Produkte - die
Kommunikation zur Fußball-WM lief beim Herzogenauracher Sportartikelhersteller nicht über die eigene Webplattform, sondern auf
Facebook. Die Site hat fast 1,5 Millionen Fans. Um dahin zu kommen, muss der FHM-Stab noch eifrig an der „Sex sells"-Schraube drehen. Das Angebot hat rund 20.000 Fans. Der Ronaldo-Anmachspruch wurde - zur Zeit des Niederschreibens - immerhin 92mal kommentiert. FHM-Freund Johann Reiner beispielsweise schreibt zur Anmach-Qualität von „Me, you, fuck, fuck": „Also bei mir klappt der immer!" Na denn.
vs