Emig-Prozess: Ex-Fernsehspielchef erhebt schwere Anschuldigungen gegenüber der ARD

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Martin Buchhorn, ehemaliger Fernsehspielchef des Saarländischen Rundfunks, hat im Zusammenhang mit dem Korruptionsprozess gegen Ex-HR-Sportchef Jürgen Emig schwere Vorwürfe gegen die ARD erhoben.

Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte Buchhorn, bei der ARD sei jahrelang systematisch Schleichwerbung betrieben worden. Buchhorn: "Es geht in dem Prozess auch um die Frage, ob es neben einem angeblichen System Emig auch ein System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gab, in dem öffentlich Schleichwerbung und Produktplatzierungen verurteilt, aber intern toleriert oder sogar verlangt wurden. Meine jahrzehntelange Erfahrung: Es gab dieses System und es wurde und wird kräftig geheuchelt."

Angesichts steigender Produktionskosten und knapper Etats mussten seit Mitte der 80er Jahre Wege gefunden werden, Finanzlücken bei Produktionen vor allem im fiktionalen Bereich zu schließen. Dabei sei ein System entwickelt und perfektioniert worden, um Produkte gegen Geldzahlungen in ARD-Produktionen zu platzieren. "Der Geldfluss durfte bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht nachweisbar sein, sondern lief über privatwirtschaftlich organisierte Tochterunternehmen wie Telefilm Saar oder die Bavaria und andere, beziehungsweise Agenturen", so die Vorwürfe von Buchhorn. Dies sei auch immer wieder Thema in den zuständigen Redaktionen und Programmbeiräten gewesen. Buchhorn hat sich in dem Prozess gegen Emig als Zeuge angeboten.

2005 war bekannt geworden, dass bei der ARD-Vorabendserie "Marienhof" jahrelang systematisch Schleichwerbung betrieben wurde. Der damalige Geschäftsführer der Produktionsfirma Bavaria Film, Thilo Kleine, musste daraufhin seinen Hut nehmen. Intendanten und Programmdirektion der ARD wiesen jegliche Kenntnis der Vorgänge jedoch zurück.
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