Verlegerin Yvonne Bauer setzt auf Akquisitionen
Die Bauer Media Group bläst angesichts rückläufiger Umsätze im Print-Geschäft zur digitalen Offensive. Ab dem kommenden Jahr wolle der Verlag hier „mehr auf Akquisitionen setzen", kündigte Verlegerin Yvonne Bauer im Bilanzpressegespräch an. „Wir sind auf Einkaufstour", ergänzt Geschäftsleiter Andreas Schoo. Auf dem Radar stünden europaweit „mediennahe Plattformen"; vor allem osteuropäische Märkte seien wachstumsstark. Als jüngst akquirierte Beispiele nannte er das Pferdehandelsportal Horsedeals und die Oldtimer-Onlinebörse Classic Cars for Sale.
Außerdem will Bauer in seinen weltweiten Märkten weitere eigene Digitalangebote launchen und diese dann auch in geeigneten anderen Ländern ausrollen. Drittens möchte man 2012 „alle wesentlichen Verlagsprodukte" (Schoo) weltweit als Bezahlangebot aufs iPad und später auch auf weitere
Tablet-Plattformen bringen. All dies soll ein neues Verlagsgremium konzipieren und durchsetzen, das so genannte „International Steering Committee".
Man wolle „alles daran setzen, dass wir im Digitalgeschäft einen deutlichen Sprung nach vorne schaffen", sagt Schoo. Dazu werde man „personelle und finanzielle Ressourcen aufs
Digitale drehen" und „das Unternehmen in Teilen auf den Kopf stellen". Zu Umsatzzielen und zum Investitionsvolumen macht Bauer keine Angaben. 2010 erzielte der Verlag erst 2,4 Prozent seiner Erlöse im Digitalen, in diesem Jahr erwartet man einen Anteil von immer noch homöopathischen 3 Prozent.
Hintergrund der Offensive sind die sinkenden Erlöse im weltweiten Print-Geschäft, das immer noch rund 80 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt (Yvonne Bauer: „Bauer ist Print"). In diesem Jahr erwartet der Familienverlag einen Umsatz von 2 Milliarden Euro (davon 59 Prozent im Ausland), das wären fast 6 Prozent weniger als 2010 mit 2,13 Milliarden Euro. Die
Vertriebserlöse sanken 2010 gegenüber 2009 um fast 1,6 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro; in diesem Jahr erwartet Bauer gar einen Rückgang um 6,9 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Seine
Anzeigenerlöse konnte Bauer 2010 weltweit leicht um 0,7 Prozent auf 381 Millionen Euro steigern - doch in diesem Jahr rechnet man mit einem Umsatzminus von 4,3 Prozent auf 365 Millionen Euro.
Im
Radiomarkt, den Verlegerin Bauer als „strategische Ergänzung unseres Portfolios" sieht - ihr Haus betreibt in Polen und Großbritannien 46 Hörfunksender - stiegen die Umsätze 2010 um 7,6 Prozent auf 179 Millionen Euro; in diesem Jahr erwartet Bauer ein Plus von 6,1 Prozent auf 190 Millionen Euro. Schlusslicht ist das
Digitalgeschäft. Hier erzielte Bauer 2010 Erlöse von nur 52 Millionen Euro - doch umso höher war die Wachstumsrate (27 Prozent). In diesem Jahr erwartet man 60 Millionen Euro (plus 15,4 Prozent). Und ab 2012 soll es im Digitalen ja, wie gesagt, „einen deutlichen Sprung" nach oben geben.
Trotz des vor allem durch Akquisitionen gewachsenen hohen Auslands-Umsatzanteils von 59 Prozent – zuletzt hat Bauer 2008 die Magazin- und Radiosparte des britischen Medienkonzerns
Emap gekauft – gilt weiterhin:
Deutschland blieb mit 870 Millionen Euro vor Großbritannien (567 Millionen Euro), Polen (269 Millionen Euro) und den USA (231 Millionen Euro) auch 2010 der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt.
Einen Teil der Umsatzrückgänge erklärt Schoo mit der Schließung der (Auftrags-) Druckerei in Köln. Allein dadurch seien die Sonstigen Erlöse in diesem Jahr um 26 Millionen Euro zurückgegangen. Insgesamt erwartet Bauer Sonstige Erlöse von 145 Millionen Euro, nach 181 Millionen (2010) und 164 Millionen (2009). Zum
Gewinn macht der Verlag traditionell keine Angaben. Bauer publiziert 396 Zeitschriften (in Deutschland: 62) und 112 Online-Produkte in 15 Ländern; hinzu kommen noch Lizenzvergaben. 2010 und 2011 seien 97 neue Titel gelauncht worden, davon elf hierzulande. Bauer beschäftigt rund 8.700 Mitarbeiter, davon 3100 in Deutschland.
rp