Peter Lewandowski
Der große Tag rückt näher: Am Freitag geben sich in London Prinz William und Kate Middleton das Ja-Wort. Für die Medien beginnt in diesen Tagen die heiße Phase der Berichterstattung. Für People-Zeitschriften wie Gruner + Jahrs "Gala" zählt die Traumhochzeit zu den wichtigsten Events des Jahres. Für die Blattmacher bedeutet die Hochzeit des Jahres jede Menge Arbeit, aber aller Voraussicht nach auch eine der bestverkauften Ausgaben des Jahres. Peter Lewandowski Chefredakteur von "Gala" über die richtige Tonalität im Umgang mit dem royalen Top-Event, die Jagd nach den besten Fotos und die leise Hoffnung auf den großen Coup.
"Hier noch einen großen Coup zu landen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit"
Die Hochzeit von William & Kate dürfte für "Gala" das Event des Jahres sein. Wie begleiten Sie die Hochzeit im Blatt? Der aktuellen Ausgabe liegt mit dem Hochzeitsplaner ein Booklet bei, in dem unsere Leser alle wichtigen Informationen zur Hochzeit finden: Von der Anreise des Brautpaares über die Route der Kutschfahrt durch die Stadt und den wichtigsten Gästen bis hin zu einer Übersicht, welche Kommentatoren das Event bei welchem Sender begleiten. In der Woche nach der Hochzeit wird der Erscheinungstermin außerdem von Donnerstag auf Montag vorgezogen. Am Wochenende produzieren wir 40 Seiten extra, auf denen wir alle Hintergrundinformationen und die schönsten Bilder von der Hochzeit bieten. Dazu kommt das Sonderheft "Gala Royal Wedding" mit einem Umfang von 140 Seiten, das am Samstag, den 7. Mai erscheint.
Wie kann man sich angesichts der zahllosen Titelgeschichten über William & Kate am Kiosk noch abheben? Das ist eine Frage der Tonalität. "Gala" steht für eine positive Berichterstattung, daher wollen wir die schönen Seiten der Hochzeit darstellen. Momentan wird sehr viel in alles hineininterpretiert. Wir versuchen, hier eher sachlich und nüchtern zu bleiben und mit Add-on-Geschichten zu punkten. In der aktuellen Ausgabe haben wir Fotos von den schönsten royalen Hochzeiten Großbritanniens im Heft, zu denen der ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert für uns jeweils ein kleines Stück geschrieben hat. Im Sonderheft werden wir Autorenstücke aus England haben, die William und Kate noch einmal aus einer anderen Perspektive beleuchten. Mit Prinz von Anhalt konnten wir zudem einen Verwandten von William für uns gewinnen, der ein persönliches Stück über ihn schreibt. Unser London-Korrespondent Arndt Striegler telefoniert bereits seit drei Monaten jeden Morgen um 11 Uhr mit dem Buckingham Palace, um exklusiven eigenen Content zu bekommen, was aber extrem schwierig ist. Hier noch einen großen Coup zu landen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Woher bekommen Sie die besten Bilder von der Hochzeit? Die Bildproduktion wird komplett vom Hof kontrolliert und ist extrem restriktiv. Es gibt am Abend eine Veranstaltung mit 300 geladenen Gästen, von denen wir einige persönlich kennen. Über diese Gäste versuchen wir noch an exklusives Bildmaterial zu kommen. Daneben gibt es nur die offiziellen Bilder. Aller Erfahrung nach wird sich das Heft aber trotzdem exzellent verkaufen.
Wie sind denn Ihre Erwartungen an die Verkaufszahlen? Nach unseren Erfahrungen in der Vergangenheit verkaufen sich die Ausgaben nach großen Hochzeiten immer sehr gut. Angesichts der umfangreichen Berichterstattung, die wir bereits seit Wochen erleben, bleibt aber die spannende Frage, ob es vielleicht zu einem Ermüdungseffekt kommt und die Sache für viele mit der Hochzeit erledigt ist. Das glaube ich aber nicht. Die Druckauflage wird auf jeden Fall um 200.000 Exemplare erhöht.
Wird die Ausgabe zur Hochzeit von besonderen Marketingmaßnahmen begleitet?
Der vorgezogene Erscheinungstermin wird mit einem TV-Spot kommuniziert, weil der Montag als Erscheinungstermin nicht gelernt ist. Ohne diese Unregelmäßigkeit wäre die Hochzeitsausgabe ein absoluter Selbstgänger. Daneben sind Anzeigen in Schwestertiteln und Werbemaßnahmen am Point of Sale geplant.
Wo werden Sie die Hochzeit verfolgen? Bei uns im sechsten Stock in unserem Newszentrum. Dort wird dann auch geschaut, was uns auffällt und was wir noch einmal nachrecherchieren wollen. Wir müssen im Anschluss ja in kürzester Zeit zwei Ausgaben fertigstellen.