Der Ruf nach einem Werbe-Aus bei ARD und ZDF wird mal leiser, mal lauter vorgetragen. Angesichts der rund 1,5 Milliarden Euro Mehreinnahmen, die es dank dem 2013 eingeführten Rundfunkbeitrag nun zu verteilen gibt, aktuell wieder lauter.
Die Umstellung von der GEZ-Gebühr auf den Beitrag sollte ursprünglich aufkommensneutral erfolgen – also eben nicht zu Mehreinnahmen für ARD, ZDF und Deutschlandradio führen. Eine kräftige Absenkung des Beitrags wäre daher die naheliegende Antwort auf die Frage, was mit dem Milliardensegen nun getan werden soll. Die KEF hat eine Reduzierung von 17,98 Euro auf 17,25 Euro empfohlen. Im politischen Gespräch sind derzeit 17,50 Euro. Damit bleibt Spielraum für die Forderung des privaten Rundfunk-Lagers: eine Reduktion von Werbung bis hin zum Aus.
Doch das wäre fatal. Werbungtreibende und Kunden wehren sich seit Jahren gegen solche Vorstöße, bislang erfolgreich. Denn wenn es um den schnellen Reichweitenaufbau geht, sind bestimmte Zielgruppen via Privat-TV deutlich schwerer zu erreichen als über ARD und ZDF. Wie interessant diese Zuschauer für die Werbewirtschaft sind, zeigt sich auch in den seit Jahren steigenden Werbeerlösen der ARD- und ZDF-Vermarkter. Noch heftiger wären die Folgen allerdings im Radio. Die ARD-Wellen machen rund 50 Prozent der Reichweiten aus. Viele Hörer wären für die Wirtschaft verloren und Kampagnen nur schwer auszusteuern. Darunter könnte die ganze Gattung leiden, zumindest solange die private Konkurrenz nicht mit neuen Frequenzen gestärkt wird.
Viel eher müsste daher die Frage nach einer Ausweitung der Werbezeiten gestellt werden. Sie gehört jedoch in einen weitaus größeren Kontext, nämlich in den, ob ein primär gebührenfinanziertes System in einer Zeit, in der Informationen aus aller Welt über zahlreiche Plattformen zugänglich sind, noch zeitgemäß ist. Solche Ideen laut auszusprechen, gehört hierzulande jedoch nicht zum guten Ton. Das hat die harsche Kritik am Wissenschaftlichen Beirat des Finanzministeriums gezeigt, der im Dezember eine Radikalreform des öffentlich-rechtlichen Systems forderte.
pap