Expansionspläne: RTL Group will nach Indien

Gerhard Zeiler (r.) wurde in Miami mit dem Brandon Tartikoff Legacy Award ausgezeichnet
Gerhard Zeiler (r.) wurde in Miami mit dem Brandon Tartikoff Legacy Award ausgezeichnet
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Europas größter TV-Konzern, die RTL Group, will ihr Geschäft in Richtung Asien ausweiten. "Spätestens in 5 bis 10 Jahren werden wir dort sein", sagte CEO Gerhard Zeiler auf der amerikanischen Fernsehmesse NATPE in Miami. Konkret im Blick hat Zeiler dabei Indien. "Wir sind in Gesprächen, aber haben noch nichts entschieden", so Zeiler, der gerade in Miami als erster Nicht-Amerikaner mit dem angesehen Brandon Tartikoff Legacy Award ausgezeichnet worden ist.

Für den Eintritt in neue Märkte will die RTL Group, die bereits in zehn Ländern vertreten ist, möglichst mit Partnern kooperieren, die das örtliche Geschäft kennen. Zudem will Zeiler Mehrheitsbeteiligungen erwerben. Diese hält die RTL Group bislang nicht überall. In Russland zum Beispiel ist die Bertelsmann-Tochter mit 30 Prozent an Ren TV beteiligt. "Sie behandeln uns mit Respekt", sagt der TV-Manager, räumt aber zeitgleich ein, dass sich das Land nicht so entwickelt hat, wie beim Einstieg 2005 erhofft. Russland gilt als schwieriger Markt, die Meinungsfreiheit stößt schnell an ihre Grenzen. RTL engagiert sich bei Ren TV denn auch nur mit Unterhaltungsthemen.

Gemäß Zeilers Strategie, auch im Kerngeschäft weiter wachsen zu wollen, sucht die RTL Group immer wieder nach Investitionsmöglichkeiten im Ausland. So hatte das Unternehmen im Oktober 2010 auch ein Gebot für das TV-Geschäft der türkischen Dogan-Yayin-Gruppe abgegeben, zu dem die Sender Kanal D und Star TV gehören. Im Bieterrennen sind nun jedoch nach Medienberichten nur noch der Finanzinvestor KKR, zu dem auch Pro Sieben Sat 1 gehört, als auch TPG. Kolportiert werden Preise von über einer Milliarde Dollar. Der türkische Markt mit seinen über 70 Millionen Einwohnern gilt jedoch als lukrativ und zudem als Tor in Richtung arabische Welt.

Analysten und Journalisten erwarten seit Jahren weitere Zukäufe der finanzstarken RTL Group, die nach Umsatz und Gewinn Bertelsmanns wichtigstes Standbein ist. Im Jahr 2009 machte die TV-Sparte einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro und einen Reported Ebita von 755 Millionen Euro. Bertelsmanns Umsatz lag in der gleichen Zeit bei 15,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn  bei 1,4 Milliarden Euro. RTL schüttet seit Jahren hohe Beträge an Bertelsmann aus und hatte Kritik, dass damit Geld für große Zukäufe fehlt, stets damit abgewehrt, dass attraktive Assets nicht in Sicht seien. Ende 2008 war die RTL Group dann bei der griechischen Alpha Media eingestiegen. Vom britischen Sender Five hatte sich RTL vergangenes Jahr getrennt, nachdem es nicht gelungen war, den Kanal zu einem der zwei wichtigsten Sender in Großbritannien aufzubauen. pap
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