Bundesliga-Rechte: DFL-Chef Seifert stichelt gegen ARD-"Sportschau"

Christian Seifert: "Jetzt sind die Interessenten am Zug"
Christian Seifert: "Jetzt sind die Interessenten am Zug"
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Anpfiff im Bieterwettbewerb um die Bundesliga: Bei der heute vorgestellten Ausschreibung der Medienrechte für die Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17 hat DFL-Chef Christian Seifert das Potenzial von Web-Angeboten bekräftigt.


Demnach sei die Nachfrage im Markt nach Spielzusammenfassungen im Internet „schon jetzt erheblich höher als die Quote der ,Sportschau'". Ein Foul gegen die ARD, die sich in den kommenden Wochen erneut gegen die Onlinekonkurrenz behaupten muss.

Auch die für Sponsoren wichtige Zahl der Kontakte, die über die verschiedenen Medien erreicht werden, habe sich gewandelt, betonte Seifert in der Pressekonferenz der Deutschen Fußball Liga (DFL) weiter. Die Reichweite bei Print liege bei 50 Prozent, die Online-Berichterstattung erreiche 20 Prozent, TV 30 Prozent - „und davon macht die ,Sportschau' gerade mal ein Viertel aus". „Wir müssen auch bedenken, wie sich die Medienwelt bis zur  Saison 2016/2017 verändern wird. Die Verbreitung der mobilen Endgeräte nimmt immer mehr zu", so der Vorsitzend der Geschäftsführung weiter.

Die Krux bei der Ausschreibung liegt in der Unterscheidung zwischen dem Szenario „Klassik" und dem Szenario „Neue Medien": Im ersten Fall sehen die Fans die Highlights des Spieltages zwischen 18.30 und 20.15 Uhr im Fernsehen, im anderen Fall würde zunächst ab 19 Uhr über Web-TV oder mobil berichtet. Hier ist die früheste Fernsehübertragung erst für 21.45 Uhr vorgesehen. An dieser Stelle könnte es in den nächsten Monaten zu einer Grundsatzentscheidung kommen: Hat die die „Sportschau" oder eine ähnliche Sendung im Vorabendprogramm eine Zukunft - oder wird sie letztlich von der Konkurrenz aus dem Internet (Vodafone, Yahoo, Google/Youtube) verdrängt?

Die ARD zahlt derzeit insgesamt 100 Millionen Euro für die Bundesliga-Rechte, und es bleibt abzuwarten, ob die Bastion „Sportschau" demnächst tatsächlich ins Wanken gerät. Seifert: „Die Voraussetzungen für einen fairen Bieterwettbewerb wurden in enger Abstimmung mit dem Bundeskartellamt geschaffen. Das Ausschreibungsverfahren wird nach klaren Spielregeln ablaufen. Jetzt sind die Interessenten am Zug."

Bis zum 2. April 2012 können Unternehmen ihre Angebote bei der DFL einreichen. Wie erwartet umfasst die Ausschreibung die zwei Verwertungsszenarien, in denen jeweils 19 Rechte-Pakete und sechs Rechtepaketbündel zur Auswahl stehen. 45 Unternehmen haben laut DFL derzeit Interesse an den Übertragungsrechten geäußert. Die Rechtepakete und Rechtepaketbündel werden für die Verbreitungswege Kabel, Satellit und Terrestrik (Verbreitungsart Broadcast), IPTV (Netcast I) sowie Web- und Mobile-TV (Netcast II) angeboten. Sie basieren wie bisher auf fünf Anstoßzeiten in der 1. Bundesliga und vier in der 2. Bundesliga. Lediglich die Anstoßzeit des Freitagsspiels in der 2. Bundesliga soll wegen der Verkehrsproblematik bei Anpfiff von 18 auf 18.30 Uhr verlegt werden.

Nach dem Abschluss des Zulassungsverfahrens legt die DFL in der so genannten Vorbehaltspreis-Auktion Preise für sämtliche Pakete und Paketbündel fest, kommuniziert diese aber weder öffentlich noch den Bietern gegenüber. Erreicht oder überschreitet ein Angebot die festgelegte Summe, würde der Ligavorstand das entsprechende Angebot abnicken - andernfalls kommt es zu einer zweiten Bieterrunde. Mit einer endgültigen Entscheidung wird Anfang Mai gerechnet. Die Verpflichtungszusagen des Ligaverbandes und der Beschluss des Bundeskartellamts sind online abrufbar. kl



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