VDZ-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Fürstner
Mit einer „Berliner Erklärung zur Zukunft der Digitalen Presse" machen der europäische Zeitschriftenverlegerverband FAEP und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger VDZ im Vorfeld des Internet G8-Gipfels im Mai in Frankreich Stimmung für eine freie Presse in der digitalen Welt. Der kurze 5-Punkte-Katalog - Adressaten sind Europas Politiker und Entscheidungsträger - hebt die Welt aber nicht aus den Angeln.
Wer erinnert sich noch an die „Hamburger Erklärung" aus dem Jahr 2009? Seinerzeit hatten 166 europäische Verlage Regierungen weltweit dazu aufgerufen, dafür Sorge zu tragen, das Urheberrecht von Medien und Autoren im Internet-Zeitalter zu bewahren. Mathias Döpfner,
Vorstandsvorsitzender
Axel Springer, hatte
seinerzeit vor allen Dingen zwei Ziele für die Verleger ausgemacht: „Eine faire Beteiligung an den Umsätzen derjenigen, die unsere Inhalte vermarkten, und darüber hinaus die Entwicklung eines Marktes für bezahlte Inhalte in der digitalen Welt."
Seitdem sind knapp zwei Jahre vergangen. Mathias Döpfner ist 2011 erfolgreicher CEO eines erfolgreichen Medienhauses - auch im Digitalgeschäft. Doch
die Probleme sind für Döpfners Zunft nahezu die gleichen geblieben: Mit Journalismus lässt sich digital - zumindest für die meisten Verleger - kein oder im Vergleich zu den Margen im klassischen Magazingeschäft zu wenig Geld verdienen. Und neben Google ist Facebook auf dem besten Weg, die Verleger sowohl beim vielzitierten Kampf um die Aufmerksamkeit der Leser als auch den Geldbeutel der Werbungtreibenden auszustechen.
Dass Verleger Allianzen eingehen müssen, wenn sie im Digitalbusiness vorankommen wollen, war diese Woche schon einer der wichtigsten Diskussionspunkte beim
Digital Innovators' Summit des VDZ. Zur Allianzbildung gehören - wen wundert's - auch politisch korrekte Verlautbarungen gehören. Der jetzt in Berlin publizierte Punktekatalog wartet einerseits mit bekannten, wiewohl umstrittenen Forderungen („Reduzierte Mehrwertsteuer") auf, fordert andererseits ein, was Common Sense zumindest bei den Printleuten ist. Floskeln wie „gerechte Bedingungen", „Transparenz in der digitalen Welt", „vernünftige Medienpolitik" führen freilich dazu, dass sich manche Forderung dann doch im Allgemeinen verliert. Die Punkte im Einzelnen:
1. Der Verzicht auf jegliche weitere Beschränkung der Freiheit der Presse in redaktioneller, werblicher, vertrieblicher oder sonstiger Hinsicht als Minimum vernünftiger Medienpolitik
2. Faire Rahmenbedingungen für innovative Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter
3. Ein effektiver Urheberrechtsschutz als Grundlage einer lebendigen Presse
4. Reduzierte Mehrwertsteuer für die digitale Presse wie für die Printpresse
5. Gerechte Bedingungen und Transparenz in der Digitalen Welt
VDZ-Hauptgeschäftsführer
Wolfgang Fürstner kommentiert: „Die Verleger engagieren sich, die Leser mit seriösem und qualitativem Journalismus zu versorgen, nicht nur durch Printprodukte, sondern auf allen Kanälen. Sie investieren daher hunderte Millionen Euro in die Entwicklung neuer Plattformen, um digitale Inhalte anbieten zu können. Den Erfolg dieser Investitionen bedrohen allerdings schwierige Geschäftsbedingungen im digitalen Umfeld sowie restriktive gesetzliche Rahmenbedingungen. Wir sind in einer deutlich veränderten Situation, die die Verleger in Auseinandersetzungen mit technischen Giganten führt, die die Verbreitung von Inhalten in allen Formen kontrollieren wollen."
Schon bei der „Hamburger Erklärung" hatten Kritiker, nicht nur aus dem Blogger-Lager, über die
vermeintliche Weltfremdheit des Manifests genörgelt. Doch auch den Verlegern ist klar: Den Wettbewerb/Kampf gegen die „technischen Giganten" (Apple, Google, Facebook) besteht man nicht mit Manifesten, sondern vor allen Dingen mit tragfähigen Geschäftsmodellen und überzeugenden inhaltlichen Angeboten - im freien Wettbewerb eben. Und da müssen die Verleger noch gehörig zulegen.
vs