Google erscheint vielen Kommentatoren als Raupe Nimmersatt
Die Online-Kampagne des Suchmaschinenriesen Google gegen das geplante Leistungsschutzrecht stößt auf breite Kritik. Abgesehen vom Sinn oder Unsinn des Gesetzesvorhabens bemängeln viele Kommentatoren vor allem die Art und Weise, wie Google öffentlich Druck auf die Entscheidungsträger in der Politik aufbauen will. HORIZONT.NET dokumentiert ausgewählte Kommentare zu der Kampagne des Suchmaschinenbetreibers.
Heribert Prantl, "Süddeutsche Zeitung"
"Google geriert sich (...) wie der Schutzengel des Internets, der über die Freiheit des Netzes wacht und dafür uneigennützig um Unterstützung wirbt: "Verteidige Dein Netz - Finde weiterhin was Du suchst", heißt es da. Eigennütziger freilich geht es kaum: Google versucht, ein Gesetz abzuschießen, das mitnichten das Suchen im Netz erschwert, das aber dem Konzern nicht passt, weil es ihn zu Zahlungen verpflichtet. (...)
Man kann dieses Gesetz natürlich für falsch, für überflüssig, weitgehend unpraktikabel oder auch für schlecht gemacht halten - gefährlich, wie Google das suggeriert, ist es jedenfalls nicht. Es ist nicht gefährlich für die Informationsfreiheit, es ist nicht gefährlich für die Kommunikationsgrundrechte, es ist nicht einmal gefährlich für den gewaltigen Geldbeutel von Google. Gefährlich ist nur die Art und Weise, mit der ein Weltkonzern seine gewaltige Marktmacht nutzt, um seine Nutzer zu täuschen und den Gesetzgeber zu drangsalieren." (...)
Michael Hanfeld, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
"Google hat uns endlich gesagt, wer es ist. Google ist das Netz, Google, das sind wir. Wir haben die Fragen, Google liefert die Antworten. Wir liefern die Daten, Google liefert sie aus und macht sie zu Geld. Google nennt das Freiheit, wir aber nennen das Silicon-Valley-Kapitalismus, in dem ein Weltkonzern sein kommerzielles Interesse als unser aller Grundrecht ausgibt." (...)
Konrad Lischka, Spiegel Online
"Es ist das gute Recht von Google, Lobbyarbeit zu machen. Unternehmen verfolgen immer eigene Interessen. Doch diese Kampagne ist beispiellos: Der Konzern will die deutschen Internetnutzer glauben machen, dass er für ihre Rechte, ihre Freiheit, das Gute in der Gesellschaft kämpft. Tatsächlich geht es um wirtschaftliche Interessen." (...)
Hans-Joachim Fuhrmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger BDZV
"Diese Kampangne ist ein Dammbruch. Ein amerikanischer Konzern verzertt bewusst die Realität und führt die Öffentlichkeit in die Irre." ("Handelsblatt", vom 28. November)