Egal ob man sich mit dem FAZ-Digitalchef Mathias Müller von Blumencron, dem Gründerszene-Chefredakteur Frank Schmiechen oder Alpha-Blogger Richard Gutjahr unterhält, in einem Punkt sind sich alle drei einig: Nachrichten und Informationen werden von (vielen) jüngeren Menschen nicht mehr in einem Stück oder in langen Artikeln gelesen, sondern „häppchenweise“ – über Newsletter, Push-Meldungen, Snippets oder Beiträgen/Hinweisen von Freunden und Bekannten in sozialen Plattformen.
Die Menschen, sagt Frank Schmiechen, „fühlen sich wohl im Strom von Infos, die sie den ganzen Tag bekommen. Und sie sind in der Lage, genau herauszufiltern, was für sie wichtig ist. Sie brauchen keine Betreuung, sie sind sehr selbstständig.“
Richard Gutjahr meint: „Ich hatte gerade die Gelegenheit, eine Woche auf einem amerikanischen Campus zu verbringen und war baff, wie die Jungen dort Medien konsumieren. Sie sind top informiert, obwohl sie keinen einzigen Artikel lesen und keine einzige Fernsehsendung anschauen. Sie konsumieren den ganzen Tag Snippets, mosaikartige Informations-, Foto- und Film-Häppchen auf den diversen Messaging-Plattformen.“
Wer mit klassischen Medien sozialisiert wurde, mag über die Informationsgewinnung der künftigen Entscheider den Kopf schütteln. Fakt ist: Derzeit etabliert sich eine Generation von Digital Natives, die auch ohne Tageszeitung und die „Tagesschau“ bestens informiert sind.
Entsprechend fieberhaft experimentieren Medien mit Newsformaten für die Generation Smartphone. Wir stellen einige Paradebeispiele vor.
1. Avantgardistischer Imitator: Quartz
Seit kurzem gibt es eine englische iOS-App von Quartz. Das Besondere: Sie imitiert ein Chat in einem Messenger. Wer die App installiert hat, wird mit den Worten begrüßt: „Hey there. Thanks for trying our new app! It’s a conversation about the news – sort of like texting.“
Keine Frage: Quartz hat einen charmanten Ansatz gewählt, um Menschen, die eher Messenger-Plattformen wie WhatsApp nutzen als eine klassische Nachrichten-App, mit aktuellen News zu versorgen - auch wenn in Wahrheit keine Konversation zwischen Mensch und Maschine/Algorithmus stattfindet. Deshalb stellt sich auch die Frage, ob man nicht doch eher zum klassischen Newsletter greift, wenn man in der Straßenbahn zum Handy greift?
Entscheidend für den Erfolg der Quartz-App wird nicht die Art der Präsentation, sondern die Inhalte selbst sein. Werde ich mit den für mich wichtigsten Nachrichten versorgt? Darauf gibt auch Quartz keine überzeugende Antwort. Eine vernünftige Personalisierung wird (noch) nicht angeboten. Man kann eigentlich nur definieren, welche Notifications man erhalten will. Wählen kann man auch noch zwischen "Eilmeldungen" und "interessanten" Storys.
Fazit: Wer klassische Newslettern gewohnt ist, wird dauerhaft mit der Quartz-App seine Schwierigkeiten haben. Dagegen lässt sich natürlich einwenden: Ja, die App mag noch ein Gimmick sein, aber sie zeigt, wohin der Weg gehen könnte (auch Apples Siri war ja anfangs ein eher lustiges, als ernstzunehmendes Tool).
Facebook. Snapchat. Instagram. Vine. Twitter. Tumblr. YouTube. Es gibt kaum eine soziale Plattform, die Nowthisnews nicht mit Nachrichten versorgt. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die aktuelle Trends in sozialen Netzwerken aufspürt und es der Redaktion ermöglicht, sehr schnell Videos zu produzieren und zu veröffentlichen. Das Angebot ist noch stärker auf Social Networks ausgerichtet als Buzzfeed.
4. Für Lesefaule: Wibbitz
Die News-App Circa galt drei Jahre als das „heiße“ Ding im mobilen Journalismus. Das Konzept war eigentlich extrem vielversprechend. Das Nachrichtengeschehen wurde in kleinen, smartphone-affinen Häppchen präsentiert. Leser wurden mit Updates über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Doch 2014 ging dem Start-up das Geld aus. „Hochwertigen Content zu produzieren ist eine kostspielige Sache“, musste Mitgründer Matt Galligan zerknirscht eingestehen.
Nachrichten für die Generation Smartphone