Angeschlagener ARD-Vorabend: Das Erste plant Krimis

Frank Beckmann, Koordinator für das ARD-Vorabendprogramm
Frank Beckmann, Koordinator für das ARD-Vorabendprogramm
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Wenn auch noch keine neuen Formate, so kündigt die ARD nun doch eine neue Linie für den seit Jahren angeschlagenen Vorabend im Gemeinschaftsprogramm Das Erste an. "Spannende Unterhaltung und regionale Krimis werden das neue Markenzeichen des Vorabends", sagt Frank Beckmann, der als Koordinator für das Vorabendprogramm auf Gerhard Fuchs vom BR folgt.

Das Erste will auf den Erfolg der langlaufenden Serie "Großstadtrevier" aufbauen. "Mit humorvollen Geschichten begeistert die Serie seit vielen Jahren das Publikum. Daran wollen wir anknüpfen. Mit hochwertigen Produktionen aus den Regionen. Dafür steht die ARD und in Zukunft auch der Vorabend im Ersten", so Beckmann, der seit 1. November 2008 Programmdirektor Fernsehen des NDR ist.

Details zur künftigen Struktur gibt die ARD jedoch noch nicht bekannt. Derzeit gestaltet sich der Vorabend wie folgt: Um 17.15 Uhr läuft das Klatschmagazin "Brisant", um 18 Uhr "Verbotene Liebe" und um 18.25 Uhr "Marienhof". Beide Daily Soaps wurden vergangenes Jahr überarbeitet und weisen seither wieder ordentliche Quoten auf. Um 18.50 Uhr kommt derzeit  "Das Duell im Ersten" mit Florian Weber in einer Doppelfolge bis 19.45 Uhr. 

Der Sendeplatz 18.50 bis 19.20 Uhr ist das Sorgenkind des Ersten. Marktbeobachter halten die Zeitschiene, auf der Anfang des Jahrzehnts erfolgreich hochwertige Serien wie "Berlin, Berlin" liefen, mittlerweile für völlig heruntergewirtschaftet. 2009 hatte die ARD dort die Telenovela "Eine für alle" gestartet - und vorzeitig wegen Quoten von unter 5 Prozent aus dem Programm geworfen. Seither läuft dort eine Notprogrammierung. Erschwert wird die Lage durch den Abgang von Jörg Pilawa zum ZDF, der um 19.20 Uhr bis 7. September erfolgreich "Das Quiz" moderiert hatte. Die "Duell"-Doppelfolgen kommen jedoch nur auf einstellige Marktanteile.

Mit einer Krimi-Programmierung im Vorabend ist das ZDF seit Jahren sehr erfolgreich. Der öffentlich-rechtliche Konkurrent hat seine 80er-Jahre-Serie "Soko" immer weiter ausgedehnt und bringt nun an jedem Wochentag, jeweils um 18.05 Uhr, einen Ableger aus einer anderen Stadt. Da das Erste an den Dailys festhalten will, würden die ARD-Krimis jedoch nicht in direkter Konkurrenz zum ZDF laufen.

ARD-Programmdirektor Volker Herres
ARD-Programmdirektor Volker Herres
Die Zeitschiene von 17 bis 20 Uhr ist für den ARD-Vermarkter ARD Werbung Sales & Services (AS&S) extrem wichtig, ist es doch der einzige Korridor, in dem das Unternehmen klassische Werbung verkaufen kann. Das Quotentief wirkt sich damit direkt auf die Erlösmöglichkeiten der AS&S aus. Auf die Zusammensetzung des Programms hat der Vermarkter jedoch keinen Einfluss - auch wenn er die Formate finanziert. Die Programmierung entscheidet allein die Gemeinschaftsredaktion Vorabend. Die Umstellung dürfte Monate, eher Jahre in Anspruch nehmen, zitieren Medien ARD-Programmdirektor Volker Herres.

Schneller muss sich die ARD bei einem anderen Thema entscheiden: Wie sie ihre hochkarätigen Talkshow-Moderatoren künftig über die Woche verteilen. RTL-Gesicht Günther Jauch wird künftig am Sonntagabend auf dem Sendeplatz von Anne Will Hof halten. Laut "Süddeutscher Zeitung" könnte das neue Line-up, über das die Intendanten noch entscheiden müssen, wie folgt aussehen: Frank Plasberg wird von Herbst 2011 an am Montag um 21 Uhr mit "Hart aber fair" kommen. Für Anne Will soll der Mittwoch reserviert sein, allerdings um 22.45 Uhr, also nach den "Tagesthemen". Die Intendanten hatten sich darauf verständigt, dass die "Tagesthemen" künftig jeden Wochentag um 22.15 Uhr beginnen sollen.

Während der NDR für eine einheitliche Talk-Schiene plädieren soll, wehrt sich der WDR jedoch dagegen, seinen Talker Plasberg auf einen späten Sendeplatz zu schieben. WDR-Intendantin Monika Piel fehlte allerdings auf der gestrigen Intendantensitzung in Bonn. Unklar ist laut "SZ", ob Reinhold Beckmann oder Sandra Maischberger auf den Dienstag oder Donnerstag verschoben werden. pap
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