Christoph Keese: "Warum Verlage gegen die ARD klagen"

Christoph Keese: "Uns blieb nur die Ultima Ratio."
Christoph Keese: "Uns blieb nur die Ultima Ratio."
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Die Klage von acht großen Zeitungsverlagen gegen die Smartphone-App der "Tagesschau" war in dieser Woche eines der bestimmenden Themen in der Medienbranche. In einem umfangreichen Blog-Eintrag erläutert nun Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs von Axel Springer, "Warum Verlage gegen die ARD klagen". Der Gang vor Gericht sei für die Verlage die "Ultima Ratio" gewesen.

"Am Ende haben wir uns für die Klage entschieden, weil wir keine andere Möglichkeit mehr gesehen haben, das legitime Interesse der freien Presse gegen die ungehemmte Expansion der öffentlichen Sender zu verteidigen", schreibt Keese in seinem Blog Der Presseschauder. Die Klage sei nicht das "Arbeitsergebnis verzweifelter und klagewütiger Verleger, die Schutz vor dem rauen Markt suchen".  Sie sei ein letztes, keineswegs wünschenswertes Mittel in einer langen medienpolitischen Auseinandersetzung. "Viel lieber wäre es uns gewesen, eine gütliche Einigung mit der ARD oder der Politik zu erreichen. Dies war trotz aller Bemühungen jedoch nicht möglich. Daher blieb nichts anderes übrig als die Ultima Ratio."

Dabei geht Keese dezidiert auf den aus Sicht der Verlage zentralen Aspekt der Wettbewerbsverzerrung durch die Gratis-Apps von ARD und ZDF ein: "Wenn die Tagesschau nichts kostet, geschieht nachweislich zweierlei. Erstens trauen sich viele private Anbieter nicht mehr zu, einen Preis zu verlangen, weil sie fürchten, sich damit aus dem Markt katapultieren. Zweitens müssen diejenigen, die den Versuch trotzdem wagen, den Preis nach unten korrigieren." Selbst die besten und mutigsten Verlage bekämen vielleicht die Hälfte von dem heraus, was möglich wäre, wenn die Tagesschau nicht kostenlos angeboten würde. "Mit ihrem Nullpreis-Signal drückt die Tagesschau das ganze Segment nach unten, senkt die Umsätze und erschwert die Finanzierung von Journalismus. Darin besteht die Marktverzerrung", so Keese weiter.

Die Gratis-Angebote der Öffentlich-Rechtlichen würden zudem die Zukunft der freien Presse im Internet gefährden, so die Befürchtung von Springers Cheflobbyist: "Wenn wir die Marktverzerrung der ARD heute nicht stoppen, gibt es morgen keine starke staatsunabhängige Presse im Netz. Für uns wäre es heute weniger schlimm, wenn eine Gratiszeitung eingeführt wird als eine Gratisapp. Die Gratiszeitung würde den traditionellen Markt bedrohen, aber die Gratisapp schneidet einen ganzen Zukunftspfad ab. Sie ist um Potenzen schädlicher." dh
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