Paul: "Wir konzentrieren uns auf die wachstumsstarken Bereiche"
Das Frankfurter Medienunternehmen Dow Jones News, eine Tochter von Rupert Murdochs Konzern News Corporation, trennt sich von seinen Außenwirtschaftspublikationen. Hierzu zählen die Tageszeitung "Nachrichten für Außenhandel", zwei Wirtschaftsmagazine sowie 15 regionale und fachspezifische Informationsdienste, die zusammen eine Auflage von etwa 20.000 Exemplaren erreichen und jährlich einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich erwirtschaften. Neuer Eigner ist der langjährige Kooperationspartner Martin Brückner Medien (MBM), der für Dow Jones News bereits mehrere Auftragsarbeiten erledigt hat. Die übernommenen Titel werden weiterhin mit Nachrichten aus dem Dow-Jones-Netzwerk versorgt.
Dow Jones News will sich künftig auf die Unternehmensbereiche Metall, Energie und Agrar-Rohstoffe konzentrieren. Diese wurden in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut und weisen nach Angaben von Managing Director
Matthias Paul deutlich höhere Wachstumsraten auf als die Außenwirtschaftspublikationen, deren Umsätze in den vergangenen Jahren stagnierten.
Das Geschäft mit Rohstoffinformationen soll in den kommenden Jahren international expandieren und um Datenbanklösungen und Konferenzangebote ergänzt werden. Das Unternehmen hatte 2008 eine Niederlassung in Mailand gegründet. In Frankreich planen die Hessen eine Publikation, eine Datenbank und eine Konferenz zum Thema Industriemetalle. Zusätzlich sondieren sie die Märkte Spanien, Osteuropa und Russland. Langfristig steht auch Asien auf dem Plan. Dow Jones News verfolgt dabei die Strategie, in die Märkte vorzudringen, in denen es noch keinen richtigen Wettbewerb gibt. Dagegen meidet der ehemalige Unternehmensberater Paul die englischsprachigen Märkte, wo die Konkurrenz bereits sehr groß sei. Obendrein hält der 43-Jährige Ausschau nach Nischenmärkten, in denen "Informationen sehr exklusiv und werthaltig“ sind.
Dow Jones News
Dow Jones News ist eine 100-prozentige Tochter von Dow Jones & Company, des weltweit tätigen Informationsanbieters für Finanz- und Wirtschaftsnachrichten. Diese gehört seit 2008 zum US-Medienkonzern News Corporation. Hauptsitz der deutschen Tochter ist Frankfurt. Weitere Korrespondentenbüros befinden sich in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, München, Stuttgart, Brüssel und Wien.
Nach Angaben des Unternehmens nutzen rund 155.000 institutionelle und private User den Service. Täglich werden rund 1.000 Wirtschafts- und Finanznews erstellt. Außerdem verbreitet Dow Jones eine Vielzahl an spezialisierten Fachpublikationen. Zu den Kunden von Dow Jones News gehören Börsenmakler, Händler, Analysten und Fondsmanager sowie Einkäufer und Geschäftsführer von Industrieunternehmen.
Die Nachrichtenagentur Dow Jones hat nach eigenen Informationen zufolge über 435.000 Abonnenten in 66 Ländern. Täglich werden bis zu 12.000 Nachrichten verschickt. Die Services der Sparte Dow Jones Newswires sind in elf Sprachen erhältlich, darunter Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Japanisch, Italienisch und Chinesisch. Zu Dow Jones gehört auch die E-Financial News Holding. Das britische Medienunternehmen versorgt die Finanzwelt Londons mit Nachrichten.
Dow Jones wurde 1882 von den Journalisten Edward Davis Jones, Charles Henry Dow und Charles Milford Bergstresser gegründet. Heute hat das Unternehmen weltweit über 7.000 Mitarbeiter. In Deutschland sind es rund 200.
Bei den Außenwirtschaftspublikationen war dies zuletzt nur noch begrenzt der Fall. Paul führt diese Entwicklung auf drei Faktoren zurück: Erstens hatte die
Bundesagentur für Außenwirtschaft (heute Germany Trade & Invest) vor zwei Jahren ihre Partnerschaft mit Dow Jones News aufgekündigt, sodass die Presseagentur nicht mehr exklusiv mit weltweiten Wirtschaftsinformationen versorgt wurde. Zweitens seien viele Auslandsmärkte, über die Dow Jones News berichtet, nicht mehr so intransparent wie in den Neunzigerjahren. In der Folge bräuchten die dort tätigen Unternehmen verstärkt spezifische Daten, deren Recherche deutlich schwieriger und kostenintensiver sei als die breiter aufgestellten Basisinformationen der Vergangenheit. Dritter Grund sei die Tatsache, dass viele Wirtschaftsinformationen mittlerweile kostenlos im Internet zur Verfügung stünden. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise habe keinen Einfluss auf die Entscheidung gehabt. "Wir haben weniger konjunkturelle, sondern vielmehr strukturelle Probleme", sagt Paul.
Von dem Verkauf sind etwa 18 Mitarbeiter betroffen. Davon wechseln sechs zu MBM, der Rest wird in anderen Dow-Jones-News-Bereichen eingesetzt. Das MBM-Team, das die 18 Titel künftig betreut, wird 15 Mitarbeiter umfassen. MBM-Geschäftsführer
Martin Brückner sieht trotz der Wirtschaftskrise Entwicklungsmöglichkeiten für die übernommenen Publikationen: "Unternehmen fragen verstärkt Einschätzungen über Chancen und Risiken auf Auslandsmärkten nach. Die Auslandspublikationen werden genau diese Nachfrage befriedigen." Der Frankfurter Verleger kündigte aber an, alle Titel in den kommenden Monaten "genau unter die Lupe zu nehmen", sowohl kostenseitig als auch in Bezug auf die Marktchancen. Außerdem will der MBM-Chef den Vertrieb intensivieren, um die Aboerlöse zu steigern. Die Titel finanzieren sich zu 90 bis 95 Prozent durch Aboeinnahmen. Der Rest erfolgt über Werbung.
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